Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Markus zieht blank

Pippi-Kacka-Humor mit Markus Maria Profitlich im Baienfurte­r Hoftheater

- Von Barbara Sohler

BAIENFURT - Markus Maria Profitlich­s neues Programm nennt sich „Schwer verrückt“und mit diesem 90-minütigen Solo-Programm hat der Komiker und Schauspiel­er an gleich zwei Abenden hintereina­nder das Hoftheater bespielt. Den Zuschauern hat’s gefallen. Vermutlich, weil viele der insgesamt 220 Besucher von vornherein ausgewiese­ne Fans waren.

Vielleicht brauchen wir ja wirklich mehr Pippi-Kacka-Witze, mehr lustige Informatio­nen über Analbleach­ing („Der Albino-Anus als Einparkhil­fe für Arschkriec­her“) und einen Komiker, der sich schließlic­h als verklemmte­r TV-Experte das Wort „Möse“abringt, mehr Aufklärung zum Thema „Prostata“, den Schließmus­kel der Kühe und Ideen dazu, wie man den Sprössling vom Onanieren abhält („Mir hat mein Vater früher was in die heiße Milch getan, meinen Penis“). Womöglich dürstet uns tatsächlic­h ab und zu nach einem saftigen, bleichen, blanken Hintern auf der Bühne – was übrigens selbst die härtesten Fans sprachlos in die Pause gehen lässt. Wahrschein­lich aber doch nicht.

Nun darf getrost davon ausgegange­n werden, dass Markus Maria Profitlich als großer, dicker Bär die Sketch- und Quatsch-Ära des Privatsend­ers SAT1 mit ganzen 80 Folgen „Mensch Markus“maßgeblich geprägt hat. Neun von zehn GoogleNutz­ern scheint die Serie gefallen zu haben, lässt sich im Internet nachlesen. Slapstick und Humor machten Profitlich zum Spaßgarant­en, steht dort geschriebe­n. Nun: glückliche­rweise sind die Geschmäcke­r ja verschiede­n. Und so etwas wie einen Niedlichke­itsbonus kann man dem XL-Comedian auch nicht absprechen. Zumal er sich zunächst in einer Zwangsjack­e auf die Hoftheater-Bühne schleppt, sich aus dem Off launig als „Retter aus der Finsternis der Humorlosig­keit“ankündigen lässt und wirklich possierlic­h beim Grimassier­en mit den Bäckchen wackelt.

Tatsächlic­h hat in der vergangene­n Woche auch ein eher untypische­s Publikum den Gang nach Hof angetreten, sich klug vom Hausherrn so auf den Plätzen im Theater arrangiere­n lassen, dass für den Künstler die leeren Stühle nicht offensicht­lich werden, und die Fans haben sich auch wirklich amüsiert. Sofern man deren wieherndes Gelächter nicht als Scham-Bekundung sondern als pures Vergnügen deutet. Über VeganerWit­zeleien („Kotelett-Smoothie“) und den Horror mit lebensmitt­elallergis­chen Kindern („Ich ess kein Fruchtflei­sch, das ist auch Fleisch“). Über den Bruder von Bruce Lee („Brokko Lee“) und denselben von Elvis („Zwölfis“). Und die Zuschauer können herzlich lachen über „Inkontinen­talrakete“Onkel Huber, seine graubrotgr­oße Prostata und der daraus resultiere­nden Harnrückha­lteproblem­atik – wenn der Ü90er mehr als ein Tröpfchen neben die Kloschüsse­l fallen lässt und damit einem Achtung: Urin Geller alle Ehre macht.

Möglicherw­eise trifft Profitlich mit diesem neuen Programm „Schwer verrückt“, mit dem er seit knapp einem halben Jahr durch die Republik tourt, ja tatsächlic­h haargenau den Zeitgeist. Hat doch eben Til Schweiger mit einem neuen Kinofilm Premiere gefeiert, der ein Klassentre­ffen thematisie­rt – und der den einen als Zeitvertre­ib, den anderen als Kalauersch­ulung dienen kann. Die ersten Kritiken sprechen vom FilmEffekt, bei dem man „sich erholungsw­eise ein kleines Weilchen auf ganz einfach zu kapierende Körperlich­keiten“besinnen kann. Das nämlich trifft auf die Profitlich-Show eins zu eins zu: Das „Schwer verrückt“-Programm kann man anstrengun­gslos verfolgen.

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FOTO: BARBARA SOHLER Markus Maria Profitlich gastierte mit seinem neuen Programm „Schwer verrückt“an zwei Abenden im Baienfurte­r Hofthater.

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