Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Moorheilbäder wollen Torfabbau sichern
Regionalplan soll Abbau begrenzen – Für die Bäder ist der Torf aus Vogt aber existenziell
VOGT/BAD WALDSEE - Das Reicher Moos bei Vogt ist das einzige Torfabbaugebiet in ganz Baden-Württemberg. Nun soll im Regionalplan aber die Fläche für den dortigen Torfabbau ersatzlos gestrichen werden. Damit ist der Torfabbau nur bis zum Jahr 2030 schriftlich gesichert. Die Moorheilbäder Bad Waldsee, Bad Wurzach, Bad Schussenried und Bad Buchau protestieren – sie brauchen den Torf für medizinische Anwendungen.
Der Badetorf findet in Bad Waldsee, wie auch in den anderen oberschwäbischen Moorheilbädern, Verwendung bei der Herstellung von Moorbädern und Moorpackungen. Dass der Torf auch weiterhin aus Vogt geliefert wird, ist dem Zweckverband „Moorgewinnung Reicher Moos“, dem die Moorheilbäderstädte Bad Waldsee, Bad Wurzach, Bad Schussenried und Bad Buchau angehören, wichtig. „Dem Badetorf aus dem Reicher Moos wurde bei der letzten routinemäßigen großen Torfanalyse, die alle zehn Jahre durchzuführen ist, abermals eine hervorragende Qualität bescheinigt“, so der Verbandsvorsitzende Roland Weinschenk, der auch Bad Waldseer Bürgermeister ist.
Insgesamt werden jährlich rund 3500 bis 4000 Kubikmeter Torf im Reicher Moos abgebaut. Davon geht die Hälfte nach Bad Wurzach und rund 25 Prozent nach Bad Waldsee. Die Kurstadt ist wie auch die Kurorte Bad Buchau und Bad Wurzach als Moorheilbad prädikatisiert. Das ist auch ein Grund, warum der Zweckverband gegen die Ausführungen im Regionalplanentwurf ist. „Um das höchste aller Prädikate führen zu dürfen, ist eine nachhaltig gesicherte Moorversorgung eine ganz wichtige Voraussetzung. Deshalb ist die Sicherstellung der regionalen Moorversorgung für alle oberschwäbischen Moorheilbäder mit Blick auf die Wirtschaftskraft und die Arbeitsplätze im Kursektor von zentraler Bedeutung“, erklärt Weinschenk.
Der Zweckverband „Moorgewinnung Reicher Moos“hat deshalb eine Stellungnahme verfasst. Wie der Zweckverband in dem Schriftstück mitteilt, sei es sicherlich richtig, dass das Rohstoffaufkommen im Reicher Moos über Jahrzehnte zur Torfversorgung der oberschwäbischen Moorheilbäder ausreichend sein wird. Aber: „Unabhängig hiervon ist eine dauerhafte Sicherung und Festschreibung des dortigen Vorkommens auch über den bisherigen Genehmigungszeitpunkt 2030 hinaus für die oberschwäbischen Moorheilbäder von existenzieller wirtschaftlicher Bedeutung.“
Moorbäder sehen Standorte gefährdet
Aus der Stellungnahme geht deutlich hervor, dass die Standortsicherung der oberschwäbischen Moorbadebetriebe ohne eine langfristig gesicherte Badetorfversorgung nicht gewährleistet ist. „Das Moorvorkommen im Reicher Moos ist das einzige noch für den Torfabbau genehmigte Vorkommen in BadenWürttemberg. Für die Versorgung mit Badetorf gibt es für den Zweckverband hierzu keine Alternative“, heißt es im Schreiben. Der Zweckverband fordert daher ein gesondertes Kapitel im Regionalplan, das sich des „Vorranggebiets für den Abbau oberflächennaher organischer Rohstoffe“annimmt.
Unterzeichnet ist die Stellungnahme von Roland Weinschenk, Verbandsvorsitzender und Bad Waldseer Bürgermeister. Wie er auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“erklärt, können sogenannte Träger öffentlicher Belange – dazu zählt der Zweckverband – im Rahmen der Fortschreibung des Regionalplans Stellungnahmen abgeben. „Auf dem Wege dieses ganz normalen Anhörungsverfahrens hat der öffentlich-rechtliche Zweckverband ,Moorgewinnung Reicher Moos’ seine Bedenken erhoben“, so Weinschenk.
Die vorgetragenen Einwendungen seien im weiteren Verfahren durch den Regionalverband inhaltlich abzuwägen. Der Zweckverband hofft darauf, dass die vorgetragenen Bedenken berücksichtigt werden. „Auf die derzeit bis zum Jahre 2030 erteilte Torfabbaugenehmigung für das Reicher Moos hat dies keinen Einfluss. Fakt ist aber, dass es für das Reicher Moos keine Alternative zur Torfgewinnung gibt. Insofern geht es insbesondere um die Zeit nach 2030“, stellt Weinschenk klar.