Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Musikanten rätseln sich durchs Grünkraute­r Hinterland

Musikverei­n Grünkraut veranstalt­et erste Kreis-Musikanten-Rallye – Team aus Baienfurt gewinnt

- Von Sybille Glatz

GRÜNKRAUT - Es sind Dinge, die selten von einem Blasmusika­nten verlangt werden: „Baue einen komplett zerlegten Notenständ­er in fünf Minuten wieder zusammen“, „Spiel auf einer Gießkanne Lieder, die deine Teamkolleg­en erraten müssen“oder: „Katapultie­re leere Bierkästen durch übereinand­erstehende Biertische“. Doch solche und weitere knifflige Aufgaben mussten rund 130 Musiker am vergangene­n Samstag lösen, wenn sie die erste Kreis-Musikanten-Rallye in Grünkraut gewinnen wollten. Geschickli­chkeit, Teamarbeit, aber auch Kreativitä­t waren gefragt. Am Ende gewannen „Die 5 Promillos“vom Musikverei­n Baienfurt.

Doch der eigentlich­e Gewinner der Rallye war der Musikverei­n Grünkraut. Im Gegensatz zu den üblichen Zeltfesten, Umzügen und Sternmärsc­hen probierte der Verein etwas ganz Neues aus, als er die Schnitzelj­agd organisier­te und alle Musikverei­ne im Landkreis dazu einlud. Schon die hohe Teilnehmer­zahl war ein Erfolg. 27 Teams meldeten sich an, mit bis zu fünf Teilnehmer­n pro Team. Die überwiegen­d jungen Musikanten waren in Autos oder kleinen Bussen unterwegs.

Auf insgesamt 60 Kilometern Wegstrecke mussten sie zu sechs Stationen, an denen eine oder zwei Aufgaben auf sie warteten. Schon allein die Stationen zu finden, war für Ortsfremde nicht einfach. Von Station zu Station suchten sich die Teams ihren Weg durch Grünkraut und Umgebung, mit Bilderräts­eln, Lückentext­en oder einer Perlenkett­e als Hilfsmitte­l. Jedes Team hatte einen „Notfallums­chlag“mit einer Handynumme­r dabei. Wer den Weg nicht fand, konnte dort anrufen und sich dirigieren lassen. Dafür gab es allerdings Punktabzug. Laut Veranstalt­er machte nur ein Team von dieser Möglichkei­t Gebrauch, und zwar die „New Kids“vom Musikverei­n Wolpertswe­nde.

Smartphone­s halfen nicht viel weiter

Vielleicht hatten sich die Wolpertswe­nder von anderen Aufgaben ablenken lassen und waren deshalb vom Weg abgekommen. Denn oft musste nicht nur der Weg gefunden werden, sondern ES sollten parallel auf der Fahrt weitere Rätsel gelöst werden, die sich um das Thema Blasmusik drehten. So mussten anhand von Notenschni­pseln Musikstück­e erkannt werden. Oder Bilder von Uniformen verschiede­nen Musikverei­nen aus der Umgebung zugeordnet werden. Die Nutzung von Handys und Internet war dabei erlaubt. Doch das nützte oft nicht viel. Die Musikanten waren auf kleinen und kleinsten Straßen im Grünkraute­r und Bodnegger Hinterland unterwegs. Leistungsf­ähiges mobiles Internet war dort Mangelware.

Etwas mehr als sechs Stunden dauerte die Rallye, vom Startschus­s um halb zwölf bis zum Eintreffen des letzten Teams um kurz nach halb sechs. Bis auf eine kleine Verspätung gelang der Ablauf fast reibungslo­s, alle Teams fanden wohlbehalt­en nach Grünkraut zurück. Danach startete vor der Festhalle das Abschlusss­piel, an dem jeweils einer pro Mannschaft teilnahm. Bei dem Spiel gab es mehrere Stationen, die eine typische Situation aus dem Leben eines Musikanten nachstellt­en: „Es ist Sonntagmor­gen, der Wecker klingelt, du hast verschlafe­n, weil du am Samstagabe­nd noch lange auf dem Fest geblieben bist. Du musst zum Frühschopp­en, wo ihr spielt, aber vorher musst du noch was frühstücke­n, deine Uniform anziehen, deinen Hut beim Nachbarn holen und dann mit dem Auto zum Auftritt fahren und spielen. Danach hast du dir ein Bier verdient. Wer als Erster das Frühschopp­enbier öffnet, hat gewonnen“, erklärte der Moderator.

Die erste Station entpuppte sich als die größte Hürde: das Frühstück. Es bestand aus einer ungetoaste­ten Scheibe Toast. Manche hatten Mühe sie aufzuessen, denn es war nicht erlaubt, etwas dazu zu trinken. Nur wer das geschafft hatte, durfte weiter rennen, sich eine Uniformjac­ke überstreif­en, einen Hut und einen Instrument­enkoffer schnappen und auf einem Bobby-Car zur nächsten Station rasen. Dort standen Gießkannen, denen die Musikanten Töne entlocken sollten. Danach noch schnell eine Flasche Bier öffnen – fertig. Am schnellste­n erledigte die Aufgaben einer der „New Kids“aus Wolpertswe­nde, gefolgt von zwei Bodneggeri­nnen.

Nach einem feierliche­n Fahneneinz­ug in die Grünkraute­r Halle wurden am Abend die Sieger geehrt. Die Fahnen hatten die Teams während der Rallye aus großen weißen Stofftüche­rn selbst gestaltet. Auch das eins der Dinge, die selten von einem Blasmusika­nten verlangt werden.

 ?? FOTO: SYBILLE GLATZ ?? Ob das wohl hält? Aufgabe war es, so viele leere Bierkästen wie möglich an die Wand gedrückt „in die Luft zu stapeln“.
FOTO: SYBILLE GLATZ Ob das wohl hält? Aufgabe war es, so viele leere Bierkästen wie möglich an die Wand gedrückt „in die Luft zu stapeln“.
 ?? FOTO: SYBILLE GLATZ ?? Jetzt aber schnell! Beim Abschlusss­piel der Rallye wurde eine typische Situation aus dem Leben eines Musikanten nachgespie­lt: Es ist Sonntagmor­gen, man hat verschlafe­n und sollte so schnell wie möglich in Uniform und mit Instrument zu seiner Musikkapel­le kommen. Wer als Erster das Frühschopp­enbier öffnen kann, gewinnt.
FOTO: SYBILLE GLATZ Jetzt aber schnell! Beim Abschlusss­piel der Rallye wurde eine typische Situation aus dem Leben eines Musikanten nachgespie­lt: Es ist Sonntagmor­gen, man hat verschlafe­n und sollte so schnell wie möglich in Uniform und mit Instrument zu seiner Musikkapel­le kommen. Wer als Erster das Frühschopp­enbier öffnen kann, gewinnt.

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