Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gut Büchel: Hotelpläne stocken weiter
Eigentümer sucht weiter nach Investoren und dementiert Gerücht, dass er Pläne aufgeben will
RAVENSBURG - Um Gut Büchel ist es ruhig geworden in den vergangenen Monaten. Der ehemalige Gutshof in traumhafter, exponierter Lage auf einem Hügel oberhalb der Ravensburger Weststadt soll zu einem VierSterne-Tagungshotel ausgebaut werden. So zumindest der Plan der Eigentümerfamilie Aust. Ob daraus noch etwas wird, scheint aber unsicher.
Volker Aust, der die Pläne seit gut zweieinhalb Jahren verfolgt und Investoren sucht, um das 16- bis 20Millionen-Euro-Projekt zu verwirklichen, gab sich beim Telefonat mit der „Schwäbischen Zeitung“sehr kurz angebunden. Auf die Frage, ob er die Pläne angesichts der anderen vier neuen Hotels, die derzeit oder in naher Zukunft in Ravensburg gebaut werden, begraben hat, sagt er nur „Nein“. Weitere Fragen, etwa zum Stand des geplanten Architektenwettbewerbs oder dem Erfolg der Investorensuche, will er zunächst nicht beantworten und verweist auf seine letzte Pressemitteilung von April 2018. Darin hieß es, der Wettbewerb sei bis auf Weiteres zurückgestellt, weil Fachleute es als notwendig angesehen hätten, „vorliegende Gutachten noch zu ergänzen, zu vertiefen und zu konkretisieren“.
Im Anschluss an das Telefonat schickte Aust doch noch eine kurze Stellungnahme: „Wir arbeiten an einem lokalen Beteiligungsmodell und sind hier recht weit fortgeschritten. Ich bitte um Verständnis, dass ich hierzu zum jetzigen Zeitpunkt keine Details nennen kann. Wichtig ist in der aktuellen Phase, dass wir ökonomische Anforderungen, planerische Anforderungen, Belange des Umwelt- und Naturschutzes und Anwohneranliegen zusammenbringen, um ein Hotel zu realisieren, das Ravensburg und der Region nutzt. Bei meinen Gesprächen merke ich, dass unsere Idee sehr viel Anklang und Zustimmung findet.“
Anklang und Zustimmung sind das eine, Investitionskosten in Millionenhöhe das andere. Zwei Punkte sollen die Planung nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“erschweren. Zum einen erlaubt die Stadt der Familie Aust nicht, das Hotelprojekt mit Wohnungen gegenzufinanzieren. Daher brauchen die Eigentümer erst recht Investoren, denn mit Eigenmitteln lässt sich das Vorhaben mit 84 Zimmern, Tiefgarage, Restaurant, Wellness- und Tagungsbereich nicht verwirklichen. Zum anderen wird die Planung durch ein angrenzendes FFH-Gebiet in südwestlicher Richtung gefährdet. FFH steht für „Fauna Flora Habitat“(Lebensraum für Tiere und Pflanzen). FFH-Gebiete sind wertvolle Biotope, die im Rahmen einer Naturschutzrichtlinie der Europäischen Union miteinander vernetzt werden. Wer auch nur etwas in der Nähe von FFH-Gebieten verändern will, muss strenge Abstandsregeln beachten und zunächst eine detaillierte Planung vorlegen, damit ersichtlich wird, ob Tier- oder Pflanzenwelt eventuell beeinträchtigt werden. Ansonsten wäre das Projekt nicht genehmigungsfähig.
Als die Pläne für Gut Büchel entstanden sind, war zudem noch nicht klar, dass in Ravensburg mindestens vier weitere Hotels entstehen werden und es fraglich ist, ob eine Stadt von solcher Größe tatsächlich so viele zusätzliche Betten für Übernachtungsgäste braucht. Zwar sind die Projekte am Bahnhof dies- und jenseits der Gleise für eine andere Zielgruppe gedacht, der Kaiserhof in der Unterstadt und das Hotel Storchen am Konzerthaus werden aber wie Gut Büchel auch im gehobenen Vier-Sterne-Bereich angesiedelt sein. Dass die Stadtspitze die Pläne der Bürgerlichen Brauhaus AG so gehypt hat, den Storchen zu einem größeren Tagungshotel umzubauen, soll die Eigentümer von Gut Büchel verärgert haben, erfuhr die „Schwäbische Zeitung) aus Gemeinderatskreisen. Der Storchen-Umbau liegt sehr im Interesse der Stadt: Mit dem dafür notwendigen Verkauf und Abriss der benachbarten Villa Sterkel können die Pläne finanziert werden, die städtische Musikschule zentral in der ehemaligen Stadtkämmerei am Marienplatz unterzubringen. Das Bürgerliche Brauhaus verzichtet außerdem auf den ursprünglichen Plan, die beliebte Gaststätte Räuberhöhle zu einem Hotel umzumodeln.
Zurück zu Gut Büchel: Selbst wenn die Hürden Naturschutz und Finanzierung genommen werden können, droht dem Projekt noch Widerstand – und zwar von den Nachbarn. Die „Bürgerinitiative am Oberen Büchelweg“(Bibobs) fürchtet Lärmbelästigung durch zusätzlichen Verkehr und Veranstaltungen auf dem Außengelände. Bei einem Wellness- und Eventhotel handele es sich um ein Gewerbe, das in einem reinen Wohngebiet nichts zu suchen habe, so ein Hauptargument. Die Bürger haben bereits einen Anwalt eingeschaltet und wollen im Ernstfall klagen.