Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bikepark hat eine neue Anlage
Nach über zwei Jahren wurde der Weingartener Pumptrack eingeweiht
WEINGARTEN – Nach über zwei Jahren Planungs- und Bauphase hat der Radfahrerverein Weingarten am Samstag endlich die Eröffnung seines „Pumptracks“im Bikepark in Weingarten-Nessenreben gefeiert. Damit verfügt der Park neben dem „Fourcross“und dem „Flowtrail“nun auch offiziell über eine dritte Anlage. Im Mittelpunkt bei der Eröffnung standen die vielen ehrenamtlichen Helfer.
„Der Bikepark Weingarten ist ein gutes Beispiel dafür, was man mit bürgerschaftlichem Engagement erreichen kann“, drückt sich Rainer Beck von der Stadt Weingarten zwar sehr diplomatisch aus. Doch im Grunde hat Beck damit absolut Recht. Denn die gesamte Anlage haben die Radfahrer in zahlreichen Arbeitsstunden in ehrenamtlicher Arbeit aufgebaut und – wahrscheinlich noch wichtiger – halten sie auch instand. Los ging es im Jahr 2008, noch unter Alt-Oberbürgermeister Gerd Gerber, mit dem Fourcross, einer Rundstrecke mit großen Sprungschanzen. „Ich weiß noch, wie ich bei Herrn Gerber im Rathaus war“, erinnert sich Beck, „und die jungen Leute vom Radfahrerverein uns erklärt haben, was ein Dirtbike ist.“Auf den Fourcross folgte 2014 der Flowtrail, eine Strecke, die durch den Wald von Nessenreben bis in die Oberstadt führt.
In diesem Jahr kam also der Pumptrack hinzu. Pumptracks sind geschlossene Rundkurse mit Wellen, Steilkurven und Sprüngen. Bei richtiger Gewichtverlagerung ist es möglich, einen Durchgang zu fahren, ohne treten zu müssen. Die vielen ehrenamtlichen Helfer, hauptsächlich Kinder und Jugendliche, bekommen für ihre Arbeit natürlich eine Belohnung. Es gibt rote Weingarten-Handtücher und nagelneue T-Shirts vom Radfahrerverein, ebenfalls in Rot. Der größte Dank gilt aber Alexander Jungaberle vom Radfahrerverein, der sozusagen die Federführung für das Projekt übernommen hat. „Der Pumptrack trägt Ihre geistige Idee“, würdigt Beck das Engagement, und Manfred Ströhm, erster Vorsitzender des Radfahrervereins ergänzt: „Ohne ihn gäbe es den Pumptrack nicht.“Als Dank gibt es für Familie Jungaberle einen Gutschein für den Bikepark Lenzerheide in der Schweiz – darüber freut sich auch Tochter Maja, sieben Jahre alt und ebenfalls radfahrbegeistert.
Über zwei Jahre haben die Arbeiten gedauert, immer wieder musste der Bauhof Weingarten neue Erddepots in Nessenreben errichten. Sogar eine Reise in die Schweiz haben die Arbeiter unternommen, dort haben sie sich einige wichtige Tipps geholt. Im April und Mai stand die letzte Bauphase an. „Da haben wir die letzten Erdarbeiten vorgenommen“, erinnert sich Jungaberle. „Mitte Mai kam dann der Brechsand drauf, den haben wir dann mit der Rüttelplatte festgerüttelt.“Seit Ende Mai ist der Pumptrack auch schon befahrbar, die Eröffnung kam also knapp vier Monate zu spät. „Wir hatten Schwierigkeiten, einen Termin zu finden“, erklärt Manfred Ströhm. „Es ist ja grade viel los in Nessenreben, mit Umsonst-und-Draußen-Festival und Drachenfest zum Beispiel.“
Kinder werden ungeduldig
Mehr als eine halbe Stunde haben die Reden von Ströhm und Beck sowie die Ehrung der Helfer gedauert. Die ersten Gäste, viele Kinder mit ihren eigenen Fahrrädern, werden schon unruhig, wollen die Strecke selber ausprobieren. „Warum reden die so lange, wann geht’s endlich los?“, fragt ein Junge seine Mama und rutscht nervös auf seinem Sattel herum. Dann geht es aber doch ganz schnell. Beck und Ströhm zerschneiden das symbolische rote Band, der Pumptrack ist eröffnet. Die erste offizielle Fahrt gehört Jungaberles Kindern Maya und Moritz. Der Neunjährige ist im Bikepark unterwegs seit er fünf ist, auch er hat fleißig beim Bau des Pumtracks mitgeholfen. Klar, dass er auch zu denen gehört hat, die Ende Mai die Strecke eingefahren haben. „Da haben ein paar Kurven noch nicht gepasst“, sagt Moritz kritisch. Vater Alexander verteidigt sich augenzwinkernd: „Kleine Detailverbesserungen gibt es immer.“Im Pumptrack zeigt Moritz, was er kann, mit einer Mordsgeschwindigkeit zaubert er viele hohe Sprünge in die Anlage. „Es ist cool, dass man an verschiedenen Orten springen kann und auch immer verschiedene Strecken fahren kann. Das geht im Flowtrail und im Fourcross nicht“, meint er. Nach dieser ersten Kostprobe dürfen auch alle anderen endlich fahren. Ein Helm ist natürlich Pflicht, ansonsten ist die Ausrüstung aber nicht vorgeschrieben. Sogar auf Laufrädern sind zwei kleine Jungen unterwegs.
Für den Radfahrerverein war die Eröffnung ein voller Erfolg, aber die Arbeit ist natürlich noch nicht vorbei. Wie bei den anderen beiden Strecken muss auch der Pumptrack regelmäßig instandgehalten werden. „Wir müssen regelmäßig den Sand aus den Anliegern kehren“, erklärt Alexander Jungaberle. „Auf Erosionen müssen wir auch reagieren und Wasserrinnen aus der Strecke entfernen.“Arbeit gibt es also genug, und das alles ehrenamtlich. Für Jungaberle und seine Helfer kein Problem: „Die Arbeit an der Strecke macht mir mittlerweile genauso viel Spaß wie das Fahren selber.“