Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein gutes Leben
Wenn Geld zum Selbstzweck wird
RAVENSBURG - „Unser jetziges Wirtschaftssystem steht auf dem Kopf. Das Geld ist zum Selbstzweck geworden, statt ein Mittel zu sein für das, was wirklich zählt: ein gutes Leben für alle“, sagt Christian Felber. Die Gemeinwohl-Ökonomie etabliert daher ein ethisches Wirtschaftsmodell, bei dem das Wohl von Mensch und Umwelt zum obersten Ziel des Wirtschaftens wird.
Christian Felber ist Mitbegründer der Gemeinwohl-Ökonomie und hat nun auf Einladung der Mediendesigner der DHBW Ravensburg einen gut besuchten Vortrag im Museum Humpis-Quartier in Ravensburg gehalten. Immerhin 45 Gruppen sind auf Basis der Gemeinwohl-Ökonomie in Deutschland bereits entstanden. Das Outdoor-Unternehmen Vaude vom Bodensee ist eines der Pioniere, die ihren Beitrag zum Gemeinwohl messen und eine auditierte GemeinwohlBilanz veröffentlichen.
Die Wirtschaftswissenschaften, so machte Felber in Ravensburg deutlich, haben keine Antwort auf Probleme wie Armut, Umweltverschmutzung oder Verteilung. Laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung sind 88 % der Menschen der Ansicht, wir brauchen eine neue Wirtschaftsordnung.
Die Entscheidungen treffen nach der Idee der Gemeinwohl-Ökonomie die Menschen in Delegiertenversammlungen. Einen Eindruck davon erhielten die Besucher im HumpisQuartier bei einer kleinen Abstimmung über das Spitzengehalt. In welchem Verhältnis soll es zum Mindestgehalt stehen? Die Ravensburger „Delegierten“sprachen sich für einen Faktor zwischen vier und sieben aus.
Warum die Mediendesigner der DHBW Ravensburg Christian Felber zum Vortrag eingeladen hat? Das erläuterte Prof. Dr. Markus Rathgeb. Ihm ist wichtig, Design auch als Katalysator für den Wandel der Gesellschaft zu betrachten. Wer die Projekte der DHBW-Studierenden kennt, der weiß, dass dies auch ernst genommen wird.