Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Den Wiedereinstieg in den Beruf vereinfachen
Leitungsfunktionen und Ausbildungen in Teilzeit sind Mangelware – Hier bekommen Arbeitswillige Tipps für die Rückkehr ins Erwerbsleben
BAD WALDSEE (hey) - Der Wiedereinstieg ins Berufsleben hält vor allem für junge Mütter Tücken bereit. Teilzeitjobs mit Leitungsfunktion sind Mangelware – ebenso Ausbildungen in Teilzeit. Um den Frauen die Rückkehr oder den Neustart ins Erwerbsleben zu erleichtern, bieten die Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg sowie die Kontaktstelle Frau und Beruf in Ravensburg verschiedene Beratungen an.
„Je länger man draußen ist, desto schwieriger wird es“, fasst Katharina Franken von der Agentur für Arbeit die Herausforderung der Arbeitssuchenden prägnant zusammen. Die Beauftragte für Chancengleichheit unterscheidet hierbei zwischen zwei Gruppen: die klassischen Berufsrückkehrer, die beispielsweise nach der Elternzeit wieder arbeiten wollen, sowie die sogenannte stille Reserve. „Das sind Damen und Herren, die eine längere Zeit, also zehn bis 15 Jahre aus dem Arbeitsleben raus sind“, verdeutlicht Franken und weiß, dass aktuell zwischen 70 und 80 derartige Fälle in der Arbeitsagentur betreut werden.
Viele Frauen, die längere Zeit nicht mehr gearbeitet haben, suchen auch die Kontaktstelle Frau und Beruf auf. „Sie fragen sich, ob sie in ihrem alten Beruf wieder Fuß fassen können oder ANZEIGEN etwas neues machen sollten“, beschreibt Leiterin Martina Schmidt das häufigste Anliegen der Arbeitswilligen. 200 bis 300 Beratungen werden in der Kontaktstelle jährlich abgehalten. Die Anzahl der zu beratenden Frauen nahm in den vergangenen Jahren nicht zu. Gleichwohl hat Schmidt eine Besonderheit ausgemacht: „Die Frauen, die uns aufsuchen, kommen mittlerweile öfters zu uns und brauchen mehr Hilfe bei ihrem individuellen Weg, als das früher der Fall war.“Eine mögliche Erklärung für diesen Trend sieht die erfahrene Beraterin in den deutlich erhöhten Berufsmöglichkeiten.
Das Thema Aus- und Weiterbildung der Wiedereinsteigerinnen beschäftigt sowohl die Kontaktstelle Frau und Beruf als auch die Arbeitsagentur. Die Institutionen halten gezielte Angebote vor – angefangen vom Tagesseminar zum Erkennen eigener Potentiale bis hin zur zweijährigen Ausbildung im kaufmännischen Bereich. Das Interesse daran sei groß, bekräftigten die Expertinnen. In diesem Zusammenhang weisen sie auf eine Nachlässigkeit im Arbeitsmarkt hin. „Es gibt zu wenig Arbeitgeber, die Teilzeitausbildungen anbieten“, sagt Schmidt. Zwar gebe es Branchen – etwa der Pflegebereich – in denen gezielt halbtägige Ausbildungsmöglichkeiten bestehen. Andere Branchen – hier nennen die Beraterinnen den kaufmännischen Bereich – hätten kaum adäquate Angebote für Teilzeitkräfte. „Zwischenzeitlich ist etwas Bewegung in die Sache gekommen, aber es ist ein sehr sehr langsamer Prozess“, so Franken.
Mit dem Infotag im Kloster wollen die Fachleute den Betroffenen die Themen Weiterbildung, Qualifizierung und Bewerben näherbringen. Zudem wird sich das Kloster als „Unternehmen“vorstellen. Schwester Maria Hanna betont, dass der Großteil der 100 Mitarbeiter im Kloster weiblich und zumeist in Teilzeit angestellt sind. Mit den Teilzeitangeboten will das Kloster auf die Bedürfnisse der Frauen eingehen. „Uns als Schwestern ist es ein Anliegen, Frauen zu unterstützen und ihnen Mut zu machen, zu sich selbst zu stehen“, erklärt die Generaloberin.
Die Aufgabengebiete der Mitarbeiterinnen beschreibt Schwester Maria Hanna kurz so: „Wir sind 160 Schwestern mit einem Durchschnittsalter von 78 Jahren und brauchen Mitarbeiterinnen, die gemeinsam mit uns die Schwestern pflegen, kochen und in der Verwaltung arbeiten.“Sie hebt dabei den gegenseitig befruchtenden Austausch hervor. Während Gesprächen erfahren die Schwestern einerseits etwas über den familiären Alltag und können andererseits die Familien in schweren Zeiten in ihre Gebete einschließen. „Die Mitarbeiterinnen wissen, dass sie beispielsweise bei einem Todesfall nicht alleine sind“, sagt die Generaloberin.
Der Infotag, der von 9 bis 13 Uhr im Bildungshaus Maximilian Kolbe stattfindet, soll den Frauen außerdem den Austausch untereinander ermöglichen. Wie Franken von vergangenen Veranstaltungen weiß, hat es schon einigen Teilnehmerinnen geholfen, zu erleben, dass es andere Frauen gibt, die sich in ähnlichen Lebenssituationen befinden.