Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Es fällt mir schwer, Musik als Wettbewerb zu sehen“
Jasper Maekelberg hat mit seinem Projekt Faces on TV beim Reeperbahn Festival den Anchor Award gewonnen
Faces on TV ist das IndiepopProjekt des Belgiers Jasper Maekelberg, mit dem er die Zuhörer in psychedelische Traumwelten entführt. Beim Reeperbahn Festival wurde der 29-jährige Multiinstrumentalist mit dem Anchor Award ausgezeichnet. Christiane Wohlhaupter hat vorab mit ihm über sein Album „Night Funeral“, Einflüsse und Songwriting gesprochen.
Jasper, freut es dich, dass deine Arbeit mit der Nominierung für den Anchor Award wertgeschätzt wird?
Ja, ich fühle mich sehr geehrt. Ich finde es aber schwer, Musik als Wettbewerb zu sehen. Wir machen doch alle Musik, weil wir es mögen, weil wir unsere Gefühle ausdrücken wollen und Geschichten erzählen wollen.
Du hast schon unterschiedliche Musikformen genutzt, um deine Gefühle auszudrücken. Was hat dich letztlich zu Faces on TV gebracht?
Ich mache Musik schon, seit ich denken kann. Musik zu machen und Songs zu schreiben fühlt sich sehr natürlich an. Ich hatte lange nicht das Gefühl, bereit für ein Album zu sein. Aber eines Tages war ich es. Ich war mit meiner Band Warhouse auf Tour. Das war eine sehr kreative Atmosphäre im Wohnmobil. Jeden Morgen nach dem Aufwachen haben wir uns Kaffee an der örtlichen Tankstelle geholt, Kopfhörer aufgehabt – uns mit den Einheimischen unterhalten.
Du bist also niemand, der sich für das Songwriting in einen Keller einschließt ...
Ich habe das früher jahrelang gemacht – mich in Keller und in Studios eingeschlossen, um Musik für andere Bands oder mich zu produzieren. Aber durch Europa zu reisen, jeden Abend neue Menschen zu treffen, war sehr inspirierend. Du kannst jeden Abend eine andere Person sein.
Inspiriert dich auch Musik anderer Künstler?
Als ich an dem Album geschrieben habe, habe ich viel afrikanische Musik gehört – zum Beispiel mit Marimba. Das hat ein breites Spektrum an Sounds eröffnet.
Wie fühlt sich dein Album „Night Funeral“an?
Das ist schwer zu beschreiben. Für mich ist ein Album keine Songsammlung – sondern es muss eine Geschichte erzählen.
Welche Geschichte erzählst du darauf ?
Eigentlich ist es die Geschichte, wie ich 2017 erlebt habe. Ich war auf Tour und fühlte mich ein wenig wie in einer Blase. Die Kommunikation mit manchen Menschen hat nicht mehr so geklappt und man hat sich entfremdet. Mehrere Songs handeln davon, sich auseinanderzuleben – aber auch neue Menschen kennenzulernen. Dieses Album war sehr persönlich – was mir gar nicht bewusst war, bis es draußen war.
Wirst du 2018 auch musikalisch verarbeiten?
Ja, ich schreibe schon wieder neue Stücke. Ich kenne aber den Inhalt noch nicht.
Sind die Zuhörer in den einzelnen Ländern unterschiedlich?
Ja. In Belgien steht dir jeder mit einem kritischen Gesichtsausdruck gegenüber. Nach dem Motto: „Lass mal sehen, was du kannst.“In den Niederlanden trinken die Leute und unterhalten sich. In Deutschland wird viel getanzt. Das ist schön.