Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wie eine Reise in die Vergangenheit
Fünf Frauen betreiben das kleine Lädele im Bauernhausmuseum in Wolfegg
WOLFEGG - Weit weg vom großen Haupteingang des Bauernhausmuseums Allgäu-Oberschwaben Wolfegg liegt der kleine Verkaufsladen in der Fischergasse am ursprünglichen Eingang des Museums. Seit 2015 hat ihn Andrea Eiden gepachtet. Vieles aus dem Angebot lässt so manchen Besucher in Erinnerungen an seine Kindheit schwelgen. Andrea Eiden hat hier aber auch fünf Arbeitsplätze geschaffen, an denen zusammen mit ihr vier Frauen in Teilzeit beschäftigt sind.
Es ist eine Reise in die Vergangenheit. So mancher Besucher der älteren Generation wird wohl beim Betreten des kleinen Lädele, wie es liebevoll genannt wird, in die frühe Kindheit versetzt werden. Mechanisches Spielzeug aus Blech, Metall oder Holz ist hier zu finden, neben einem großen Bonbonkarussell, in dem sich noch Goldnüsse, Himbeerchen, Mandarinen, Lutscher und kleine Herzen tummeln, die schon vor vielen Jahren Kindergaumen verzuckert haben. „Die Opas freuen sich am meisten, wenn sie das Blechspielzeug sehen“, erzählt Andrea Eiden und lacht.
Inzwischen gibt es aber auch Tee und Gewürze, Seifen und Kinderbücher, Schlüsselanhänger, Kleidung aus Biobaumwolle, Keramikgeschirr und etliches mehr. Andrea Eiden hat 2015 den kleinen Laden gepachtet und mit viel Herzblut an dem Angebot gearbeitet. Von ihr selbstgenähte Taschen, Schmuck, Schlüsselanhänger und früher auch selbst genähte Kleidung findet sich hier. „Aber die Nachfrage überstieg schon sehr bald meine zeitliche Kapazität“, sagt die Ehefrau und Mutter von vier Kindern, die auch den schön angelegten Bauerngarten neben dem Lädele noch pflegt. Und weil sie den ganzen Betrieb nicht alleine schaffen kann, hat sie als Pächterin vier Frauen mit ins Boot geholt, darunter auch ihre Mutter. Alle Frauen kommen entweder direkt aus Wolfegg oder aus der näheren Umgebung und haben hier eine Teilzeitarbeit gefunden.
Tolle Atmosphäre im Lädele
„Aus Freude im Umgang mit den Menschen“, erklärt Ingrid Nussbaumer auf die Frage, warum sie hier arbeitet. Sie komme aus einem Industriebetrieb und das sei ein völlig anderes Arbeiten. „Entspannte Urlauber sind nicht zu vergleichen mit anderen Kunden“, meint sie zur guten Atmosphäre, die im Laden herrscht. Renate Mattern-Guter freut sich, dass sie als Rentnerin noch gebraucht wird. „Mir macht es unheimlich Spaß, noch mal eine Aufgabe zu haben“, sagt sie. Genauso sieht das Angelika Stotz. „Ich war 42 Jahre voll berufstätig“. Dann kam der Vorruhestand zu Hause. „Ich habe das hier gesehen und sofort gewusst, das ist meins“, erzählt sie. „Die Atmosphäre ist hier schön, die Kunden angenehm, genauso wie meine Kolleginnen und der Arbeitsplatz ist vor Ort“, so Birgit Purkart, die fünfte im Bund. Der wichtigste Grund für sie sei aber, dass eine tolle Chefin die Leitung habe. Zu tun haben alle genug. Besonders an den Hochtagen des Bauernhausmuseums kommen sehr viele Gäste. „Trotzdem ist es jedes Jahr ein Wagnis“, antwortet Andrea Eiden auf die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Es hänge ganz vom Wetter ab, wie viele Besucher kommen. „Es rechnet sich, wir schreiben keine roten Zahlen“, meint sie. „Aber reich werden kann man damit nicht“, ergänzt sie lächelnd.
Als der Museumseingang verlegt wurde und am Haupteingang auch ein großzügiger Ladenverkauf entstand, hat sich das Museum von dem kleinen Laden getrennt und ihn verpachtet. Es gibt zwar immer noch einen Eingang beim Lädele, aber dort sehr wenige Parkplätze. Trotzdem kommen einige Besucher, vor allem diejenigen, die den Eingang noch von früher her kennen, auch hier hinein und Andrea Eiden meint, dass man ihn auf jeden Fall offen halten soll. Das Lädele hat den antiken Charme, wie man ihn früher in den Tante Emma Läden finden konnte, die Einrichtung ist seit der Eröffnung nahezu unverändert geblieben. Das bedeutet aber nicht, dass die Zeit stehen geblieben ist. Kassiert und abgerechnet wird hier mit dem digitalen Tablet und der Kaffeevollautomat sorgt dafür, dass die Frauen jederzeit auch einen modernen Muntermacher haben.