Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hopfenernte fällt schlechter aus als erwartet
Zwischenbilanz: Trockenheit und Schädlinge haben Menge und Qualität geschadet
TETTNANG - Die 43 900 Zentner Hopfen, die bei der Ernteschätzung im August prognostiziert wurden, werden nicht erreicht. Davon ist Jürgen Weishaupt, Geschäftsführer des Tettnanger Hopfenpflanzerverbands, überzeugt. Inzwischen sind etwas mehr als 46 Prozent der geschätzten Erntemenge erreicht.
2017 haben die Hopfenpflanzer des Tettnanger Anbaugebiets noch 45 409 Zentner geerntet. Doch obwohl die Altfläche in diesem Jahr rund 70 Hektar größer war, ist das Ergebnis schlecht. Schuld daran war das durchgehende heiße und trockene Wetter. „Es war eine sehr ambitionierte Schätzung, das haben wir damals schon gemerkt“, sagt Weishaupt. Doch ganz schlechtreden will er das Hopfenjahr 2018 nicht. Manche Sorten und Gärten hätten sehr gute Ergebnisse geliefert, erklärt er. „In diesem Jahr gibt es keinen Durchschnitt, das Spektrum bei Qualität und Menge ist einfach viel größer“, sagt er. Sehr zufrieden ist Weishaupt mit der Sorte Tettnanger. Der Aromahopfen habe sehr gut abgeschnitten und sei von hoher Qualität. Tettnanger wird auf mehr als 50 Prozent der Fläche angebaut. Die zweitgrößte Sorte, Herkules, enttäuscht hingegen. Hier habe man sowohl bei der Menge als auch beim Gehalt der Bitterstoffe mehr erwartet. „Bislang dachten wir, dass die Sorte Tettnanger eher unter dem extremen Wetter leidet. Es sieht so aus, als hätte sich das umgedreht“, sagt Jürgen Weishaupt. Der Hopfen leidet wegen der Hitze nicht nur äußerlich, zum Beispiel unter Spinnmilben und Blattläusen. Im Inneren ist das extreme Jahr an den Bitterstoffen messbar, die hinter den Erwartungen zurückbleiben. „Für Bitterstoffe braucht es Wasser und Wärme. Das Wasser hat eindeutig gefehlt.“Wie viel das Ergebnis von der Schätzung abweicht, soll bis Mitte Oktober bekannt sein.
Doch einfach auf eine neue Sorte umstellen, das geht nicht. Hopfen sei eine langwierige Sache, und Verträge zwischen den Hopfenpflanzern und dem Handel werden auch über lange Zeiträume geschlossen, so Weishaupt. Auch überall zu bewässern, sei schwierig, weil die Wasserentnahme sehr restriktiv geregelt werde. Elf Prozent der Anbaufläche werden bislang bereits bewässert, so Weishaupt. Für eine flächendeckende Bewässerung bräuchte es nach Ansicht des Hopfenpflanzerverbands einen Zugang zum Bodensee.
Ebenfalls problematisch sieht er den Einsatz immer strengerer Regeln bei Pflanzenschutzmitteln. Hier wünscht er sich Abhilfe, damit sich die Hopfenpflanzer besser gegen Schädlinge wehren können.
Derzeit stehen die letzten Hopfengärten kurz vor der Ernte. Und trotz der Prognose bleibt Jürgen Weishaupt zuversichtlich, schließlich würden rund um Tettnang Millionen in den Hopfenanbau investiert. Und er sagt auch: „Wenn man bedenkt, dass seit Februar Sommer war, dann ist das Ergebnis in Ordnung.“
In bewegten Bildern findet sich das Thema aufbereitet unter www. schwaebische.de/tt-Hopfen2018