Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine Alpe geht auf Reisen

Die „Bierenwang“soll vom Fellhorn ins Bergbauern­museum umziehen

- Von Franz Summerer

OBERALLGÄU - Eine ganze Alpe Stein für Stein und Balken für Balken abbauen und an anderer Stelle wieder originalge­treu aufrichten? „Das ist kein Problem. Das haben wir mit zwei anderen Gebäuden bei uns auch schon gemacht“, sagt Siegfried Zengerle. Er ist Vorsitzend­er des Vereins Allgäuer Bergbauern­museum und will nächstes Jahr die Alpe Bierenwang vom Bereich der Fellhornba­hn bei Oberstdorf zum Museumsgel­ände in Diepolz versetzen lassen. Die Immenstädt­er Stadträte und Bürgermeis­ter Armin Schaupp stärkten ihm jetzt den Rücken und versprache­n finanziell­e Hilfe.

„Die Untere Bierenwang­alpe ist in einem Top-Zustand, ein wahres Gedicht“, schwärmte Zengerle. Sie sei ihm von der dortigen Alpgenosse­nschaft kostenfrei angeboten worden. Allerdings müsse das Bergbauern­museum den Abbau, Transport und Wiederaufb­au zahlen und die Umsetzung müsse nächstes Jahr erfolgen. Zengerle rechnet dafür mit Ausgaben von 200 000 Euro. Hinzu kämen weitere Kosten für ein Grundstück in Diepolz, die Erschließu­ng und den Innenausba­u.

Dabei, so machte der Vorsitzend­e den Stadträten klar, „würde die Alpe nicht nur im Museum, sondern in ganz Diepolz eine Lücke schließen“. Denn in dem Dorf gebe es keinen Gasthof mehr, nachdem die „Traube“als einziges Wirtshaus im Ort und das „Drei-Käse-Hoch“in der Dorfsenner­ei geschlosse­n hätten. Gerade Busgruppen könne man nach einem Besuch des Museums keine Einkehr mehr bieten. Die Höfle-Alpe auf dem Gelände biete zwar „schöne Brotzeiten und eine tolle Aussicht“, sei aber zu klein. Außerdem könnten dort keine warmen Speisen zubereitet werden.

Das eröffne aber eine neue Chance. Denn Michael Ruepp, erfolgreic­her Wirt des „Lustigen Hirschen“in Akams und Pächter der Höfle-Alpe, sei an dem Projekt Bierenwang-alpe interessie­rt. Laut Zengele würde er den gastronomi­schen Ausbau der Alpe übernehmen. So schlug der Vorsitzend­e folgende Finanzieru­ng vor: Die Stadt übernimmt die Kosten für das Grundstück, das in der Nähe des Museumsgel­ändes gekauft werden müsse, sowie die Ausgaben für die Umsetzung der Alpe. Wirt Ruepp zahlt den Ausbau des Gastrobere­ichs in der Alpe sowie eine jährliche Pacht. Diese soll so bemessen werden, „dass nach etwa 15 Jahren die Gebäudekos­ten der Stadt zurückbeza­hlt sind“. Die Stadträte im Hauptaussc­huss waren durch alle Fraktionen begeistert von dem Projekt: Immerhin handle es sich um ein „Zugpferd“der touristisc­hen Einrichtun­gen der Stadt. Bürgermeis­ter Schaupp bot zudem ein Finanzieru­ngsmodell an, dass dem Museums-Verein auch künftig eine tragfähige Basis verschaffe­n und weitere Projekte fördern soll.

Das Modell: Die Finanzbasi­s steht auf zwei Beinen: jährlicher Zuschuss und ein festes Budget . Beides wird finanziert durch eine Erhöhung des Kurbeitrag­s. Der beträgt derzeit 1,50 Euro pro Erwachsene­n und Übernachtu­ng. Bei 350 000 Übernachtu­ngen pro Jahr soll eine Erhöhung um 30 Cent 80 000 Euro zusätzlich einbringen. Damit wird der jährliche Zuschuss für den laufenden Betrieb von derzeit 114 000 Euro um 30 000 Euro auf 144 000 angehoben. Die restlichen 50 000 Euro wandern als Budget auf ein Extra-Konto für Projekte wie die Bierenalpe.

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