Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wenn das alle täten ...
Einhundertzweiundzwanzig. So viele Radfahrer sind bei vier Überwachungsaktionen von der Polizei in Weingarten verwarnt oder sogar angezeigt wurden. Das sind immerhin 30,5 Fälle pro Überwachung. Leider verrät die Polizei in ihrem Bericht nicht, wie lange jede dieser Aktionen dauerte, aber allzu lang dürften sie nicht auf die Verkehrssünder gewartet haben. Denn Radfahrer – das zeigt sich leider bei der eigenen täglichen Radelei zur Arbeit jeden Tag aufs Neue – haben oft genug nicht das geringste Schuldbewusstsein. Können sich dafür aber kräftig-mächtig aufblasen, wenn sie sich im Recht fühlen.
Ein Beispiel von vielen: Hauptunfallursache – so erfahren wir aus dem Polizeibericht – ist das Befahren des Radwegs in entgegengesetzter Richtung. Das dürfte nicht nur in Weingarten so sein – auch vielen Ravensburgern scheint nicht klar zu sein, wie gefährlich ihre leichtsinnige „Istmir-doch-egal-in-welcher-Richtungdas-Fahrrad-auf-dem-Asphaltzeigt“-Haltung sein kann. So wie auf dem kurzen Stück auf der Meersburger Straße zwischen Uferstraße/ Pfannenstiel und der Schwanenstraße: Hier kommen einem auf dem Radweg, der stadteinwärts führt, ständig Falschfahrer entgegen – und erwarten, dass man ihnen Platz macht. Sollte man tunlichst auch, denn ungebremst können die Radrowdys hier locker an die 35 Stundenkilometer schnell werden. Dummerweise ist der Radweg hier ziemlich eng – ist ja auch nur für eine Richtung gedacht –, ausweichen kann man also nur auf den Gehweg. Wenn da gerade eine Mutter mit Kinderwagen unterwegs ist, dann bleibt einem meist nur noch die Vollbremsung. Gilt auch für die Autofahrer, die aus der Schwanenstraße kommend meist nur auf die linke, „richtige“Seite schauen und die Falschfahrer oft genug erst in letzter Sekunde sehen und sich dann einen gepflegten Anschiss abholen dürfen.
Muss das sein? Ist es so schwer, sich an einfachste Verkehrsregeln zu halten, die sogar Kinder auf Anhieb verstehen? Man stelle sich vor, Autofahrer würden auch nur die Fahrbahn benutzen, die gerade frei ist – einfach weil sie keine Lust haben, im Stau zu stehen oder an der roten Ampel zu warten. Gerade in diesem Fall bin ich ein Fan davon, dass reguliert, überwacht und abgemahnt wird, denn die Regeln im Straßenverkehr haben unter anderem auch den Sinn, die Teilnehmer zu schützen. Und wenn Radfahrer andere gefährden, egal ob aus Bequemlichkeit oder Gedankenlosigkeit, dann muss man sie wie Autofahrer auch verwarnen, anzeigen und zur Kasse bitten. Vielleicht können empfindliche Eingriffe in den Geldbeutel viel mehr bewirken als der Appell an die Vernunft. Leider.
Kommen Sie sicher ins und durchs Wochenende!