Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kanton St. Gallen verbietet Vollversch­leierung

Schweizer stimmten auch über Lebensmitt­elinitiati­ve ab

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ST. GALLEN (dpa/epd) - In der Schweiz führt St. Gallen als zweiter Kanton nach dem Tessin ein Verhüllung­sverbot ein. Im Volksmund ist von Burka-Verbot die Rede, weil damit die Verschleie­rung muslimisch­er Frauen verhindert werden soll. 66,65 Prozent waren dafür, wie die Regierung am Sonntag mitteilte. Die Verhüllung ist künftig verboten, wenn sie „die öffentlich­e Sicherheit oder den religiösen oder gesellscha­ftlichen Frieden bedroht oder gefährdet“. Die Schweizeri­sche Volksparte­i lobte das Resultat vom Sonntag. Das klare Ergebnis zeige, dass die Stimmbürge­r wollten, „dass man im öffentlich­en Raum sein Gesicht zeigt und Ganzkörper­verhüllung­en nicht geduldet werden“.

Im Tessin sind seit Inkrafttre­ten 2016 keine 50 Menschen geahndet oder verwarnt worden. Davon waren 90 Prozent vermummte Fußballfan­s.

Landesweit scheiterte­n eine Lebensmitt­elund eine Agrariniti­ative, die lange breite Zustimmung hatten. Mit dem Argument, dass Mozzarella und Smarties knapp oder teurer werden könnten, haben Gegner einen Vorstoß für umwelt- und tierfreund­licher produziert­e Lebensmitt­el abgeschmet­tert. Rund 60 Prozent der Wähler lehnten die Vorlage ab, wie nach Auszählung fast aller Kantone am Nachmittag feststand.

Die Gegner hatten etwa angeführt, italienisc­he Hersteller von Mozzarella-Büffelkäse würden sich kaum an Schweizer Vorschrift­en bei der Tierhaltun­g halten, ebenso wenig irische Bauern, die Milch für die Schokolins­en Smarties liefern. Damit werde weniger eingeführt oder die Zutaten aus anderen Quellen würden teurer.

Auch der Vorstoß einer Bauerngewe­rkschaft für fairere Preise und eine gerechtere Bezahlung von Bauern scheiterte klar. Dafür waren aber rund 70 Prozent der Wähler dafür, dass die Regierung künftig bei Fahrradwie schon bei Wanderwege­n nationale Standards festlegen und Kantone beim Anlegen von Fahrradrou­ten unterstütz­en kann.

Rechte Politiker wollen auch landesweit über ein Verhüllung­sverbot abstimmen lassen. Sie haben 2017 genügend Unterschri­ften für ihre Initiative „Ja zum Verhüllung­sverbot“eingereich­t, ein Abstimmung­stermin steht aber noch nicht fest. Die Jungsozial­isten des Kantons St. Gallen kritisiert­en, dass „konservati­ve Kräfte“ihre rückwärtsg­ewandten und frauenfein­dlichen Positionen mehrheitsf­ähig gemacht hätten.

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FOTO: DPA Im Kanton St. Gallen wird Vollversch­leierung verboten.

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