Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kommunalwa­hl: Stefan Weinert will mit eigener Liste antreten

„Rave“steht für „Ravensburg ausgewogen vernünftig empathisch“

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Der 66-jährige Rentner Stefan Weinert aus Ravensburg hat eine neue kommunalpo­litische Liste gegründet und will bei der Kommunalwa­hl am 26. Mai 2019 für den Ravensburg­er Gemeindera­t kandidiere­n. Bislang hat er zwei Mitstreite­r gefunden. Insgesamt hofft er auf acht bis zwölf Männer und Frauen, die sich bei „Rave“engagieren wollen. „Rave“steht für „Ravensburg ausgewogen vernünftig empathisch“und ist bewusst eine Anspielung auf Techno-Tanzverans­taltungen, weil Weinert auch jüngere Leute ansprechen will.

Der frühere Sozialarbe­iter Weinert, der in seinem Leben schon Mitglied der ÖDP, der SPD (gleich zweimal) und der Linken war, will sich bewusst von den bestehende­n sieben Parteien und Wählervere­inigungen im Ravensburg­er Gemeindera­t abgrenzen, obwohl es schwerer ist, mit einer neuen Liste ins Stadtparla­ment zu kommen als auf dem Ticket einer schon etablierte­n Gruppierun­g oder Partei zu reisen. Warum? Weil man sich bei den Etablierte­n „zehn, zwanzig, dreißig Jahre lang hocharbeit­en muss, bis man gehört wird“. Und Weinert will sofort die Welt verbessern. Wenigstens die Ravensburg­er Welt. Zwar finde er vieles gut, was die „Bürger für Ravensburg“fordern, aber auch diese würden im Gemeindera­t „mauscheln“und „für unvernünft­ige Sachen abstimmen“. Für unvernünft­ig hält Weinert beispielsw­eise die Sanierung der Marienplat­ztiefgarag­e, den Molldietet­unnel oder den Abriss und Neubau der Kuppelnaus­chule.

Wer seine beiden Mitstreite­r sind, will Weinert noch nicht sagen. Allerdings seien es nicht Alfred oder Winfried Schneider, die in zahlreiche­n Mails, Briefen, Petitionen und Flugblätte­rn mit großem Verteiler immer wieder ihren Missmut über die Stadt Ravensburg zum Ausdruck bringen. Weinert, der selbst Phasen hat, in denen er mehrmals täglich Mails an Gemeinderä­te, Stadtverwa­ltung und Journalist­en schreibt, will sich im Fall seines Einzugs in den Gemeindera­t nicht verbiegen lassen. Ebensoweni­g wie seine Vorbilder Jesus, Che Guevara, Rudi Dutschke und Nelson Mandela, mit denen er in einer Fotocoalla­ge auf seiner Facebookse­ite vereint ist – in der Räuberhöhl­e sitzend. „Da fehlen noch Gandhi und Martin Luther King“, sagt er.

Er ist zwar zu Kompromiss­en bereit, wie er sagt, aber nur, wenn man ihn von einer Gegenposit­ion zumindest teilweise überzeugt. Grundsätzl­ich hält er es für falsch, sich „aus diplomatis­chen Gründen zu einigen – oder um keine Wähler zu vergraulen“, wie das angeblich alle anderen Parteien und Gruppierun­gen tun würden.

Um zur Wahl zugelassen zu werden, braucht Rave nach der konstituie­renden Sitzung 100 Unterstütz­ungsunters­chriften. Weinert ist sicher, sie zu bekommen. Schon als unabhängig­er Bundestags­kandidat im Wahlkreis Ravensburg hat er im vergangene­n Jahr 220 Unterschri­ften gesammelt, wenngleich ihm dann tatsächlic­h nur 174 Menschen ihre Erststimme gegeben haben, „aber immerhin mehr als dem Kandidaten der Marxistisc­h-Leninistis­chen Partei“, sagt er ein bisschen stolz. So wenige Stimmen würden bei weitem nicht reichen, um in den Ravensburg­er Gemeindera­t zu kommen, aber Weinert ist überzeugt davon, dass er im Wahlkampf viele Menschen von seinen Themen überzeugen kann. An erster Stelle steht für ihn die Beseitigun­g der Wohnungsno­t – was allerdings auch alle anderen Parteien und politische­n Gruppierun­gen als wichtiges Thema erkannt haben. „Aber sie haben es nicht umgesetzt.“

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FOTO: KARIN VOLZ Stefan Weinert will mit einer eigenen Liste bei der Kommunalwa­hl im Mai 2019 für den Ravensburg­er Gemeindera­t antreten.

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