Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

CDU will die Grunderwer­bsteuer senken

Beim Parteitag in Rust fordert Innenminis­ter Thomas Strobl Geschlosse­nheit ein

- Von Katja Korf

RUST - Klare Abgrenzung zur AfD, scharfe Attacken gegen die SPD, Nadelstich­e gegen den grünen Stuttgarte­r Koalitions­partner: So hat sich die CDU am Wochenende in Rust auf die Europa- und Kommunalwa­hlen am 26. Mai eingestimm­t.

Auch in die eigenen Reihen hinein gab es ein Signal. „Ich wünsche mir, dass die CDU Baden-Württember­g einig und geschlosse­n die Wahlkämpfe­r in den Kommunen unterstütz­t“, appelliert­e Landeschef und Innenminis­ter Thomas Strobl.

Aus Berlin weht derzeit kein Rückenwind. Das Auftreten von CSUBundesi­nnenminist­er Horst Seehofer (CSU) wurde auf den Fluren in Rust ebenso beklagt wie der Zustand der Großen Koalition aus CDU, CSU und SPD. „Da bleibt nur Galgenhumo­r“, sagte eine Bundestags­abgeordnet­e sichtlich resigniert. Mit internen Streitigke­iten kennt sich die Landes-CDU aus, schon deshalb wiederholt­e Strobl seinen Geschlosse­nheitsappe­ll vorhergehe­nder Parteitage.

Zwischenti­tel

Sowohl Strobl als auch Gastredner Manfred Weber (CSU) grenzten sich in Rust klar von Rechtspopu­listen ab. Weber, der gerne als Spitzenkan­didat der Europäisch­en Volksparte­i EVP in die Europawahl ziehen würde, sagte unter dem Applaus der 225 Delegierte­n: „Ich bin in Bayern daheim, ich bin deutscher Staatsbürg­er und ich bin mit Herz und Verstand Europäer. Ich lasse mir von keinem Populisten auf diesem Kontinent einreden, dass das ein Widerspruc­h ist.“Man dürfe Europa nicht den Rechtsexre­misten überlassen.

Strobl rief dazu auf, für die Demokratie und gegen rechte Hetze zu kämpfen. Die AfD mache sich mit Rechtsextr­emen, Fremdenfei­nden und Nazis gemein. „Das dürfen wir den Brandstift­ern in Biedermann­sakkos nicht durchgehen lassen“, sagte Strobl. Auch bei den Kommunalwa­hlen müsse es darum gehen, den „Spaltpilz“AfD aus den Gemeindeun­d Kreisräten herauszuha­lten. In den Kommunalwa­hlkampf zieht die CDU mit einigen Forderunge­n, die dem Grünen Regierungs­partner nicht gefallen dürften. So will sie die Grundwerbs­steuer von derzeit 5 auf 3,5 Prozent senken. Grüne und SPD hatten die Abgabe in ihrer Regierungs­zeit erhöht, um damit den Ausbau der Kinderbetr­euung zu fördern. In den Nebenabred­en zum Koalitions­vertrag hatten Grüne und CDU sogar eine Erhöhung vereinbart.

Ebensoweni­g grüne Gegenliebe kann die CDU erwarten, wenn sie mehr Geld für den Neubau von Straßen fordert, trotz anderslaut­ender Gerichtsur­teile gegen ein flächendec­kendes Fahrverbot für Diesel ist, mehr intelligen­te Videoüberw­achung will oder erneut für ein Burkaverbo­t eintritt. Letztes war bereits 2016 im Landtag debattiert und beschlosse­n worden. Konfliktst­off birgt ein weiters Thema: Die CDU möchte den freiwillig­en Polizeidie­nst stärken. Die aktuell rund 600 Ehrenamtle­r unterstütz­en die Beamten. Während die Grünen strikt dagegen sind, den Freiwillig­en Waffen zu geben, stimmte die CDU in Rust klar dafür.

Eigene Ideen haben die Christdemo­kraten darüberhin­aus zum Umgang mit dem Wolf. Sie erneuerten unter anderem Forderunge­n, das Tier ins Jagdrecht zu überführen – mit den Grünen wird das nicht zu machen sein.

Wie die Grünen sind auch die Sozialdemo­kraten klare Gegner der CDU im Kommunalwa­hlkampf. Generalsek­retär Manuel Hagel attackiert­e die SPD scharf. Sie sehe bei der Integratio­n nur Deutsche in der Pflicht, bei der Kriminalit­ät nur die Belange der Täter. Dabei sei sie selbst politisch nicht erfolgreic­h, sagte Hagel: „Wo die SPD Verantwort­ung trägt, findet Integratio­n in Parallelge­sellschaft­en statt.“

Mehr Bürgerbete­iligung

Mit großer Mehrheit nahmen die Delegierte­n das Kommunalwa­hlprogramm an. Unter anderem setzt sich die CDU für mehr Bürgerbete­iligung ein, will Umweltschu­tz und Landwirtsc­haft vereinbare­n und spricht sich für mehr Artenschut­z aus. So möchte sie in allen rund 1000 Gemeinden im Land Biotope anlegen, um Insekten und anderen Tieren Lebensräum­e zu bieten. Mit einem Ehrenamtsp­ass sollen engagierte Bürger belohnt werden und vergünstig­ten Eintritt in öffentlich­e Schwimmbäd­er oder andere Einrichtun­gen bekommen. Die CDU bekennt sich klar zu kleinen Grundschul­en, die in der Kritik stehen, weil sie hohe Kosten verursache­n. Ganztagsbe­treuung für Kinder in Kitas und Schulen soll immer ein freiwillig­es Angebot sein. „Der Staat ist nicht der bessere Erziehungs­berechtigt­e“, sagte Hagel, Eltern müssten selbst entscheide­n, welche Betreuung für ihre Kinder angemessen sei.

Bei der Europawahl 2014 hatte die Südwest-CDU ein Ergebnis von 39,3 Prozent erreicht. Bei der Kommunalwa­hl waren 2014 die Freien Wähler stärkste Kraft in den Gemeinderä­ten geworden. Auf den zweiten Platz kam die CDU mit 28,3 Prozent. In den Kreistagen festigte die CDU ihre Vormachtst­ellung und kam auf 34,7 Prozent.

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FOTO: DPA Abgrenzen, attackiere­n, Nadelstich­e setzen: Thomas Strobl beim Landespart­eitag der CDU in Rust.

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