Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Brexit-Kuchen wird trocken genug
Die Fähigkeit zu guter politischer Kommunikation gehört nicht zu den Qualitäten von Regierungschefin Theresa May. Die Abfuhr, die sich die Konservative beim EU-Gipfel in Salzburg für ihren Chequers-Plan einhandelte, wäre gewiss weniger hart ausgefallen, wenn May nicht so arrogant und kompromissunfähig aufgetreten wäre.
Dennoch sollte die EU den Eindruck vermeiden, sie wollte die Briten in die Enge treiben. Das politische Personal in London mag nicht sonderlich beeindruckend sein – Ersatz ist aber nicht in Sicht. Der Ausgang einer jetzt debattierten Neuwahl wäre keineswegs so klar, wie es sich die Opposition wünscht. Selbst wenn es zum Urnengang käme und der Labour-Vorsitzende Jeremy Corbyn in die Downing Street einzöge, wäre das Brexit-Dilemma damit nicht vom Tisch.
Die Frage ist, ob die EU tatsächlich einen langjährigen Partner verprellen und wirtschaftlichen Schaden in Kauf nehmen will. Sinnvoller wäre es, einen pragmatischen Weg zu finden, um auch in Zukunft eng mit der siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt verbunden zu bleiben. Die EU-Kommission gilt zu Recht als glänzend geölte Kompromissmaschine. Wenn dabei für die Briten die eine oder andere „Rosine“abfällt, sollte man sie ihnen gönnen. Der Brexit-Kuchen wird trocken genug ausfallen.
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