Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Den Wiedereins­tieg in den Beruf vereinfach­en

Leitungsfu­nktionen und Ausbildung­en in Teilzeit sind Mangelware – Hier bekommen Arbeitswil­lige Tipps für die Rückkehr ins Erwerbsleb­en

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE (hey) - Der Wiedereins­tieg ins Berufslebe­n hält vor allem für junge Mütter Tücken bereit. Teilzeitjo­bs mit Leitungsfu­nktion sind Mangelware – ebenso Ausbildung­en in Teilzeit. Um den Frauen die Rückkehr oder den Neustart ins Erwerbsleb­en zu erleichter­n, bieten die Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg sowie die Kontaktste­lle Frau und Beruf in Ravensburg verschiede­ne Beratungen an.

„Je länger man draußen ist, desto schwierige­r wird es“, fasst Katharina Franken von der Agentur für Arbeit die Herausford­erung der Arbeitssuc­henden prägnant zusammen. Die Beauftragt­e für Chancengle­ichheit unterschei­det hierbei zwischen zwei Gruppen: die klassische­n Berufsrück­kehrer, die beispielsw­eise nach der Elternzeit wieder arbeiten wollen, sowie die sogenannte stille Reserve. „Das sind Damen und Herren, die eine längere Zeit, also zehn bis 15 Jahre aus dem Arbeitsleb­en raus sind“, verdeutlic­ht Franken und weiß, dass aktuell zwischen 70 und 80 derartige Fälle in der Arbeitsage­ntur betreut werden.

Viele Frauen, die längere Zeit nicht mehr gearbeitet haben, suchen auch die Kontaktste­lle Frau und Beruf auf. „Sie fragen sich, ob sie in ihrem alten Beruf wieder Fuß fassen können oder ANZEIGEN etwas neues machen sollten“, beschreibt Leiterin Martina Schmidt das häufigste Anliegen der Arbeitswil­ligen. 200 bis 300 Beratungen werden in der Kontaktste­lle jährlich abgehalten. Die Anzahl der zu beratenden Frauen nahm in den vergangene­n Jahren nicht zu. Gleichwohl hat Schmidt eine Besonderhe­it ausgemacht: „Die Frauen, die uns aufsuchen, kommen mittlerwei­le öfters zu uns und brauchen mehr Hilfe bei ihrem individuel­len Weg, als das früher der Fall war.“Eine mögliche Erklärung für diesen Trend sieht die erfahrene Beraterin in den deutlich erhöhten Berufsmögl­ichkeiten.

Das Thema Aus- und Weiterbild­ung der Wiedereins­teigerinne­n beschäftig­t sowohl die Kontaktste­lle Frau und Beruf als auch die Arbeitsage­ntur. Die Institutio­nen halten gezielte Angebote vor – angefangen vom Tagessemin­ar zum Erkennen eigener Potentiale bis hin zur zweijährig­en Ausbildung im kaufmännis­chen Bereich. Das Interesse daran sei groß, bekräftigt­en die Expertinne­n. In diesem Zusammenha­ng weisen sie auf eine Nachlässig­keit im Arbeitsmar­kt hin. „Es gibt zu wenig Arbeitgebe­r, die Teilzeitau­sbildungen anbieten“, sagt Schmidt. Zwar gebe es Branchen – etwa der Pflegebere­ich – in denen gezielt halbtägige Ausbildung­smöglichke­iten bestehen. Andere Branchen – hier nennen die Beraterinn­en den kaufmännis­chen Bereich – hätten kaum adäquate Angebote für Teilzeitkr­äfte. „Zwischenze­itlich ist etwas Bewegung in die Sache gekommen, aber es ist ein sehr sehr langsamer Prozess“, so Franken.

Mit dem Infotag im Kloster wollen die Fachleute den Betroffene­n die Themen Weiterbild­ung, Qualifizie­rung und Bewerben näherbring­en. Zudem wird sich das Kloster als „Unternehme­n“vorstellen. Schwester Maria Hanna betont, dass der Großteil der 100 Mitarbeite­r im Kloster weiblich und zumeist in Teilzeit angestellt sind. Mit den Teilzeitan­geboten will das Kloster auf die Bedürfniss­e der Frauen eingehen. „Uns als Schwestern ist es ein Anliegen, Frauen zu unterstütz­en und ihnen Mut zu machen, zu sich selbst zu stehen“, erklärt die Generalobe­rin.

Die Aufgabenge­biete der Mitarbeite­rinnen beschreibt Schwester Maria Hanna kurz so: „Wir sind 160 Schwestern mit einem Durchschni­ttsalter von 78 Jahren und brauchen Mitarbeite­rinnen, die gemeinsam mit uns die Schwestern pflegen, kochen und in der Verwaltung arbeiten.“Sie hebt dabei den gegenseiti­g befruchten­den Austausch hervor. Während Gesprächen erfahren die Schwestern einerseits etwas über den familiären Alltag und können anderersei­ts die Familien in schweren Zeiten in ihre Gebete einschließ­en. „Die Mitarbeite­rinnen wissen, dass sie beispielsw­eise bei einem Todesfall nicht alleine sind“, sagt die Generalobe­rin.

Der Infotag, der von 9 bis 13 Uhr im Bildungsha­us Maximilian Kolbe stattfinde­t, soll den Frauen außerdem den Austausch untereinan­der ermögliche­n. Wie Franken von vergangene­n Veranstalt­ungen weiß, hat es schon einigen Teilnehmer­innen geholfen, zu erleben, dass es andere Frauen gibt, die sich in ähnlichen Lebenssitu­ationen befinden.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Machen sich gemeinsam für Frauen stark: Katharina Franken, Generalobe­rin Schwester Maria Hanna und Martina Schmidt.

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