Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kultur leben
Gewitzter Glaube an sich selbst ist ja fast schon eine Grundvoraussetzung dafür, überzeugende künstlerische Leistung abzuliefern. Was juckt denn der Zeitgeist oder die Erwartungshaltung des Publikums oder gar die der Medien. Formatierte, berechenbare Angebote gibt es schließlich viel zu viele.
Und daher sollte eine Band wie Pam Pam Ida aus Sandersdorf im Altmühltal mit weit offenen Armen vom sinnenfrohen Publikum empfangen werden. In diesen stumpftraurigen Zeiten mehr denn je. Das Schönste: Genau das passiert gerade, spätestens seit das Sextett um den unwiderstehlich grandiosen Sänger, Texter, Multiinstrumentalisten (von Wurlitzer über Kalimba bis Blockflöte!) und überhaupt Kopf des Projekts Andreas Eckert im vergangenen Jahr die Debut-CD „Optimist“veröffentlicht hat. Mit bairischer Schnauze und viel Gefühl, voller Heimat und weiter Welt. In Bayern konnte sich diese auf unglaubliche Weise zwischen operettenhaftem Folk (ja, sowas gibt’s jetzt), schmierigem 1980er Schlager voller pubertärer Notgeilheit, trötender Heimatkapelle und Bubenfrechheit, Streicherschmalz und Blockflötenbarock changierende Jungherrenrunde bereits einen klasse Ruf erspielen. Die Band selbst nennt Georg Ringsgwandl, Paul McCartney und Bilderbuch als Orientierungspunkte. Doch ganz grundsätzlich haben die sechs Männer viel Freude am Neu-Entdecken und überraschenden Wendungen: große Gefühle und Ironie treffen aufeinander, dann wieder locker tänzelnder Spaß – alles mit melankomischen Texten voller Poesie und Sprachwitz angerichtet. „Vielleicht, wer weiß des gwieß. Es konn sei, dass moang d’Weid untergeht, oda dass ois so bleibt wia’s is“. Was sie selbst über sich sagen? „Achterbahnfahrer und Abenteurer fühlen sich auf unseren Konzerten sehr wohl. Vor allem aber Musikbegeisterte und Tanzmäuse“. Ein gewitzter Glaube an die eigene Stärke kann halt schon hilfreich sein.
Als Pam Pam Ida zusammen mit den Streicherinnen des Silberfischorchesters neulich im Juli auf Deutschlands größtem Folk- und Songfestival in Rudolstadt/Thüringen erstmals außerhalb von Süddeutschland auftraten, konnte die Combo eine leichte Nervosität nicht ganz abschütteln. Mittags um 12.30 Uhr die qualitätsverwöhnte Festivalmeute bespaßen? Eine Stunde später waren 2000 in der Sommerhitze schwitzende Leute völlig euphorisiert und schmetterten einen der größten Pam-Pam-IdaGassenhauer aus voller Kehle mit: „Lass, lass, lass de Schuitern danzn / lass de Schuitern danzn / aufn Summa und auf de Sunn!“. Ein erhebender Spaß. Demnächst ergeben sich weitere Gelegenheiten in unserer Gegend! Zu erleben ist die unbekümmerte Frischzellenkur zwischen Pop und moderner Wirtshausmusik am Freitag, 12. Oktober, im Zeughaus Lindau. Und am 17. November werden Pam Pam Ida in der Zehntscheuer mit dem 30. „Ravensburger Kupferle“geehrt.
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