Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Aus Raubtieren werden Schmusekät­zchen

Zirkus Charles Knie begeistert Publikum mit klassische­n Zirkusvorf­ührungen und Tiernummer­n – Tierschütz­er demonstrie­ren gegen Tiere im Zirkus

- Von Sybille Glatz

WEINGARTEN - Seit Freitag heißt es in Weingarten wieder: „Manege frei!“Der Zirkus Charles Knie gastiert für drei Tage in der Stadt und hat auf dem Festplatz sein Zelt aufgeschla­gen. In dieses strömten bei der ersten Vorstellun­g am Freitagnac­hmittag mehr als tausend Besucher – darunter viele Kinder. Gut zweieinhal­b Stunden dauerte das abwechslun­gsreiche Programm mit 17 Vorführung­en, unterbroch­en nur von einer 20-minütigen Pause. Doch selbst da gab es etwas zu sehen. Wer wollte, konnte die Stallungen aller Zirkustier­e besichtige­n.

Hundert Tiere, 30 verschiede­ne Arten, darunter Strauße, Kängurus, Zebras, Lamas, Pferde, Löwen und Tiger. Viele der Tiere traten auch in der Manege auf. Weiße Zirkuspfer­de, exotische Rinder mit riesigen Hörnern, Kamele, Dromedare, Zebras und Lamas sprangen im Kreis und vollführte­n ihre Kunststück­e.

Für die passende Musik sorgte das Zirkusorch­ester, das live spielte, und zu der farbenfroh gekleidete Tänzerinne­n tanzten.

Darüber hinaus zeigten Akrobaten und Jongleure, was sie alles können: Sie balanciert­en auf dem Drahtseil, flogen beim Salto Mortale hoch durch die Luft, jonglierte­n mit Bällen und Kegeln, zeigten auf Rollschuhe­n waghalsige Tricks.

Bei den Kindern war besonders der Clown beliebt. Für seine komischen Nummern holte er sich gern Verstärkun­g aus dem Publikum, spannte mit Vorliebe gestandene Männer für seine Späße ein, zog ihnen rosafarben­e Röckchen oder knallige Warnwesten an – sehr zur Freude der Kinder. Doch der Höhepunkt der Vorstellun­g war sicherlich Alexander Lacey mit seinen Raubtieren.

Das Zelt ist dunkel. Hin und wieder sieht man die Umrisse eines Löwen oder eines Tigers vorbeihusc­hen. Das Publikum wartet gespannt. Das Solo einer E-Gitarre erklingt, treibt die Spannung noch höher. Das Licht geht an und vor dem erstaunten Publikum sitzen zwölf ausgewachs­ene Raubtiere. Auf ein Zeichen des Dompteurs richten sich die Tiere auf und machen Männchen. Lacey dirigiert die Löwen und Tiger mit Leichtigke­it durch die Manege, lässt sie übereinand­er springen, sich auf den Boden legen oder sogar ihm ein Küsschen geben. Nur hin und wieder erinnert ein verärgerte­s Fauchen daran, dass es sich um gefährlich­e Raubkatzen handelt. Für die Raubtiernu­mmer wurde ein Zaun um die Manege errichtet. Der Zirkusdire­ktor bittet die Eltern, auf ihre Kinder aufzupasse­n und sie daran zu hindern, eine Hand durch das Gitter zu strecken. Die Warnung kommt nicht von ungefähr, denn die vordersten Plätze sind nur circa eineinhalb bis zwei Meter von den Tieren entfernt.

Das Publikum ist begeistert. Lacey ruft: „Habt ihr Spaß?“und tausend Kinder und Erwachsene schreien zurück „Ja!!!“Den Spaß kann auch nicht die Handvoll Demonstran­ten trüben, die vor dem Zirkuseing­ang mit Plakaten gegen Tiere im Zirkus demonstrie­rt, bewacht von einer Handvoll Polizisten. In seinem Magazin beteuert der Zirkus, dass seine Tiere glücklich seien: „Unsere Tierlehrer und -pfleger haben ein partnersch­aftliches Verhältnis zu den Tieren. Kein Tier wird gezwungen etwas zu tun, was es nicht will“. Darüber hinaus weist der Zirkus daraufhin, dass der Tierbestan­d in jeder Stadt von der Veterinärb­ehörde überprüft werde – und damit um ein Vielfaches öfter als andere Betriebe, die Tiere züchten.

Weitere Vorstellun­gen sind am Samstag, 1. September, um 16 und 20 Uhr; Sonntag, 2. September, um 11 und 15 Uhr

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FOTO: SYBILLE GLATZ Höhepunkt der Vorstellun­g ist die Raubtiernu­mmer.

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