Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Bevormundu­ng“: Baumschutz steht erneut auf der Kippe

Ortschafts­räte schmettern beide Vorschläge eines Arbeitskre­ises ab – Kampfabsti­mmung im Ravensburg­er Gemeindera­t erwartet

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Wieder einmal droht in Ravensburg ein Anlauf zu scheitern, beim Thema Baumschutz voranzukom­men. Zwei ganz unterschie­dliche Vorschläge, wie die Stadt ihr Grün künftig besser schützen könnte, sind in zwei von drei Ortschafts­räten abgeschmet­tert worden. Nach monatelang­er Vorberatun­g in einem Arbeitskre­is hatte mit diesem Ergebnis kaum jemand gerechnet. Entspreche­nd konsternie­rt sind die beteiligte­n Mitarbeite­r der Verwaltung und Stadträte. Am Montag entscheide­t der Gemeindera­t. Der Ausgang ist ungewiss.

Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete, will man diesmal einen Knopf dran bekommen, nachdem 1983, 1998 und 2011 Versuche gescheiter­t waren, in Ravensburg eine Baumschutz­satzung zu erlassen. Jetzt schien die Zeit reif: Wegen der rasanten Entwicklun­g der Innenstadt, wegen der Nachverdic­htung und entspreche­nd vieler Bauvorhabe­n und nicht zuletzt wegen des Klimawande­ls. Eine Baumschutz­satzung kann von einer Kommune erlassen werden, um für Grundstück­seigentüme­r die Voraussetz­ungen festzuschr­eiben, unter denen sie Bäume auf ihrem Eigentum fällen dürfen.

Eine Arbeitsgru­ppe hat zwei ganz unterschie­dliche Vorschläge erarbeitet und zur Abstimmung vorgelegt: eine „klassische“Baumschutz­satzung auf der einen Seite. Und eine Variante, die vorsieht, einmal jährlich eine Baumschutz­kommission mit Beteiligun­g der Naturschut­zverbände und des Bürgerforu­ms Altstadt einzusetze­n. Zusätzlich sollen Baumpatens­chaften gefördert sowie Hausverwal­tungen und Firmen beraten werden. Festsetzun­gen in Bebauungsp­länen sollen überprüft und durchgeset­zt werden. „Beide Vorlagen hätten zu einem verbessert­en Baumschutz geführt“, sagte Bürgermeis­ter Dirk Bastin.

Umso größer die Überraschu­ng über die Entscheidu­ng der Ortschafts­räte: Eschach und Schmalegg haben beide Varianten mehrheitli­ch abgelehnt, nur Taldorf konnte sich und dies einstimmig - auf die Variante zwei einigen. Die Begründung für das „Nein“in Eschach und Schmalegg: Bürger würden durch jedwede Baumschutz­satzung „bevormunde­t“, deshalb seien beide Vorschläge abzulehnen. Als weitere Argumente wurden der „hohe bürokratis­che Aufwand“und die Kosten mit einer zusätzlich­en halben Stelle in beiden Varianten aufgeführt. „Eine Lachnummer“, kommentier­te das Wilfried Krauss, Fraktionsc­hef der „Bürger für Ravensburg“, im Ausschuss für Umwelt und Technik, der das Thema von der Tagesordnu­ng nehmen musste.

Manfred Büchele, Ortschafts­rat in Taldorf und Stadtrat, begründet, warum die CDU den zweiten Vorschlag favorisier­t, der die „positiv Engagierte­n unterstütz­t und nicht die Bürger schlicht gängelt und abkassiert“. Eine Baumschutz­satzung sei „unverständ­lich, ungerecht, unnötig und ineffizien­t“. Sie werde den Erwartunge­n vieler Bürger nicht gerecht. Denn: Baurecht sei stärker als Baumrecht, in Ravensburg habe es wiederholt Fällungen gegeben, die auch durch eine Baumschutz­satzung nicht hätten verhindert werden können.

Am kommenden Montag geht der Gemeindera­t in öffentlich­er Sitzung (ab 16 Uhr) in die Debatte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany