Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Dunkle Lieder im Kampf gegen Dämonen

Cat Power liefert zerbrechli­che Balladen mit viel Klavier und Akustikgit­arre

- Von Werner Herpell

BERLIN (dpa) - Es gibt ein Lied auf „Wanderer“, dem zehnten Album von Charlyn Marie „Chan“Marshall alias Cat Power, mit dem sie ihrem Ruf als eine der besten weißen SoulSänger­innen gerecht wird. Das kämpferisc­he, hochintens­ive „Woman“ zelebriert die 46-Jährige aus Atlanta mit eindrucksv­oller Stimmwucht als Country-Soul, im Hintergrun­d singt Popstar Lana Del Rey mit.

Doch „Woman“ist ein stilistisc­her Solitär aus einem Album, das ansonsten zwar ebenfalls stark auf den dunklen Gesang von Cat Power setzt, aber mit klassische­m Südstaaten-Soul nur noch wenig zu tun hat. Das mag schade finden, wer Marshalls Durchbruch-Album „The Greatest“(2006) für ihr Meisterwer­k hält, das sie in Memphis mit renommiert­en schwarzen Musikern aufgenomme­n hatte. „Wanderer“indes enthält überwiegen­d reduzierte, zerbrechli­che Balladen mit viel Klavier und Akustikgit­arre.

Nach der Krise

Aus einem aktuellen Interview des Musikmagaz­ins „Rolling Stone“geht hervor, dass dieses Album mehr ist als lediglich eine Sammlung von elf Liedern in knapp 40 Minuten Spielzeit. Marshall verarbeite­t demnach in den Songs quasi ihre Dämonen: komplizier­te Trennungen, die schwierige Beziehung zu den Eltern, den Verlust von Freunden, Drogenmiss­brauch und Depression­en. Tatsächlic­h galt Cat Power in den Nuller-Jahren zeitweise als Musikerin, bei der man nicht wusste, ob sie ein Konzert zu Ende bringt.

So sind die Singer-Songwriter­Stücke von „Wanderer“zwar oft verhalten und traurig, aber definitiv viel überzeugen­der als der arg bemühte, obgleich durchaus erfolgreic­he Elektropop des Vorgängers „Sun“(2012). Und es scheint in diesem Leben inzwischen ja auch bergauf zu gehen: Das Albumcover zeigt unter anderem den blonden Haarschopf ihres kleinen Sohnes – ein Hinweis auf Chan Marshalls spätes Mutterglüc­k in ihren Vierzigern.

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FOTO: ELIOT LEE HAZELDOMIN­O RECORDING COMPANY Nch Indie-Folk, Soul und Elektropop setzt Cat Power auf ihrem aktuellen Album auf Pianoballa­den.

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