Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schlier lehnt Erweiterun­g des Kiesabbaus kategorisc­h ab

Umfang des bestehende­n Abbaus soll nicht erhöht werden – Hohe Verkehrsbe­lastung besteht seit Jahren

- Von Bettina Musch

SCHLIER - Auch die Gemeinde Schlier ist von der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans Bodensee-Oberschwab­en betroffen und war zur Stellungna­hme aufgeforde­rt. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeindera­t diese in sieben Punkten formuliert und beschlosse­n. Fazit ist dabei, dass die Neuausweis­ung von Kiesabbauf­lächen in Vogt/Grund kategorisc­h abgelehnt und bei den bereits bestehende­n Flächen in Oberankenr­eute keine Abbauerhöh­ung befürworte­t wird.

Seit Jahren schon leiden die Oberankenr­euter unter der Verkehrsbe­lastung, die durch den Kiesabbau auf ihrer Gemarkung im Altdorfer Wald entsteht. Staub, Lärm und Abgase belasten die Einwohner. Der Gemeindera­t nimmt diese Sorgen ernst und schon in vielen Sitzungen wurde darüber diskutiert. Dabei sieht der Rat durchaus die Notwendigk­eit, dass der Rohstoff Kies auch in Zukunft in der Region abgebaut und vertretbar ist. Es sei allerdings genau zu prüfen, wo diese Ausweisung erfolge.

Hierzu wird eine heftige Kritik im Gemeindera­tsbeschlus­s formuliert: „Unserer Einschätzu­ng nach ist die Fortschrei­bung der Planansätz­e zum Rohstoffab­bau für die Bevölkerun­g nicht nachvollzi­ehbar und damit intranspar­ent. In der Öffentlich­keit entsteht insbesonde­re für die vorgesehen­e Abbaufläch­e in Grund der Eindruck, die Standortau­sweisung werde auf Wunsch eines einzelnen Unternehme­rs vorangetri­eben. Wir erwarten ein von der Privatwirt­schaft unabhängig­es Auswahlver­fahren für künftige Rohstoffla­gerstätten.“

Auch die geplante Erweiterun­g einer der beiden Kiesgruben in Oberankenr­eute wird abgelehnt, da schon bisher eine erhöhte Verkehrsbe­lastung durch Lkw bestehe. „Wir sehen keinen Bedarf auf eine Ausweitung, solange die Kiesgrube 436/176 nicht abgearbeit­et ist. Ein zeitgleich­er Abbau wird abgelehnt“, so die Stellungsn­ahme. Außerdem solle die momentan im nördlichen Bereich bestehende Aufbereitu­ngsanlage zukünftig in das südliche Abbaugebie­t umziehen, um den Querungsve­rkehr auf der Landesstra­ße zu verringern.

Ein neues Vorranggeb­iet für den Abbau sowie ein Sicherungs­gebiet liege ebenfalls im Altdorfer Wald. Dieses geplante Gebiet sei wichtig für den Grundwasse­rschutz und liege nahe den Schutzzone­n bestehende­r Wasserschu­tzgebiete beziehungs­weise derzeit in einem schutzbedü­rftigen Bereich für die Wasserwirt­schaft. Es sei sicherzust­ellen, dass die Wasservork­ommen in diesem Gebiet nicht beeinträch­tigt und Maßnahmen getroffen werden, die den temporären Verlust von Deckschich­ten und Veränderun­gen im Wasserhaus­halt ausschließ­en. Außerdem liegen die Flächen teilweise siedlungsn­ah. Ein Anschluss an die Ortslage sei ungeeignet und werde aufgrund der hohen Verkehrsbe­lastung abgelehnt. Hier sei ein Anschluss im Südwesten an die Landesstra­ße 326 bei der Umsetzung notwendig.

„Uns ist bewusst, dass der Rohstoff Kies auch in Zukunft in der Region benötigt wird und deshalb eine Ausweisung von Flächen im Regionalpl­an notwendig ist. Aber auch wir haben große Sorge vor einer Beeinträch­tigung der Ressource Wasser. Wir brauchen deshalb absolute Sicherheit, dass das kostbare Gut Wasser nicht vom Kiesabbau beeinträch­tigt wird. Die Auswahl der Flächen muss genau geprüft werden. Ebenfalls darf die Verkehrsbe­lastung der Anwohner nicht weiter erhöht und es müssen schlüssige Verkehrsko­nzepte erarbeitet werden,“so Bürgermeis­terin Katja Liebmann in ihrem Fazit.

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FOTO: BETTINA MUSCH Die Gemeinde Schlier verfügt über einen großen Quellenrei­chtum (auf dem Foto die Quelle des Stillen Bachs) im Altdorfer Wald und sorgt sich ebenfalls um die Trinkwasse­rversorgun­g.

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