Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sekundarstufe I für alle Kinder
Zum Bericht „Schulentwicklung beginnt beim Rutenfest“(SZ vom 18. September) „Es muss einen intelligenten und mutigen Aufbruch geben“In der städtischen Bildungspolitik tut sich was: Ein geplanter Neubau (oder jetzt doch nicht?) in der Nordstadt soll in den nächsten Jahren für fast 40 Millionen Euro gebaut werden. Für 12 Prozent aller Schüler, die jährlich auf eine Gemeinschaftsschule wechseln. Die Zahlen von Baden-Württemberg zeigen, dass 44,2 Prozent aller Viertklässler ins Gymnasium gehen und 34,2 Prozent in die Realschule überwechseln. Die Heterogenität ist übrigens an den Realschulen am größten (24,9 Prozent Hauptschulempfehlung, 18,9 Prozent Gymnasialempfehlung), das wären „heterogene Traumquoten“für eine Gemeinschaftsschule.
Die Anmeldezahlen der Gemeinschaftsschulen sollen sich nun durch einen attraktiven Neubau positiv entwickeln. Durch die außerdem geplante Auflösung der Vorbereitungsklassen erhofft man sich, dass der Ruf der „Ausländerschule“aufgemöbelt wird. Die Vorbereitungsklassen sollen in den Ravensburger Schulen verteilt werden. Die neueste Information ist, dass ein Neubau nur bei einer stabilen Dreizügigkeit in der Gemeinschaftsschule gebaut wird. Die Gutachter, die einen Schulentwicklungsplan für Ravensburg vorlegen sollten, gehen von einer Vierzügigkeit für die GMS aus. In einem Jahr (2019) soll die erste fünfte Klasse in der Neuwiesenschule beschult werden. Wie kommt man darauf, dass die Anmeldezahlen steigen, wenn die Kinder in einer Übergangsphase beschult werden? Die GMS konnte sich in Ravensburg nie wirklich etablieren, egal welche Anstrengungen unternommen wurden. Auch der karikative Palast von Reiner Weishaupt würde die Anmeldezahlen nicht verändern.
Das Übergangsverhalten der Eltern wird sich in Richtung Realschule verändern, schließlich kann man den Hauptschulabschluss auch an der Realschule ablegen, das muss den Eltern der Viertklässler nur klar gesagt werden. Und für die Nordstadtkinder liegt die Realschule geografisch günstiger als die Südstadt.
Alle Tatsachen verlangen eigentlich eine Verbundschule zwischen allen Sek-I-Schulen. Die Realschule würde profitieren – ein Neubau, eine dreiteilige Sporthalle, Fachkräfte für Vorbereitungsklassen, Fachkräfte für den HS-Abschluss und Differenzierungsprofis. Angehende Lehrer studieren eh nur noch Sek-I-Lehramt. Warum entscheidet sich die Stadt nicht endlich für eine gemeinsame (Gemeinschaftsschule und Realschule) Sekundarstufe I für alle Kinder? Es muss einen Aufbruch geben, aber einen intelligenten und mutigen.
Barbara Maaß, Ravensburg Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Doch müssen wir uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe sollten nicht länger sein als 60 Zeitungszeilen (35 Anschläge pro Zeile). Leserzuschriften stellen keine redaktionellen Meinungsäußerungen dar. Anonyme Briefe veröffentlichen wir nicht. Vermerken Sie bitte immer Ihre Anschrift und Ihre Telefonnummer. Ihre Redaktion