Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Steuersege­n für Baienfurt

Im vergangene­n Jahr kassierte die Gemeinde mehr als vier Millionen Euro an Gewerbeste­uer

- Von Siegfried Kasseckert

BAIENFURT - Kämmerer, die „Finanzmini­ster“der Kommunen, sind vorsichtig­e Leute. Das verhält sich in Baienfurt nicht anders als anderswo. Lieber eine Haushaltsp­osition, vor allem eine Steuer, niedriger kalkuliere­n als zu hoch. So standen im Baienfurte­r Haushaltsp­lan 2017 unter der Position Gewerbeste­uer lediglich 2,8 Millionen Euro. Tatsächlic­h kassierte die Kommune aber stattliche 4,362 Millionen Euro, über 1,5 Millionen Euro mehr. Schon 2016 waren es immerhin 3,47 Millionen Euro.

Bei der Gewerbeste­uer, der Haupteinna­hmequelle der Gemeinde, die sich in den Folgejahre­n auf die Schlüsselz­uweisungen des Landes auswirkt, lässt Kämmerer Robert Hoffmann aber weiterhin Vorsicht walten. So kalkuliert er für die Jahre bis 2022 lediglich mit jährlichen Einnahmen zwischen 2,85 Millionen und 2,95 Millionen Euro, wie aus der Jahresrech­nung 2017 hervorgeht, die Hoffmanns Stellvertr­eterin Janina von Bank jetzt dem Gemeindera­t erläuterte.

Das Gesamtvolu­men des Haushalts 2017 belief sich auf 25,516 Millionen Euro. Der Vermögensh­aushalt, in dem die Investitio­nen etatisiert sind, steht allein mit 4,563 Millionen Euro zu Buche. Die Rücklagen erreichten 2017 mit 20,235 Millionen Euro ein Ergebnis, das in der Geschichte der Gemeinde noch nie so hoch war. Ursprüngli­ch bezifferte die Kämmerei die Rücklagen nur auf 12,3 Millionen Euro, doch wurden die Rücklagen nicht reduziert, weil wesentlich­e Ausgaben nicht anfielen. Das wird sich in den nächsten Jahren massiv ändern. Ja, nach der Rechnung der Kämmerei sollen die Rücklagen der Gemeinde im Jahre 2022 nur noch 1,17 Millionen Euro betragen, weil bis dahin hohe Investitio­nen vor allem für die Achtalschu­le und einen neuen Kindergart­en finanziert werden müssen. Neue Kredite nahm die Gemeinde Baienfurt auch im Jahre 2017 nicht auf. Die Schulden belaufen sich auf 1,26 Millionen Euro (ohne Sonderrech­nung Wasservers­orgung). Das wären rein statistisc­h gerechnet 175 Euro je Einwohner, deutlich weniger als die Verschuldu­ng ähnlich großer Gemeinden in Baden-Württember­g, die mit 325 Euro zu Buche steht.

In der Ratsdebatt­e hob Gemeindera­t Torsten Thoma (G+U) hervor, er freue sich, dass der Verwaltung­shaushalt 2017 einen Überschuss von 2,47 Millionen Euro erzielt habe. Nichtsdest­otrotz mahnte er aber auch zur Sparsamkei­t bei den Personalko­sten. Sie beliefen sich 2017 auf 3,327 Millionen Euro, etwas weniger als im Haushalt eingeplant. „Wir müssen jede Personalst­elle umdrehen, bevor wir sie schaffen“, formuliert­e Thoma. Kämmerer Hoffmann wies auf die Tarifvertr­äge hin. Und Bürgermeis­ter Günter A. Binder warnte: „Auf Kosten der Mitarbeite­r darf nicht auf Gedeih und Verderb gespart werden“, zumal es schwierig sei, gute Mitarbeite­r zu finden.

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