Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der Martin-Luther-Kindergarten ist umgebaut
Die Stadt Weingarten hatte gute Gründe, keine weiteren Betreuungsplätze zu schaffen
WEINGARTEN - Die Kinder des Martin-Luther-Kindergartens haben im Laufe der vergangenen elf Monate vieles über Maurerhandwerk und Architektur gelernt. Sie duften nämlich den Umbau ihres Kindergartens ganz genau beobachten und auch schon mit dem Maurer üben.
Ende August hat der Kindergarten seinen Betrieb in den neuen Räumlichkeiten wieder aufgenommen. Offiziell eingeweiht wird er gemeinsam mit dem neu gebauten Gemeindehaus am 10. November, dem Geburtstag seines Namensgebers Martin Luther.
Betritt man den Gruppenraum im Martin-Luther-Kindergarten, ist es ungewöhnlich ruhig. Obwohl die Kinder sich am Frühstückstisch unterhalten und andere Kinder spielen, vermittelt die Geräuschkulisse nicht den Eindruck, dass man sich mit 15 Kindern in einem Raum befindet. Das liegt an der neuen Akustikdecke, erklärt Lore Hofer, Leiterin des Kindergartens, stolz.
Seit vergangenem Oktober hat sich hier viel getan: Das angrenzende Gemeindehaus wurde abgerissen und durch ein neues Gebäude ersetzt. Der Kindergarten bekam einen vom Gemeindehaus unabhängigen Eingang, einen neuen Waschraum mit Wickelmöglichkeit und wurde brandschutztechnisch auf den neuesten Stand gebracht.
Außerdem wurden zusätzliche Wände eingezogen, um den Schlafund Malraum vom Gruppenraum abzutrennen, und der Außenbereich wurde neu gestaltet. Der Umbau sei notwendig gewesen, sagt Pfarrer Stephan Günzler: „1951 gebaut ist er der zweitälteste Kindergarten in Weingarten und war in die Jahre gekommen.“
Kosten belaufen sich auf rund zwei Millionen Euro
Im Zuge des Umbaus wurde auch darüber nachgedacht, mehr Betreuungsplätze zu schaffen. Allerdings hätte das die Stadt 800 000 Euro und den Kindergarten seinen Außenbereich für die Baufläche gekostet. Außerdem hätten die Kinder dann in der Nähe der Straße spielen müssen. „Darum bleiben wir bei einer Gruppe und haben die baulichen Möglichkeiten für einen Ganztagesbetrieb geschaffen“, erklärt Günzler. So habe die Stadt 550 000 Euro weniger für den Umbau bezahlen müssen.
Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Arbeiten an Gemeindehaus und Kindergarten auf rund zwei Millionen Euro, sagt Günzler. Davon mache der Umbau des Kindergartens gut ein Viertel aus. Neben den 250 000 Euro von der Stadt habe das Land das Projekt mit 30 000 Euro mitfinanziert. Dazu kamen laut Günzler noch 175 000 Euro Spendengelder, den Rest müssen Gemeinde und Landeskirche finanzieren.
Lore Hofer freut sich darüber, dass der Kindergarten eingruppig bleibt: „Das hat den Vorteil, dass es sehr familiär und übersichtlich für die Kinder ist“, erklärt sie. In der Gruppe, die hier betreut wird, befinden sich Kinder von drei Jahren bis zur Einschulung. Die altersgemischte Gruppe funktioniere gut, so lernen die Kinder voneinander, so Hofer.
Gelernt haben die Kinder aber auch von den Handwerkern, die den Kindergarten und das Gemeindehaus umbauen. Die Kinder durften den gesamten Umbau begleiten. Die Handwerker wurden in die Gruppe eingeladen, und Lore Hofer und ihre Kindergartengruppe besuchten den Architekten.
Absoluter Renner sei der Maurer gewesen, der den Kindern sein Handwerk erklärte. Für das Richtfest des Gemeindehauses schmückten die Kinder sogar den Richtbaum bei minus 13 Grad. „Die Kinder haben alles miterlebt. Das ist ihr Gemeindehaus und ihr Kindergarten“, sagt Lore Hofer stolz.