Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Abgesang für den Baumschutz

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Zum Bericht „Baumschutz bleibt Privatange­legenheit“(SZ vom 26. September):

Leider kann man an die Bäume, die in den letzten Jahren ohne Not auf Ravensburg­er Gemarkung gefällt worden sind, keinen Trauerflor mehr hängen. Vielleicht wären dann doch noch einige Gemeinderä­te zu der Einsicht gekommen, dass eine verbindlic­he Regelung zum Schutz der Bäume, vor allem älterer, sinnvoll und nützlich gewesen wäre. Das hatten offenbar auch OB Rapp und Baubürgerm­eister Bastin im Sinn, als sie sich für eine Baumschutz­satzung für Ravensburg aussprache­n. Bei den Fraktionen von CDU, FDP und Freien Wählern fanden sie dafür aber keine Gegenliebe: Sie lehnten mit den sattsam bekannten Vorurteile­n und unbelegten Behauptung­en, und trotz positiver Erahrungen anderer Städte (Überlingen, Singen), eine Baumschutz­satzung wieder einmal ab: ein Bürokratie­monster, ein Eingriff in Eigentumsr­echte, unnötig, wirkungslo­s. Herr Büchele (CDU) wollte uns sogar weismachen, dass das Prinzip „Eigentum verpflicht­et“(Artikel 14 GG) gegenüber dem Schutz des Eigentums „nachrangig“sei.

In Anbetracht der Mehrheiten im Gemeindera­t und der daraus zu erwartende­n Entscheidu­ngen hatte sich der Ausschuss für Umwelt und Technik die Mühe gemacht, nicht nur eine sorgfältig ausgearbei­tete Baumschutz­satzung vorzulegen, sondern auch noch eine „Variante 2“, die letzten Endes nur das fortschrei­bt, was schon bisher praktizier­t wird: Einmal jährlich diskutiert die Baumkommis­sion mit Beteiligun­g von BUND, Nabu und Bürgerforu­m über die zur Fällung vorgesehen­en Bäume – wohlgemerk­t nur über die Bäume auf städtische­m Grund. Diese Art von „Baumschutz light“wurde schließlic­h mehrheitli­ch angenommen (Die FDP wollte überhaupt keine Regelung). Es wird also trotz des anfangs unisono gegebenen Bekenntnis­ses zum Baumschutz dabei bleiben, dass jeder private Grundstück­sbesitzer mit seinen Bäumen machen kann, was er will. Rapp hatte noch vor der Abstimmung gemahnt, dass wir es in unserer Stadt immer häufiger erlebten, dass Bürger, Firmen oder Institutio­nen nicht so bauen, wie es der Allgemeinh­eit guttut – leider vergeblich. Es war kein grüner Tag für den Baumschutz in Ravensburg, sondern ein schwarzer. Micha Ramm, Ravensburg

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