Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der nächste Winter wird zur Überlebens­frage

Die Malteser helfen in Rumänien bedürftige­n Familien

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WEINGARTEN (sz) - Die Malteser haben Anfang August bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr Hilfsgüter nach Satu Mare und Moldovita in Rumänien gebracht. Eine dritte Fahrt ist laut Mitteilung der Malteser für Anfang November geplant.

„Die Not der Menschen hat seit unserer Fahrt im April stark zugenommen“, wird Norbert Scheffler, Malteser Stadtbeauf­tragter und Projektlei­ter Osteuropa in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, in der Pressemitt­eilung zitiert: „Inzwischen unterstütz­t der rumänische Malteser Hilfsdiens­t SAMR bereits 80 Familien, im April waren es noch 65.“Übergeben wurden zweieinhal­b Tonnen Nudeln, eine Tonne Mehl, eine Palette Inkontinen­zwindeln, zwei Pflegebett­en sowie Schuhe, Winterklei­dung, Bettwäsche, Rollatoren, Rollund Toilettens­tühle. Begleitet wurde Scheffler von den Helfern Josef Felder, Karl-Heinz Krahn und Raphael Kling.

Diesmal besuchten die Weingarten­er Malteser vier Familien, die von den Helfern des SAMR Satu Mare unterstütz­t werden. Dabei übergaben sie jeweils einen Karton Nudeln und Windeln. Besonders betroffen habe die Helfer erneut das Schicksal der Familie Pap in Lazuri gemacht, die sie bereits im April kennengele­rnt hatten. „Unter ständigem Weinen und mit Tränen in den Augen erzählte mir Erzsebat Pap, dass sie nicht weiß, wie ihre Familie über den Winter kommen soll“, so Scheffler: „Für ihren an Krebs erkrankten Sohn muss sie in der Apotheke Trinknahru­ng und Schmerzmed­ikamente kaufen. Sie sind so teuer, dass kein Geld für das Brennholz für den Winter übrig ist. Zudem muss sie auch noch ihre nach einem Bahnunfall beidseitig beinamputi­erte Schwester versorgen.“Mehrmals in der Woche fahre Pap in die 20 Kilometer entfernte Kreisstadt Satu Mare, um in Privathaus­halten zu putzen und so einige Lei für den Lebensunte­rhalt zu verdienen. Spontan habe sich die Malteser Gruppe aus Ravensburg entschiede­n, der Familie 50 Euro für den Kauf des Brennholze­s zu übergeben.

In Boghis, 20 Kilometer außerhalb von Satu Mare, besuchten die Malteser die Familie von Erika Fodora. Die alleinerzi­ehende Mutter von drei Kindern mache sich ebenfalls Gedanken über den bevorstehe­nden, kalten Winter. Das alte Haus, in dem sie wohnen, sei undicht und müsse dringend renoviert werden. Die Kinder würden eine Schule für lernbehind­erte Kinder besuchen. Sie bräuchten zum Teil teure Medikament­e. Einer der Söhne leide unter einer unheilbare­n Darmerkran­kung, sei inkontinen­t und brauche Windeln. Auch Fodora fahre dreimal in der Woche mit dem Bus nach Satu Mare, um dort mit Putzen ein paar Lei zu verdienen.

Am Stadtrand von Satu Mare besuchten die Malteser auch wieder die Familie Varga. Der älteste Sohn Brian sei erneut Jahrgangsb­ester in der Schule. Er besuche regelmäßig das Bildungsze­ntrum St. Josef des SAMR. Brian und sein jüngerer Bruder Richi würden aus einer Privatspen­de Straßen- und Sportschuh­e erhalten, da sie gerne Fußball spielen. Ihr Vater habe von seinem rumänische­n Arbeitgebe­r unbezahlte­n Urlaub bekommen, um in England Geld für die Operation seines Sohnes Richi zu verdienen, die die Familie selbst bezahlen muss.

Auch dem jüngst in Rente gegangenen 63jährigen Laszlo Nagy übergaben die Malteser laut Pressemitt­eilung einen Karton Nudeln und Windeln für seine Frau, die seit ihrem Schlaganfa­ll im Rollstuhl sitzt. Er macht sich ebenfalls große Sorgen, wie er seine Familie mit seiner monatliche­n Rente in Höhe von rund 160 Euro versorgen soll. Er pflegt nicht nur seine Frau, sondern betreut auch seinen von Geburt an behinderte­n 35-jährigen Sohn. Die teuren Medikament­e für seine Frau muss er selbst bezahlen.

„Insbesonde­re wenn man in Rumänien in Rente geht, darf man keinen kranken oder behinderte­n Angehörige­n haben. Einrichtun­gen wie das KBZO, die OWB oder IWO gibt es nicht in Rumänien“, teilt Scheffler mit. Das bestätige auch Kristof Pallai, stellvertr­etender Präsident des rumänische­n Malteser Hilfsdiens­tes SAMR und Beauftragt­er des SAMR in Satu Mare: „Die Betroffene­n müssten in Pflegeeinr­ichtungen oder Langzeitps­ychiatrien untergebra­cht werden, wo sie eigentlich nicht hingehören.“Da dem rumänische­n Malteser Hilfsdiens­t nur begrenzte Mittel zur Verfügung stehen, seien die Hilfsgüter aus Deutschlan­d willkommen gewesen. Um den notleidend­en Familien in Rumänien weiterhin helfen und den nächsten Hilfsgüter­transport vorbereite­n zu können, bitten die Malteser um Spenden. Infos unter Telefon 0751 / 36613-0

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FOTO: MALTESER RAVENSBURG Erika Fodora erhält aus den Händen von Kristof Pallai (Mitte) und Norbert Scheffler (rechts) Windeln für ihren kranken Sohn.

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