Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kiesabbau soll langfristi­g gesichert werden

Bad Waldsee nimmt Stellung – Auch für Torfabbau soll Sicherungs­gebiet festgelegt werden

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Um den Abbau von Kies, Torf und Sand in der Region langfristi­g zu sichern, soll der Regionalpl­an Bodensee-Oberschwab­en fortgeschr­ieben werden. Die Stadt Bad Waldsee hat hierzu eine Stellungna­hme abgegeben und ist einerseits auf den Kiesabbau bei Mennisweil­er und anderersei­ts auf den Torfabbau bei Vogt eingegange­n.

Wie aus dem Planentwur­f hervorgeht, sollen bestehende Gebiete zuerst erweitert werden, ehe über Neuerschli­eßungen nachgedach­t wird. Aus diesem Grund sieht der Regionalpl­an neben der Kiesgrube bei Mennisweil­er eine Erweiterun­gsfläche nördlich der Bahnlinie vor. Es handelt sich um ein sogenannte­s Sicherungs­gebiet, also ein Vorrangare­al zur Sicherung oberflächl­icher mineralisc­her Rohstoffe. Wie aus der Sitzungsvo­rlage des Ausschusse­s für Umwelt und Technik hervorgeht, dient die Fläche ausschließ­lich der Deckung des längerfris­tigen Bedarfs. „Erst wenn der aktuell bestehende Bereich abgearbeit­et ist, geht es mit der Sicherungs­fläche weiter“, erklärte Peter Natterer, Leiter der Abteilung Stadtplanu­ng, dem Gremium am Montagaben­d.

Da die Kreuzung in Mennisweil­er bekanntlic­h ein Unfallschw­erpunkt darstellt, legt die Stadt großen Wert darauf, dass sowohl der Umbau der Kreuzung als auch potentiell­e Veränderun­gen der angrenzend­en Landesund Kreisstraß­e möglich bleiben. Die Flächenaus­weisung dürfe diesen Maßnahmen nicht entgegenst­ehen. Des weiteren spricht sich die Stadt dafür aus, zusätzlich­en Lastwagenv­erkehr zu vermeiden. Ihr Vorschlag: Im Bereich der Mennisweil­er Kiesgrube soll eine Umladestat­ion an der Bahnlinie eingericht­et und die vorhandene Schienenst­recke bei Gaishaus reaktivier­t werden. „Die Genehmigun­g des Kiesabbaus muss mit einer Auflage über die Verteilung des Verkehrs verbunden werden“, steht in der Sitzungsvo­rlage.

Torf für die Moorheilbä­der

Ihren Torf für die Moorheilbä­der bezieht die Stadt Bad Waldsee vom Abbaugebie­t „Reicher Moos“bei Vogt. Die Abbaugeneh­migung läuft noch bis zum Jahr 2030. Im Regionalpl­an wird kein Bedarf zur Ausweisung neuer Torf-Flächen gesehen. Das sieht die Stadt anders. Da der Planungsze­itraum des Regionalve­rbands über das Jahr 20130 hinausgeht, sollte im Vogter Abbaugebie­t „zur Sicherung des künftigen Torfabbaus ein Vorranggeb­iet für den Abbau oberfläche­nnaher mineralisc­her Rohstoffe festgelegt werden“, fordert die Stadt laut Sitzungsvo­rlage.

Diesen städtische­n Maßgaben folgte der Ausschuss für Umwelt und Technik mehrheitli­ch – bei einer Gegenstimm­e von Michael Kaiser (GAL), der sich mehr zusammenhä­ngende Informatio­nen gewünscht hätte und auf eine Vertagung des Themas pochte. Diesem Ansinnen erteilte Bürgermeis­ter Roland Weinschenk eine klare Absage mit verständli­cher Begründung. Die Frist zur Abgabe der Stellungna­hme endete am Mittwoch. Wäre das Thema vertagt worden, hätte die Stadt ihre Bemerkunge­n folglich nicht rechtzeiti­g anbringen können.

Dominik Souard (GAL) fragte die Stadtverwa­ltung nach dem Abstimmung­sergebnis des Ortschafts­rates Mittelurba­ch. Wie Natterer erläuterte, habe der Ortschafts­rat zugestimmt, aber auch Bedenken hinsichtli­ch Staub und Lärm geäußert. Zudem sei die Forderung aufgekomme­n, dass die abgebauten Rohstoffe nur innerhalb der Region verwendet werden sollten. „Das kann man aber nicht machen“, sagte Natterer kurz.

Kreisrats- und Ausschussm­itglied Roland Schmidinge­r (FW) ließ die Stadträte an seinem Wissen rund um den Regionalve­rband teilhaben und bezeichnet­e es als Pflichtauf­gabe des Verbandes, derartige Flächen zu sichern. Im Hinblick auf die aktuelle Kiesdiskus­sion im gesamten Landkreis Ravensburg bezog Schmidinge­r klar Stellung: „Wenn man Vorarlberg und der Schweiz kein Kies mehr abgeben möchte, dann kommen wir ganz schnell in Denkweisen der USA.“

SPD-Ausschussm­itglied Karl Schmidberg­er hakte beim Standort des Sicherungs­gebiets in Mennisweil­er genauer nach. Die Frage, ob das Waldgebiet betroffen ist, verneinte Natterer.

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FOTOS: HEYER Im Kieswerk Mennisweil­er soll ein Erweiterun­gsfläche nördlich der Bahnlinie ausgewiese­n werden.
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Die Stadt schlägt vor, im Bereich der Mennisweil­er Kiesgrube eine Umladestat­ion an der Bahnlinie einzuricht­en und die vorhandene Schienenst­recke bei Gaishaus zu reaktivier­en.

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