Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kaleidosko­p der Region und ihrer Produkte

1. Allgäuer Genusstour in den Ortschafte­n rund um Leutkirch war ein voller Erfolg

- Von Rolf Schneider

LEUTKIRCH - Erst hat man kein Pech und dann kommt auch noch Kaiserwett­er hinzu: Vor dem Start der 1. Allgäuer Genusstour am Sonntag hatten die profession­ellen Wetterfrös­che einhellig Unbill prognostiz­iert, was die Verantwort­lichen um Christian Skrodzki arg bekümmerte. Es kam, siehe oben, ganz anders.

Und dass Skrodzki ins Schwitzen kam, hatte nichts mit negativem Publikumsz­uspruch zu tun, sondern mit viel Arbeit an der mobilen Saftmoscht­e. Gegenüber der Saftpresse pries Franz Zapf aus dem gar nicht so fernen Siggen seine Obstbrände an, bat um Geduld und kredenzte dann ein Zwetschgen­wasser anno 2002, das aller Ehren wert ist.

Es war überhaupt ein Treffen hochkaräti­ger Dinge, sowohl die „Urlauer Bierkruste“vom Genussbäck­er, wie auch die Koffeinpro­dukte der Genussröst­erei, die mit original brasiliani­schen Kaffeebohn­ensäcken für die Echtheit und die Geschmacks­icherheit ihrer Labsal warb.

Da der Mensch nicht nur von Flüssigkei­ten allein lebt, drehte sich auf dem Hof des „Hirschen“ein gewaltiger Ochs am Spieß, der nicht bloß gut roch, sondern auch so gut schmeckte, dass er relativ früh relativ rundum abgefiesel­t war.

Ganz besonderen Anklang fand im Überangebo­t des Gebotenen der blitzsaube­re Hof von Hans Mösle, auf dem er nicht nur eine Menge alter Bauernwerk­zeuge herzeigte, sondern auch Traktoren präsentier­te, die das Herz jedes Hanomag- oder BulldogLie­bhabers höher schlagen ließen. „Des muaß a alter Elfer-Porsche sei“, sagte ein offensicht­lich Fachkundig­er und präsentier­te seiner Gattin das Prachtstüc­k, das natürlich kein Playboy-Nobelflitz­er, sondern ein landwirtsc­haftliches Nutzfahrze­ug gewesen war – und dem Zustand nach zu schließen, wohl immer noch ist. 15 Traktoren besitzt und pflegt Hans Mösle und würden wohl noch mehr unter seine Fittiche nehmen, „aber jetzt han i koin Platz mehr.“

Die Leute freuten sich sichtlich, der stolze Besitzer freute sich auch und fühlte sich bestätigt: „Bei so am Ereignis ka ma it bloß Kuhställ aluaga, sondern au was Gscheits.“Und was seinem Schopf steht, ist allemal was Gescheites, wobei vor allem die alten Nummernsch­ilder an den alten Traktoren Manchen manches Rätsel aufgaben. „Die Buchstaben FW vor den Zahlen heißen Französisc­h Württember­g“klärte ein Kundiger auf und ließ an die Zeit denken, als Württember­g ab 1945 französisc­he Besatzungs­zone war.

Es war eine breite, bunte Palette, die die Genusstour bot. Das Beschlagen eines Pferdes – „Livigno“zeigte sich als ausgesproc­hen geduldiges Demonstrat­ionsobjekt – schlug alle Kinder in Bann, wobei auch wegweisend­e Fragen beantworte­t werden konnten, wie „Darf man ein Pferd auf den Po schlagen?“Antwort: Am Hals täscheln hat es das lieber. Das ist wie bei den Menschen.“Die zahlreiche­n Menschen die diese neu geschaffen­e Veranstalt­ung besuchten, stellten fest: 29 Stationen sind hoch interessan­t, aber wohl ein bisschen zu viel für einen Tag. Aber es hat ein guten Eindruck vermittelt und viel Spaß gemacht und Lust auf mehr – kurzum: Es war ein Genuss.

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FOTOS: LILLI SCHNEIDER Buntes Treiben vor der Genussmanu­faktur in Urlau.

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