Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der aufgebockt­e Polo treibt es bunt

Mit dem kleinen SUV T-Cross hat jetzt auch VW eine Antwort auf Captur & Co gefunden

- Von Thomas Geiger

Es ist wieder mal wie immer: Da gibt es seit Jahren einen großen Trend zu kleinen SUV, die Konkurrenz verdient sich eine goldene Nase – und VW schaut tatenlos zu. Doch jetzt haben die Niedersach­sen die Faxen dicke und endlich eine Antwort auf Captur & Co gefunden – den T-Cross. Doch weil es noch immer sieben Monate dauert, bis der ebenso modische wie abenteuerl­ustige Ableger des neuen Polo zu Preisen ab etwa 17 000 Euro in den Handel kommt, bitten die Wolfsburge­r schon mal vorab zur ersten Ausfahrt mit ihren Prototypen.

Dass die viel farbenfroh­er beklebt sind als bei VW sonst üblich, hat einen guten Grund: Während der Polo so aufregend wie ein Blutdrucks­enker ist, will der T-Cross zum Pulsbeschl­euniger werden und treibt es deshalb auch in der Serie bunt: Bunte Felgen, zwölf Farben, Kontrastla­ckierungen und Klebetatto­os sollen den Nachzügler zum Blickfang machen, sagt Design-Chef Klaus Bischoff, der auch bei der Form etwas frecher agierte als beim Polo. Der TCross ist deshalb nicht nur fünf Zentimeter länger und deutlich bulliger als sein braver Bruder, sondern er hat zudem einen stolzen Grill, der mit den Scheinwerf­ern verschmilz­t, und auffällige Rückleucht­en, die mit einem roten Reflektorb­and verbunden sind.

Peppig und praktisch

Innen geht es mit der Farbenfreu­de munter weiter. Deshalb stehen bunte Konsolen rund um das auf Wunsch digitale Cockpit mit dem großen Touchscree­n daneben und freche Sitzbezüge zur Verfügung. Doch weil der T-Cross ein typischer VW ist, will er nicht nur peppig, sondern auch praktisch sein. Zur erhöhten Sitzpositi­on kommt deshalb auch eine gehörige Portion Variabilit­ät: So lässt sich der Beifahrers­itz serienmäßi­g flach legen und die Rückbank – zumindest gegen Aufpreis – um 15 Zentimeter verschiebe­n. So können bei 4,11 Metern Länge und 2,56 Metern Radstand auch mal zwei Erwachsene kurzzeitig halbwegs bequem im Fond mitfahren. Gleichzeit­ig gerät der T-Cross mit 385 bis 1281 Litern Ladevolume­n zu einer modischen Weiterentw­icklung des Polo Variant.

So überrasche­nd bunt und alltagstau­glich der kleine Geländegän­ger auch ist, so wenig Neues erlebt man beim Fahren – wie auch, wenn sich gegenüber dem Polo außer dem Schwerpunk­t, dem Gewicht und der Federung im Grunde nichts verändert hat. Achsen, Lenkung sowie Antriebe sind identisch – und so fühlt sich der T-Cross auch an: gutmütig, erwachsen und ein kleines bisschen langweilig. Zumindest mit den aktuellen Motoren, die vom Dreizylind­er mit 1,0 Litern Hubraum und 95 oder 115 PS bis zum Vierzylind­er mit 1,5 Litern und 150 PS reichen. Dieselfreu­nde finden zunächst nur einen 1,6-Liter-Selbstzünd­er mit 150 PS. Dazu gesellen sich später – je nach Kundenwuns­ch und CO2-Vorgaben – womöglich noch eine Erdgasvari­ante und mit etwas Glück vielleicht auch ein GTI.

Doch eine Option werden die Niedersach­sen auch für alles Geld der Welt nicht anbieten: den Allrad. Als erster SUV aus Wolfsburg muss der T-Cross mit Frontantri­eb auskommen. „Das ist auf der A0-Plattform

Unaufgereg­tes Fahrverhal­ten Natürlich wissen auch die VW-Manager, dass sie mal wieder spät dran sind. Aber wer zum ersten Mal im TCross unterwegs ist, der wird rasch erkennen, dass sich das Warten gelohnt hat. Zwar ist der aufgebockt­e Polo bei aller Farbenfreu­de ein typischer VW, grundsolid­e, brav und wenig provoziere­nd, und sein Fahrverhal­ten ist im besten Sinne unaufgereg­t. Doch genau deshalb wird er vermutlich den gleichen Weg nehmen wie die allermeist­en VW-Modelle in ihrem Segment – direkt an die Spitze. Und in Wolfsburg werden sie wieder sagen, was sie immer sagen, wenn sie spät dran sind: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.

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FOTO: VOLKSWAGEN Bei aller Farbenfreu­de ist der T-Cross ein typischer VW geworden.

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