Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neuordnung bei den Börsenbarometern
Deutsche Börse setzt Neugliederung der Auswahlindizes um – Änderungen auch im SZ-Börsentableau
RAVENSBURG - Am deutschen Aktienmarkt sind zu Wochenbeginn grundlegende Änderungen in den Indizes der Deutschen Börse in Kraft getreten. Diese betreffen zum einen die turnusmäßigen Anpassungen der Werte in den vier Auswahlindizes Dax, MDax, TecDax und SDax. Diese betreffen zum anderen aber auch Neuregelungen in der Index-Architektur. So mancher Titel aus der ersten Reihe wird dann zum Beispiel auch im TecDax gelistet, andere Unternehmen müssen dafür weichen.
„Es war Zeit für diese Anpassung, insbesondere in der Technologiebranche“, erklärt der Kaufbeurer Vermögensverwalter Ingo Schweitzer von der Anceka AG. Titel wie SAP, Infineon oder die Telekom werden künftig sowohl im Index für Technologiewerte als auch – wie bisher – in den 30 großen Werten des Standardwerteindex Dax enthalten sein. In den USA sind solche Doppellistungen bereits üblich – nun werden sie auch hierzulande möglich.
„Anleger sollten beachten, dass sich damit die Risikozusammensetzung eines Index ändern kann“, erklärt der Anceka-Vorstand, „künftig werden zum Beispiel eine Handvoll großer Unternehmen über die Hälfte des Gesamtgewichts des TecDax ausmachen.“Wer bisher einen Teil seines Vermögens in einen TecDaxIndexfonds investiert hat, wird nach der Indexumstellung eine viel stärkere Konzentration auf etablierte Titel im Depot haben.
Der MDax wird dagegen von 50 auf 60 Werte aufgestockt, der SDax sogar von 50 auf 70. Auch hier fällt die Trennung zwischen Klassiktiteln und Technologiewerten weg. „Das bringt zwar einerseits eine interessante breitere Streuung, aber natürlich schwanken gerade Wachstumswerte erfahrungsgemäß etwas mehr als zum Beispiel ein etablierter Chemiekonzern“, sagt Investmentfachmann Schweitzer. Wer etwa in Sparpläne auf den TecDax, SDax oder MDax einzahlt, sollte überprüfen, ob die nun noch zur eigenen Investmentstrategie passen.
Gewinner und Verlierer
Generell ist es für den Kurs einer Aktie positiv, in einem Index aufzutauchen, denn dann müssen zum Beispiel Fonds, die den Index direkt abbilden, solche Titel kaufen. Auch die mediale Aufmerksamkeit steigt. So springt in aller Regel die Nachfrage an und sorgt für positive Kurseffekte. Das Gleiche gilt umgekehrt für Abstiegskandidaten, wer zum Beispiel aus dem gefragten Dax-Index fällt, muss in der Regel erst einmal Kursverluste hinnehmen.
„Allerdings sollten langfristig denkende Anleger die Indexzugehörigkeit auch nicht überbewerten“, rät Anton Vetter, Vorstand der BV & P Vermögen AG aus Kempten, „denn Indexzusammensetzungen erfolgen in der Regel automatisiert, etwa aufgrund des Börsenwerts oder der Handelsumsätze.“Die tatsächliche Qualität eines Unternehmens, die Fähigkeit, Krisen zu meistern, oder die Zukunftschancen des Geschäftsmodells würden hierbei nicht berücksichtigt.
Natürlich ist es in der Regel für Privatanleger besonders günstig, über Indexfonds (ETFs) nicht nur auf Einzelaktien, sondern gleich auf die vielen Werte eines Börsenbarometers wie den TecDax zu setzen. „Allerdings sollte man sich dann bewusst sein, dass in so einem Aktienkorb gute und schlechte Unternehmen bunt gemischt sind“, erklärt Vetter. Doch auch als überzeugter ETF-Anleger sollte man, statt einfach einen Index blind zu kaufen, immer genau analysieren, was man sich im Einzelnen tatsächlich ins Portfolio holt. Die neuen Regeln der DaxFamilie können ein guter Anlass sein, bestehende Positionen noch einmal genau zu überprüfen.