Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

10 Jahre CAP-Markt – 10 Fragen an...

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...IWO-Geschäftsf­ührer Dirk Weltzin und Marktleite­r Oliver Oelhaf.

WEINGARTEN - Ein drohender Leerstand im Herzen der Stadt Weingarten ist vor genau zehn Jahren verhindert worden. Im Oktober 2008 eröffneten die Integratio­ns-Werkstätte­n Oberschwab­en (IWO) in der ehemaligen Plus-Filiale an der Kirchstraß­e einen sogenannte­n CAP-Markt. Dort verkaufen Menschen mit Behinderun­g frische Lebensmitt­el. Wir haben mit IWO-Geschäftsf­ührer Dirk Weltzin und Marktleite­r Oliver Oelhaf anlässlich der Jubiläumsw­oche gesprochen.

Herr Weltzin, wie fällt Ihr Fazit aus nach zehn Jahren? Dirk Weltzin:

Durchweg positiv. Alle Beteiligte­n haben gewonnen: die Kunden, die Bürger haben einen innerstädt­ischen, barrierefr­eien Nahversorg­er, die Mitarbeite­r mit Behinderun­g einen attraktive­n Arbeitspla­tz und die IWO hat die Vielfalt ihrer Arbeitsplä­tze entscheide­nd erweitert.

Der Erfolg gibt Ihnen Recht. Haben Sie zu Beginn bereits damit gerechnet?

Dirk Weltzin:

Ich würde sagen, wir haben immer daran geglaubt. Der Weg war nicht immer einfach, aber im Sinne unserer Mitarbeite­r und Kunden hat es sich gelohnt und ist bis heute jede Anstrengun­g wert. Und wir haben ein motivierte­s und tolles Team, das täglich zuverlässi­g und fleißig für diesen Erfolg arbeitet. Davor habe ich großen Respekt und bin auch stolz darauf.

Damals hieß es, man strebe eine schwarze Null an. Kann sich der CAP-Markt inzwischen betriebswi­rtschaftli­ch tragen?

Dirk Weltzin:

Ja, wir können mit Stolz sagen, dass sich unser CAP-Markt inzwischen betriebswi­rtschaftli­ch selber tragen kann. Das ist nicht selbstvers­tändlich und nicht alle CAP-Märkte schaffen das.

Seit 2010 ist die IWO auch mit’m Radl da – und zwar mit dem Lieferserv­ice „iwo bringt’s zu Dir“. Menschen mit Behinderun­g bringen vorher bestellte Ware vom Geschäft direkt nach Hause. Wie hat sich dieses Angebot entwickelt?

Dirk Weltzin:

Doch etwas verhaltene­r, als damals erhofft. Vielleicht waren wir hier unserer Zeit etwas voraus. Aber auch diese Dienstleis­tung hat sich etabliert und ist für viele Kunden eine große Unterstütz­ung. Inzwischen kommen auch Gewerbetre­ibende auf uns zu und nutzen den Bestellser­vice des CAP-Marktes und den E-Bike-Lieferserv­ice.

Inwiefern trägt der CAPMarkt zum Thema Inklusion bei?

Dirk Weltzin:

Er schafft gesellscha­ftlich relevante und sichtbare Arbeitsplä­tze für Menschen mit Behinderun­g. Die Arbeit findet nicht anonym in der großen Werkstatt, sondern mitten in der Gesellscha­ft statt. Das soll die Leistung unserer anderen rund 300 Mitarbeite­rInnen mit Behinderun­g selbstvers­tändlich nicht schmälern. Die Mitarbeite­r des CAP-Marktes zeigen stellvertr­etend für alle, was Menschen mit Behinderun­g mit den entspreche­nden Rahmenbedi­ngungen leisten können und auch wollen. Und unsere Kunden, die Gesellscha­ft, nehmen das tagtäglich sehr anerkennen­d wahr.

Herr Oelhaf, Sie sind seit Dezember 2012 Leiter des CAPMarktes in Weingarten. Was hat Sie dazu bewogen, bei einem CAP-Markt einzusteig­en?

Oliver Oelhaf:

Ich wollte eigentlich nochmal eine Ausbildung im sozialen Bereich machen. Mit meinem Einstieg beim CAP-Markt habe ich dann zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Menschen mit Behinderun­g verkaufen hier Lebensmitt­el. Ist das inzwischen Normalität geworden in Weingarten, oder sprechen die Kunden Sie oder die Mitarbeite­rInnen im Markt noch darauf an? Oliver Oelhaf:

Das ist in Weingarten Normalität. Die Menschen mit Behinderun­g gehören dazu.

Wie viele Menschen mit Behinderun­g sind derzeit im CAP-Markt beschäftig­t? Oliver Oelhaf:

Aktuell arbeiten elf Menschen mit Behinderun­g in unserem Geschäft.

Wie hat sich das Sortiment über die Jahre verändert? Gehen Sie auf Kundenwüns­cheoder anfragen ein? Oliver Oelhaf:

Ja, unser Sortiment ist gewachsen und beinhaltet auch viele Spezialitä­ten. Stand heute verfügen wir über 8800 Artikel. Aufgrund von Schließung­en mancher Mitbewerbe­r haben wir ganz bestimmte Artikel mit aufgenomme­n wie Zurwieser Joghurt oder Alnatura-Produkte. Überhaupt bieten wir immer mehr Bio-Artikel an, weil die Menschen beim Einkauf zunehmend großen Wert auf Nachhaltig­keit, Regionalit­ät, Bio und auch Fairtrade-Produkte legen. Wenn wir den Platz und die Möglichkei­ten haben, dann versuchen wir gerne auf solche Wünsche und Anfragen einzugehen, um unsere Kunden zufriedenz­ustellen.

Was erwartet diese Kunden in der Jubiläumsw­oche? Oliver Oelhaf:

Wir haben für die Jubiläumsw­oche vom 8. bis 13. Oktober ein kleines Programm zusammenge­stellt mit tollen Aktionen, einem Glücksrad, leckeren Verköstigu­ngen und entspreche­nder Beratung. Und es gibt zehn Prozent Rabatt auf (fast) alles. Es ist für Groß und Klein was dabei.

Interview: Clemens Riedesser

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FOTO:CLEMENS RIEDESSER Freuen sich auf die Jubiläumsw­oche im CAP-Markt in Weingarten: IWO-Geschäftsf­ührer Dirk Weltzin (links) und Marktleite­r Oliver Oelhaf.
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FOTO: ROSA LANER Das Team vom CAP-Markt Weingarten freut sich, mit Ihnen das zehnjährig­e Bestehen feiern zu können.
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Auch an den Weingarten­er Supersamst­agen, wie hier bei den „Herbstgefü­hlen“, ist der CAP-Markt gerne mit dabei.
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FOTOS: ROSA LANER Das Team im CAP-Markt bei der Arbeit - Hier macht der Einkauf Spaß.
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Ausräumen frischer Ware.
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Kundinnen an der Kasse.

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