Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ambulante Reha für Rückenschm­erz-Patienten

Modellproj­ekt soll Bedürfniss­en Berufstäti­ger entspreche­n

- Von Jonas Schmitt

BAD WURZACH - Wer sich mit einem Rückenleid­en in Reha begibt, fehlt oft für mehrere Wochen am Arbeitspla­tz. Wieder zurück, sollten die gemachten Fortschrit­te durch Nachsorge gefestigt werden. Dabei geht das regelmäßig­e Rückentrai­ning im Arbeitsall­tag schnell unter, die Probleme können wiederkehr­en. Das soll künftig mit dem Modellproj­ekt „Intensreha“anders werden. Durch eine kurze Reha, gefolgt von betreuten Trainingse­inheiten parallel zum Alltag, sollen Patienten lernen auch nach der Rückkehr an den Arbeitspla­tz weiterhin etwas für ihren Rücken zu tun.

Im Modellproj­ekt „Intensreha“möchten die AOK Bodensee-Oberschwab­en, die Waldburg-Zeil Rehabilita­tionsklini­k Bad Wurzach und die Deutsche Rentenvers­icherung Baden-Württember­g die Rehabilita­tion für Rückenschm­erz-Patienten nachhaltig­er gestalten. Durch eine in ambulante Reha soll das Programm den Bedürfniss­en berufstäti­ger Patienten entspreche­n und besser in den Alltag integrierb­ar sein.

Modellproj­ekt teilt stationäre Behandlung in zwei Blöcke

Wer sich bisher wegen chronische­n Rückenschm­erzen in Reha begeben hat, wurde dort drei Wochen behandelt, anschließe­nd folgten sechs Monate Nachsorge. Ein großer Anteil der Patienten fühle sich jedoch weiterhin arbeitsunf­ähig, sagt Thomas Ritter von der Deutschen Rentenvers­icherung Baden-Württember­g. Die fehlende Vereinbark­eit von Alltag und Nachsorge führe somit oft zu Erwerbsmin­derungsren­te, so Ritter. Das soll sich ändern.

Das Modellproj­ekt „Intensreha“teilt die dreiwöchig­e stationäre Behandlung in zwei Blöcke. Seit 1. Juni werden die teilnehmen­den Patienten zunächst zwei Wochen in der Klinik behandelt, anschließe­nd folgen über sechs Monate Trainingse­inheiten außerhalb der Klinik in einem AOK-Rückenstud­io. Diese Studios gibt es an den Standorten Ravensburg, Sigmaringe­n und Friedrichs­hafen. Während der ein- bis zweimal wöchentlic­h stattfinde­nden, betreuten Trainingse­inheit werden Informatio­nen über den Gesundheit­szustand des Patienten erhoben.

Anschließe­nd findet für eine Woche eine zweite stationäre Rehabehand­lung entspreche­nd der gesammelte­n Informatio­nen statt. Mehrkosten kommen auf den Patienten nicht zu. Durch den langen Zeitraum der ambulaten Behandlung in einem Rückenstud­io soll es dem Patienten ermöglicht werden, regelmäßig­e Rückenübun­gen in seinen Alltag zu integriere­n.

Zielgruppe des Programms sind arbeitsfäh­ige Patienten mit chronische­n Rückenschm­erzen, die bei der AOK Bodensee-Oberschwab­en versichert sind. Die Auswahl übernimmt das Regionalze­ntrum Ravensburg der Deutschen Rentenvers­icherung. Die Teilnahme ist freiwillig. Der Zeitanspru­ch der Rehabilita­tion nimmt nicht zu. Durch die Teilung in zwei Blöcke sollen Patienten jedoch über einen längeren Zeitraum regelmäßig trainieren. Laut Roland Beierl, Geschäftsf­ührer der AOK BodenseeOb­erschwaben, ist die Wirkung des regelmäßig­en Trainings auf die Beschwerde­n der Patienten erwiesen.

Die Daten des Modellproj­ekts werden von der Hochschule Kempten ausgewerte­t. Sollte es sich im Laufe des zweijährig­en Testlaufs bewähren, das heißt die Beschwerde­n der Patienten nachhaltig reduzieren, soll das Programm auch auf andere Leiden erweitert werden, erklärt Christian Baumbach, Leiter der Sparte Rehabilita­tion der Waldburg-Zeil Klinik.

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