Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Eine Alpe geht auf Reisen
Die „Bierenwang“soll vom Fellhorn ins Bergbauernmuseum umziehen
OBERALLGÄU - Eine ganze Alpe Stein für Stein und Balken für Balken abbauen und an anderer Stelle wieder originalgetreu aufrichten? „Das ist kein Problem. Das haben wir mit zwei anderen Gebäuden bei uns auch schon gemacht“, sagt Siegfried Zengerle. Er ist Vorsitzender des Vereins Allgäuer Bergbauernmuseum und will nächstes Jahr die Alpe Bierenwang vom Bereich der Fellhornbahn bei Oberstdorf zum Museumsgelände in Diepolz versetzen lassen. Die Immenstädter Stadträte und Bürgermeister Armin Schaupp stärkten ihm jetzt den Rücken und versprachen finanzielle Hilfe.
„Die Untere Bierenwangalpe ist in einem Top-Zustand, ein wahres Gedicht“, schwärmte Zengerle. Sie sei ihm von der dortigen Alpgenossenschaft kostenfrei angeboten worden. Allerdings müsse das Bergbauernmuseum den Abbau, Transport und Wiederaufbau zahlen und die Umsetzung müsse nächstes Jahr erfolgen. Zengerle rechnet dafür mit Ausgaben von 200 000 Euro. Hinzu kämen weitere Kosten für ein Grundstück in Diepolz, die Erschließung und den Innenausbau.
Dabei, so machte der Vorsitzende den Stadträten klar, „würde die Alpe nicht nur im Museum, sondern in ganz Diepolz eine Lücke schließen“. Denn in dem Dorf gebe es keinen Gasthof mehr, nachdem die „Traube“als einziges Wirtshaus im Ort und das „Drei-Käse-Hoch“in der Dorfsennerei geschlossen hätten. Gerade Busgruppen könne man nach einem Besuch des Museums keine Einkehr mehr bieten. Die Höfle-Alpe auf dem Gelände biete zwar „schöne Brotzeiten und eine tolle Aussicht“, sei aber zu klein. Außerdem könnten dort keine warmen Speisen zubereitet werden.
Das eröffne aber eine neue Chance. Denn Michael Ruepp, erfolgreicher Wirt des „Lustigen Hirschen“in Akams und Pächter der Höfle-Alpe, sei an dem Projekt Bierenwang-alpe interessiert. Laut Zengele würde er den gastronomischen Ausbau der Alpe übernehmen. So schlug der Vorsitzende folgende Finanzierung vor: Die Stadt übernimmt die Kosten für das Grundstück, das in der Nähe des Museumsgeländes gekauft werden müsse, sowie die Ausgaben für die Umsetzung der Alpe. Wirt Ruepp zahlt den Ausbau des Gastrobereichs in der Alpe sowie eine jährliche Pacht. Diese soll so bemessen werden, „dass nach etwa 15 Jahren die Gebäudekosten der Stadt zurückbezahlt sind“. Die Stadträte im Hauptausschuss waren durch alle Fraktionen begeistert von dem Projekt: Immerhin handle es sich um ein „Zugpferd“der touristischen Einrichtungen der Stadt. Bürgermeister Schaupp bot zudem ein Finanzierungsmodell an, dass dem Museums-Verein auch künftig eine tragfähige Basis verschaffen und weitere Projekte fördern soll.
Das Modell: Die Finanzbasis steht auf zwei Beinen: jährlicher Zuschuss und ein festes Budget . Beides wird finanziert durch eine Erhöhung des Kurbeitrags. Der beträgt derzeit 1,50 Euro pro Erwachsenen und Übernachtung. Bei 350 000 Übernachtungen pro Jahr soll eine Erhöhung um 30 Cent 80 000 Euro zusätzlich einbringen. Damit wird der jährliche Zuschuss für den laufenden Betrieb von derzeit 114 000 Euro um 30 000 Euro auf 144 000 angehoben. Die restlichen 50 000 Euro wandern als Budget auf ein Extra-Konto für Projekte wie die Bierenalpe.