Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gas im Boden unter der Kita: Strenge Bau-Auflagen
Ableitung durch Rohre macht Anbau teurer – Einzug in Markuskindertagesstätte später als geplant
RAVENSBURG - Der Boden unter dem Erweiterungsbau der evangelischen Markuskindertagesstätte in der Ravensburger Südstadt enthält Deponiegas. Um die Kinder, die sich dort täglich aufhalten werden, bestmöglich zu schützen, müsse das Gas abgeleitet werden, teilte die Verwaltung am Mittwoch dem Ausschuss für Umwelt und Technik mit. Der zusätzliche Aufwand macht das Projekt teurer. Statt der bisher bekannten Kosten von 1,75 Millionen Euro kostet die Erweiterung voraussichtlich 1,9 Millionen Euro. Der Ausschuss billigte die Mehrkosten einstimmig.
Gas unterm Kindergarten? Dass in der Südstadt Altlasten im Boden stecken, ist in Ravensburg bekannt. Maria Weithmann von den Grünen sagte, ein Kindergarten sei höchstsensibles Gebiet. „Wir müssen sicherstellen, dass es keinerlei Emissionen gibt.“Die Verwaltung versicherte, dass die Methode, die am Kindergarten zur Gasableitung zum Einsatz kommt, bewährt ist. Auf Anregung des Ausschussmitgliedes Frieder Wurm (CDU) will die Stadt die Eltern über den Gasgehalt im Boden unter der Kita sowie das Ableitungsverfahren informieren.
Der Kita-Anbau aus Holz muss nun mit einer Folie zum Erdreich hin abgedichtet werden, wie der Leiter des städtischen Amtes für Architektur und Gebäudemanagement, Reinhard Rothenhäusler, erklärte. Unter der Folie werden Rohre verlegt, eine sogenannte Gasdrainage, durch die das Gas aus dem Erdreich entweichen kann und über eine Art Kamin aus dem Dach der Kita austritt. Die Konzentration sei so gering, dass es „sofort weg“und damit unschädlich sei, sagte Amtsleiter Rothenhäusler. Diese Aussage sei auch von einem Gutachten gestützt.
Es handelt sich laut Rothenhäusler um sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – laut Umweltbundesamt kommen sie fast überall in der Umwelt vor und sind wegen ihrer mitunter krebserregenden Wirkung besonders problematisch.
„Sichere Kindertagesstätte“
Die Stadt hätte auch das Erdreich ausbaggern lassen können – das sei aber zu teuer gewesen. Das Landratsamt habe die Gasdrainage in der Baugenehmigung gefordert. „Das ist die Lösung Gürtel mit Hosenträgern“, sagte Baubürgermeister Dirk Bastin den Räten. „Wir haben eine wirklich sichere Kindertagesstätte.“
Unter dem Bestandsgebäude der Kindertagesstätte seien keine Drainagerohre nötig, weil eine Betonbodenplatte das Gebäude versiegle. Anders im Neubau, wo der Boden aus Holz besteht und auf einzelnen Stahl- und Betonstützen lastet. Dort, wo sich der Kita-Garten befindet, habe man schon vor Jahren den Boden ausgetauscht und eine Folie eingelegt, so Rothenhäusler.
Das Thema sei nie unter den Teppich gekehrt worden, sagte die Kindergartenleiterin auf Anfrage. Sie habe den Eindruck, die Stadtverwaltung handle äußerst sensibel. Sie fühle sich im Kindergarten sicher.
Durch die etwas schwierigeren Arbeiten und die starke Auslastung der Baufirmen kam es zu einer Zeitverzögerung: Der Kita-Anbau wird laut Rothenhäusler etwa vier Wochen später als geplant erst Ende Oktober fertig sein.