Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ambulante Reha für Rückenschmerz-Patienten
Modellprojekt soll Bedürfnissen Berufstätiger entsprechen
BAD WURZACH - Wer sich mit einem Rückenleiden in Reha begibt, fehlt oft für mehrere Wochen am Arbeitsplatz. Wieder zurück, sollten die gemachten Fortschritte durch Nachsorge gefestigt werden. Dabei geht das regelmäßige Rückentraining im Arbeitsalltag schnell unter, die Probleme können wiederkehren. Das soll künftig mit dem Modellprojekt „Intensreha“anders werden. Durch eine kurze Reha, gefolgt von betreuten Trainingseinheiten parallel zum Alltag, sollen Patienten lernen auch nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz weiterhin etwas für ihren Rücken zu tun.
Im Modellprojekt „Intensreha“möchten die AOK Bodensee-Oberschwaben, die Waldburg-Zeil Rehabilitationsklinik Bad Wurzach und die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg die Rehabilitation für Rückenschmerz-Patienten nachhaltiger gestalten. Durch eine in ambulante Reha soll das Programm den Bedürfnissen berufstätiger Patienten entsprechen und besser in den Alltag integrierbar sein.
Modellprojekt teilt stationäre Behandlung in zwei Blöcke
Wer sich bisher wegen chronischen Rückenschmerzen in Reha begeben hat, wurde dort drei Wochen behandelt, anschließend folgten sechs Monate Nachsorge. Ein großer Anteil der Patienten fühle sich jedoch weiterhin arbeitsunfähig, sagt Thomas Ritter von der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg. Die fehlende Vereinbarkeit von Alltag und Nachsorge führe somit oft zu Erwerbsminderungsrente, so Ritter. Das soll sich ändern.
Das Modellprojekt „Intensreha“teilt die dreiwöchige stationäre Behandlung in zwei Blöcke. Seit 1. Juni werden die teilnehmenden Patienten zunächst zwei Wochen in der Klinik behandelt, anschließend folgen über sechs Monate Trainingseinheiten außerhalb der Klinik in einem AOK-Rückenstudio. Diese Studios gibt es an den Standorten Ravensburg, Sigmaringen und Friedrichshafen. Während der ein- bis zweimal wöchentlich stattfindenden, betreuten Trainingseinheit werden Informationen über den Gesundheitszustand des Patienten erhoben.
Anschließend findet für eine Woche eine zweite stationäre Rehabehandlung entsprechend der gesammelten Informationen statt. Mehrkosten kommen auf den Patienten nicht zu. Durch den langen Zeitraum der ambulaten Behandlung in einem Rückenstudio soll es dem Patienten ermöglicht werden, regelmäßige Rückenübungen in seinen Alltag zu integrieren.
Zielgruppe des Programms sind arbeitsfähige Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, die bei der AOK Bodensee-Oberschwaben versichert sind. Die Auswahl übernimmt das Regionalzentrum Ravensburg der Deutschen Rentenversicherung. Die Teilnahme ist freiwillig. Der Zeitanspruch der Rehabilitation nimmt nicht zu. Durch die Teilung in zwei Blöcke sollen Patienten jedoch über einen längeren Zeitraum regelmäßig trainieren. Laut Roland Beierl, Geschäftsführer der AOK BodenseeOberschwaben, ist die Wirkung des regelmäßigen Trainings auf die Beschwerden der Patienten erwiesen.
Die Daten des Modellprojekts werden von der Hochschule Kempten ausgewertet. Sollte es sich im Laufe des zweijährigen Testlaufs bewähren, das heißt die Beschwerden der Patienten nachhaltig reduzieren, soll das Programm auch auf andere Leiden erweitert werden, erklärt Christian Baumbach, Leiter der Sparte Rehabilitation der Waldburg-Zeil Klinik.