Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kreise warnen vor Eingriff

Unterstütz­ung für Kretschman­n bei Bildungsfi­nanzierung

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BÜHL (lsw) - Im Streit mit dem Bund um die Bildungsfi­nanzierung stärkt der Landkreist­ag Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) den Rücken. „Auch wir lehnen die geplante Erweiterun­g der Bundeskomp­etenzen im Hinblick auf die Bildungsfi­nanzierung entschiede­n ab“, sagte der Präsident des kommunalen Verban- des, der Tübinger

Landrat Joachim

Walter (CDU), am Montag bei der Landkreisv­ersammlung in Bühl (Kreis Rastatt).

Kretschman­n bedankte sich für die Unterstütz­ung: Er werde nicht zulassen, dass die bundesstaa­tliche Ordnung ausgehöhlt werde. Anstelle von Programmen bräuchten Länder mehr Steuermitt­el.

Der bei der Versammlun­g einstimmig wiedergewä­hlte Präsident Walter hatte zuvor vor einem „Frontalang­riff auf den Bildungsfö­deralismus“gewarnt. Die vom Bund für die Digitalisi­erung in Aussicht gestellten fünf Milliarden Euro würden hierzuland­e dringend benötigt. Allerdings sei dafür keine Grundgeset­zänderung nötig. Er befürchtet, dass der Bund mit der Änderung die Länder an den „goldenen Zügel“legen wolle, um sie bis ins Detail zu kontrollie­ren und sie in ihren Gestaltung­smöglichke­iten massiv einzuschrä­nken. CDU, CSU und SPD hatten in den Koalitions­verhandlun­gen im Bund vereinbart, das Grundgeset­z zu ändern, damit der Bund sich stärker an der Finanzieru­ng der Bildungsin­frastruktu­r beteiligen kann. Konkret geht es um die Auszahlung des Digitalpak­ts Bildung des Bundes, der 2019 starten soll. Für die Grundgeset­zänderung ist eine Zweidritte­lmehrheit im Bundestag nötig, die die Große Koalition nicht hat. Zudem muss das Vorhaben durch den Bundesrat.

Walter lobte den im Sommer mit dem Land erzielten Finanzkomp­romiss. „Es werden in einem gewaltigen Kraftakt 1,6 Milliarden Euro für zentrale Bereiche der Daseinsvor­sorge mobilisier­t, etwa für die Flüchtling­sintegrati­on, die Krankenhau­sversorgun­g und die frühkindli­che Bildung.“Sie seien eine Direktinve­stition in den sozialen Zusammenha­lt in den Landkreise­n, Städten und Gemeinden.

Walter erinnerte an ein Verspreche­n aus dem Koalitions­vertrag im Land – an die unmittelba­re Beteiligun­g der Landkreise an der Umsatzsteu­er. Vom Sozialbere­ich über den öffentlich­en Nahverkehr und die Berufsschu­len bis zu den Krankenhäu­sern – Landkreise bräuchten für diese Gemeinwohl­aufgaben eigene Finanzress­ourcen. Kretschman­n wollte keine Zusagen machen, betonte aber: Die Wünsche seien notiert. Der milliarden­schwere Pakt zwischen Land und Kommunen sende eine wichtige politische Botschaft: „Wir reden nicht nur. Wir handeln auch.“

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FOTO: PR Joachim Walter

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