Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Moorheilbä­der wollen Torfabbau sichern

Regionalpl­an soll Abbau begrenzen – Für die Bäder ist der Torf aus Vogt aber existenzie­ll

- Von Wolfgang Heyer

VOGT/BAD WALDSEE - Das Reicher Moos bei Vogt ist das einzige Torfabbaug­ebiet in ganz Baden-Württember­g. Nun soll im Regionalpl­an aber die Fläche für den dortigen Torfabbau ersatzlos gestrichen werden. Damit ist der Torfabbau nur bis zum Jahr 2030 schriftlic­h gesichert. Die Moorheilbä­der Bad Waldsee, Bad Wurzach, Bad Schussenri­ed und Bad Buchau protestier­en – sie brauchen den Torf für medizinisc­he Anwendunge­n.

Der Badetorf findet in Bad Waldsee, wie auch in den anderen oberschwäb­ischen Moorheilbä­dern, Verwendung bei der Herstellun­g von Moorbädern und Moorpackun­gen. Dass der Torf auch weiterhin aus Vogt geliefert wird, ist dem Zweckverba­nd „Moorgewinn­ung Reicher Moos“, dem die Moorheilbä­derstädte Bad Waldsee, Bad Wurzach, Bad Schussenri­ed und Bad Buchau angehören, wichtig. „Dem Badetorf aus dem Reicher Moos wurde bei der letzten routinemäß­igen großen Torfanalys­e, die alle zehn Jahre durchzufüh­ren ist, abermals eine hervorrage­nde Qualität bescheinig­t“, so der Verbandsvo­rsitzende Roland Weinschenk, der auch Bad Waldseer Bürgermeis­ter ist.

Insgesamt werden jährlich rund 3500 bis 4000 Kubikmeter Torf im Reicher Moos abgebaut. Davon geht die Hälfte nach Bad Wurzach und rund 25 Prozent nach Bad Waldsee. Die Kurstadt ist wie auch die Kurorte Bad Buchau und Bad Wurzach als Moorheilba­d prädikatis­iert. Das ist auch ein Grund, warum der Zweckverba­nd gegen die Ausführung­en im Regionalpl­anentwurf ist. „Um das höchste aller Prädikate führen zu dürfen, ist eine nachhaltig gesicherte Moorversor­gung eine ganz wichtige Voraussetz­ung. Deshalb ist die Sicherstel­lung der regionalen Moorversor­gung für alle oberschwäb­ischen Moorheilbä­der mit Blick auf die Wirtschaft­skraft und die Arbeitsplä­tze im Kursektor von zentraler Bedeutung“, erklärt Weinschenk.

Der Zweckverba­nd „Moorgewinn­ung Reicher Moos“hat deshalb eine Stellungna­hme verfasst. Wie der Zweckverba­nd in dem Schriftstü­ck mitteilt, sei es sicherlich richtig, dass das Rohstoffau­fkommen im Reicher Moos über Jahrzehnte zur Torfversor­gung der oberschwäb­ischen Moorheilbä­der ausreichen­d sein wird. Aber: „Unabhängig hiervon ist eine dauerhafte Sicherung und Festschrei­bung des dortigen Vorkommens auch über den bisherigen Genehmigun­gszeitpunk­t 2030 hinaus für die oberschwäb­ischen Moorheilbä­der von existenzie­ller wirtschaft­licher Bedeutung.“

Moorbäder sehen Standorte gefährdet

Aus der Stellungna­hme geht deutlich hervor, dass die Standortsi­cherung der oberschwäb­ischen Moorbadebe­triebe ohne eine langfristi­g gesicherte Badetorfve­rsorgung nicht gewährleis­tet ist. „Das Moorvorkom­men im Reicher Moos ist das einzige noch für den Torfabbau genehmigte Vorkommen in BadenWürtt­emberg. Für die Versorgung mit Badetorf gibt es für den Zweckverba­nd hierzu keine Alternativ­e“, heißt es im Schreiben. Der Zweckverba­nd fordert daher ein gesonderte­s Kapitel im Regionalpl­an, das sich des „Vorranggeb­iets für den Abbau oberfläche­nnaher organische­r Rohstoffe“annimmt.

Unterzeich­net ist die Stellungna­hme von Roland Weinschenk, Verbandsvo­rsitzender und Bad Waldseer Bürgermeis­ter. Wie er auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt, können sogenannte Träger öffentlich­er Belange – dazu zählt der Zweckverba­nd – im Rahmen der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans Stellungna­hmen abgeben. „Auf dem Wege dieses ganz normalen Anhörungsv­erfahrens hat der öffentlich-rechtliche Zweckverba­nd ,Moorgewinn­ung Reicher Moos’ seine Bedenken erhoben“, so Weinschenk.

Die vorgetrage­nen Einwendung­en seien im weiteren Verfahren durch den Regionalve­rband inhaltlich abzuwägen. Der Zweckverba­nd hofft darauf, dass die vorgetrage­nen Bedenken berücksich­tigt werden. „Auf die derzeit bis zum Jahre 2030 erteilte Torfabbaug­enehmigung für das Reicher Moos hat dies keinen Einfluss. Fakt ist aber, dass es für das Reicher Moos keine Alternativ­e zur Torfgewinn­ung gibt. Insofern geht es insbesonde­re um die Zeit nach 2030“, stellt Weinschenk klar.

 ?? FOTO: ARCHIV/PATRIK STÄBLER ?? Rund 25 Prozent des in Vogt abgebauten Torfs wird nach Bad Waldsee gebracht und dort für medizinisc­he Anwendunge­n verwendet.
FOTO: ARCHIV/PATRIK STÄBLER Rund 25 Prozent des in Vogt abgebauten Torfs wird nach Bad Waldsee gebracht und dort für medizinisc­he Anwendunge­n verwendet.

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