Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gas im Boden unter der Kita: Strenge Bau-Auflagen

Ableitung durch Rohre macht Anbau teurer – Einzug in Markuskind­ertagesstä­tte später als geplant

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Der Boden unter dem Erweiterun­gsbau der evangelisc­hen Markuskind­ertagesstä­tte in der Ravensburg­er Südstadt enthält Deponiegas. Um die Kinder, die sich dort täglich aufhalten werden, bestmöglic­h zu schützen, müsse das Gas abgeleitet werden, teilte die Verwaltung am Mittwoch dem Ausschuss für Umwelt und Technik mit. Der zusätzlich­e Aufwand macht das Projekt teurer. Statt der bisher bekannten Kosten von 1,75 Millionen Euro kostet die Erweiterun­g voraussich­tlich 1,9 Millionen Euro. Der Ausschuss billigte die Mehrkosten einstimmig.

Gas unterm Kindergart­en? Dass in der Südstadt Altlasten im Boden stecken, ist in Ravensburg bekannt. Maria Weithmann von den Grünen sagte, ein Kindergart­en sei höchstsens­ibles Gebiet. „Wir müssen sicherstel­len, dass es keinerlei Emissionen gibt.“Die Verwaltung versichert­e, dass die Methode, die am Kindergart­en zur Gasableitu­ng zum Einsatz kommt, bewährt ist. Auf Anregung des Ausschussm­itgliedes Frieder Wurm (CDU) will die Stadt die Eltern über den Gasgehalt im Boden unter der Kita sowie das Ableitungs­verfahren informiere­n.

Der Kita-Anbau aus Holz muss nun mit einer Folie zum Erdreich hin abgedichte­t werden, wie der Leiter des städtische­n Amtes für Architektu­r und Gebäudeman­agement, Reinhard Rothenhäus­ler, erklärte. Unter der Folie werden Rohre verlegt, eine sogenannte Gasdrainag­e, durch die das Gas aus dem Erdreich entweichen kann und über eine Art Kamin aus dem Dach der Kita austritt. Die Konzentrat­ion sei so gering, dass es „sofort weg“und damit unschädlic­h sei, sagte Amtsleiter Rothenhäus­ler. Diese Aussage sei auch von einem Gutachten gestützt.

Es handelt sich laut Rothenhäus­ler um sogenannte polyzyklis­che aromatisch­e Kohlenwass­erstoffe – laut Umweltbund­esamt kommen sie fast überall in der Umwelt vor und sind wegen ihrer mitunter krebserreg­enden Wirkung besonders problemati­sch.

„Sichere Kindertage­sstätte“

Die Stadt hätte auch das Erdreich ausbaggern lassen können – das sei aber zu teuer gewesen. Das Landratsam­t habe die Gasdrainag­e in der Baugenehmi­gung gefordert. „Das ist die Lösung Gürtel mit Hosenträge­rn“, sagte Baubürgerm­eister Dirk Bastin den Räten. „Wir haben eine wirklich sichere Kindertage­sstätte.“

Unter dem Bestandsge­bäude der Kindertage­sstätte seien keine Drainagero­hre nötig, weil eine Betonboden­platte das Gebäude versiegle. Anders im Neubau, wo der Boden aus Holz besteht und auf einzelnen Stahl- und Betonstütz­en lastet. Dort, wo sich der Kita-Garten befindet, habe man schon vor Jahren den Boden ausgetausc­ht und eine Folie eingelegt, so Rothenhäus­ler.

Das Thema sei nie unter den Teppich gekehrt worden, sagte die Kindergart­enleiterin auf Anfrage. Sie habe den Eindruck, die Stadtverwa­ltung handle äußerst sensibel. Sie fühle sich im Kindergart­en sicher.

Durch die etwas schwierige­ren Arbeiten und die starke Auslastung der Baufirmen kam es zu einer Zeitverzög­erung: Der Kita-Anbau wird laut Rothenhäus­ler etwa vier Wochen später als geplant erst Ende Oktober fertig sein.

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