Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein Lindauer Urgestein sagt Servus auf dem Eis
Wie es Sascha Paul, mittlerweile Sportlicher Leiter, vor seinem Abschiedsspiel gegen den EV Füssen geht
LINDAU - Kein anderer Spieler hat dem EV Lindau in der jüngeren Vergangenheit dermaßen die Treue gehalten wie Sascha Paul. Über 13 Jahre, von der Landesliga bis hinauf zur Oberliga Süd, war der aus Ravensburg stammende Eishockeyspieler für die Islanders auf dem Eis. Auf eigenen Wunsch hat der 30-Jährige seine aktive Sportlerkarriere beendet, seit diesem Sommer ist er Sportlicher Leiter der Islanders. Letztmalig mit Schläger und Helm wird Paul diesen Sonntag beim abschließenden Testspiel der Lindauer gegen den EV Füssen in der heimischen Eissportarena (18 Uhr) auf dem Eis sein.
Bereits im November hatte Sascha Paul sein Karriereende verkündet. Über Jahre hinweg musste der EVL-Stürmer mit der Trikotnummer 9 seinen Beruf, das Privatleben und den aktiven Eishockeysport unter einen Hut bringen. Als gelernter Koch in der Kantine eines Ravensburger Unternehmens war er bis zum Ende der Vorsaison unter der Woche von 7 bis 15 Uhr gefordert. Nach einem kurzen Mittagsschlaf ging es dann nach Lindau zum Training, spätabends zurück nach Ravensburg. Und am Wochenende während der Saison war er ebenfalls viel unterwegs. „Auf die Dauer wäre Berufliches und das Eishockeyspielen für mich so nicht mehr vereinbar gewesen“, sagt Paul.
Dem Eishockey-Oberligisten am Bodensee bleibt er – in der Nachfolge von Bernd Wucher – als hauptamtlicher Sportlicher Leiter und darüber hinaus als Teammanager sowie Assistenztrainer weiterhin verbunden. „Sascha war mein Wunschkandidat. Er hat beim Eishockey eine ähnliche Denkweise wie wir“, so Wucher. Zentraler Bestandteil sei die Überzeugung, die Islanders als Ausbildungsverein zu positionieren. „Ich will junge Spieler fördern und integrieren“, betont Paul den Schwerpunkt seiner Arbeit. Hier sieht er die größtmögliche Schnittmenge nicht nur zum EVL-Vorstand um Bernd Wucher, sondern auch zum neuen Headcoach Chris Stanley.
Selbst durchlief Paul einst alle Ravensburger Jugendmannschaften. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Ausbildung als Koch in der Gastronomie der neu gebauten Eishalle. Und er kam auch zu Einsätzen in der EVR-Oberligamannschaft – damals unter Coach Gerhard Brunner und Kapitän Mike Muller.
„Eine eingeschworene Truppe“
Auch später in Lindau war die Ravensburger Fraktion groß, mit Spielern wie Tobias Fuchs, Philipp Haug, Stefan Vogt oder Marco Miller. „Wir waren eine eingeschworene Gruppe und hatten Riesenspaß“, so Paul, der das Unterzahlspiel zu seiner Spezialstärke machte. „Das ist zu meinem Steckenpferd geworden.“
Höhepunkt seiner aktiven Zeit war zweifelsohne der bayerische Meistertitel in der Spielzeit 2014/15 („das war eine geile Saison“). Als rasant erlebt er die Entwicklung des EVL seit seinem Wechsel nach Lindau. „Damals war alles noch Hobby. Jetzt ist der Verein eine Firma geworden.“
Sascha Paul war, wenn es darauf ankam, jedoch nicht nur bei den sportlichen Highlights der Lindauer zur Stelle, sondern auch in Krisensituationen. Als er sich einmal eine kleine Auszeit gönnte und im Work&Travel-Status in Australien weilte, bekam er dort mit, dass seine Islanders in den Play-downs mitten im Abstiegskampf standen. Da konnte er seine Mannschaftskameraden nicht im Stich lassen, buchte seinen Flug um und kehrte vorzeitig zurück.