Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Radweglücken gibt es auch in Aulendorf
Entscheidung zu Radwegvariante an der Kreisstraße 8034 bei Tannhausen steht an
AULENDORF - 315 Kilometer Radweg gibt es derzeit im Kreis Ravensburg entlang von Kreis-, Landesund Bundesstraßen. Künftig sollen es mehr werden. So sieht es auch die Radwegenetz-Konzeption vor, der der Kreistag bereits 2016 zugestimmt hat.
Sie listet Lücken im Radwegenetz und Problemstellen auf – zum Beispiel kaputte Straßenbeläge oder fehlende Schilder – und empfiehlt Lösungen. Sie priorisiert die einzelnen Problemfälle und „bildet somit den Handlungsrahmen für Ausbau und Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur in den nächsten Jahren“, wie es in der Konzeption heißt. Auch Aulendorf ist mit einigen Mängeln darin vertreten.
In der Radwegenetzkonzeption gibt es mehrere Mängelkategorien. Neben der bedeutendsten Kategorie „Netzlücke – Straßenbegleitende Radwege“sind weitere Maßnahmenkategorien wie Querungsdefizite, Oberflächenmangel, Unzureichende Breiten, Beschilderungsund TRAUERANZEIGEN Markierungsmangel und Besondere Gefahrenstellen aufgeführt. Die Spanne der Lösungen reicht daher also vom Aufstellen eines Schildes oder Herstellen einer Markierung bis hin zum Bau eines neuen Radweges. Dabei ist der Kreis nicht für alle Radwege zuständig, für Wege entlang von Landes- und Bundesstraßen sind es jeweils Land oder Bund. Für Aulendorf zählt das Konzept knapp 20 Problemstellen auf. Einiges wurde in den vergangenen Jahren bereits abgearbeitet, beispielsweise einzelne Furtmarkierungen wie an der Kreuzung zum Gewerbegebiet „Alte Kiesgrube“oder den Fahrradweg und den Fahrradschutzstreifen über die große Brücke über die Schussen und die Eisenbahngleise. Einige Punkte sind aber auch noch offen.
Grundsatzentscheidung steht aus
Unter anderem sind in der Konzeption auch weitere Radwege, die parallel zu Straßen verlaufen und eine Lücke im Radwegenetz schließen sollen, aufgelistet. Da ist zum einen der zwischen Tannhausen und Haslach entlang der Kreisstraße 8034 angedachte Radweg. Dazu laufen nach Auskunft des Kreises derzeit noch die Untersuchung zu der Grundsatzentscheidung, ob der Radweg parallel zur Kreisstraße geführt werden soll oder eventuell über die Gemeindeverbindungswege ab Haslach über Geblisberg, Tiergarten, Steegen bis Tannhausen beziehungsweise Aulendorf führen soll. Erst wenn das entschieden ist, könne mit der konkreten Planung begonnen werden. Der Stadtverwaltung liegen mittlerweile die vom Kreis ermittelten Kosten für beide Varianten vor. Sie sollen in einer der kommenden Sitzungen des technischen Ausschusses öffentlich vorgestellt werden. Die Ortschaft Tannhausen selbst favorisiert derzeit einen Radweg entlang der Kreisstraße auf Waldseite.
Zudem fehlen bei Haslach entlang der L 275 rund 100 Meter Radweg bis zur Abzweigung nach Michelwinnaden. Ebenfalls Bedarf angemeldet ist für einen Radweg entlang der Landesstraße 286 Richtung Ebersbach-Musbach bis zur Abzweigung Geigelbach. Die Konzeption schlägt einen 2,50 Meter breiten Geh- und Radweg mit Anschluss an den bestehenden Radweg in Richtung Ebersbach sowie als kurzfristige Maßnahme eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 Stundenkilometer in dem kurvigen Straßenabschnitt vor. Für beide Radwege ist das Land zuständig. Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“heißt es aus dem Regierungspräsidium Tübingen für beide Vorhaben: „Angesichts von Radwegprojekten mit höherer Dringlichkeit können wir zu beiden Vorhaben derzeit keine Planungs- beziehungsweise Realisierungsperspektive nennen.“
Das Land hat eine eigene Agenda, um „ein flächendeckendes, durchgängiges Netz alltagstauglicher Fahrradverbindungen zwischen Mittel- und Oberzentren entlang der wichtigsten Siedlungsachsen im Land“zu realisieren. In diesem „RadNetz Baden-Württemberg“sind die beiden Maßnahmen in Aulendorf – das eben erst vom Kleinzum Unterzentrum aufgestuft wurde – genauso wenig enthalten wie im Bauprogramm für Radwege an Landesstraßen. Für ein etwaiges Tempolimit sei zudem das Landratsamt als untere Verkehrsbehörde zuständig.
Wege müssen breiter werden
In die Radewegenetzkonzeption ebenfalls aufgenommen wurden bestehende Radwege, für die eine Verbreiterung gewünscht ist. Das betrifft etwa den Radweg zwischen Aulendorf und Steinenbach entlang der K 7958, den schmalen Geh- und Radweg entlang der L 284 nach Otterswang sowie den Radweg entlang der Kreisstraße zwischen Blönried und Altshausen. Wie es auf Nachfrage aus dem Landratsamt heißt, sind die zu verbreiternden Radwege in der Regel nach altem Standard mit nur zwei Metern Breite angelegt worden. Dabei weist die Kreisverwaltung für ihre Straßen darauf hin, dass hereinwachsendes Gras die Radwege im Laufe der Zeit verschmälert habe, es aber Aufgabe der Kommunen sei, die Wege frei zu räumen.
Die Planung von Radwegen ist hinsichtlich des naturschutzfachlichen Ausgleichs oder auch in Fragen des nötigen Grunderwerbs nicht weniger anspruchsvoll und komplex als Straßenplanungen, erklärt ein Kreissprecher. Entsprechend halten sich die Straßenplaner an Prioritäten. Bestehende Radwege zu verbreitern wird etwa als weniger dringlich angesehen als dringend benötigte Neubauplanungen.
Grundsätzlich arbeitet der Kreis seine Aufgaben nach und nach ab. Von 2015 bis 2017 wurden über alle Mängelkategorien hinweg von 132 Maßnahmen, für die der Kreis zuständig ist – und nicht Land, Bund oder die jeweilige Gemeinde –, 27 umgesetzt, in diesem Jahr sollen weitere 28 folgen. Aktuell sind sechs Radwege-NeubauMaßnahmen in Planung. „Dieses Jahr bauen wir an Kreisstraßen nur 100 Meter Radweg. 2019 wollen wir, wenn alles klappt, rund 1,3 Kilometer Radweg zusammen mit dem Ausbau der K 8023 zwischen Hinznang und der Landesgrenze bei Frauenzell (zwischen Leutkirch und Isny) bauen“, teilt ein Kreissprecher mit.