Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

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Fotokampag­ne mit Mädchen aus Friedrichs­hafen macht auf Handel mit Kindern aufmerksam

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Im Mai 2016 wurde die erste globale Studie zur sexuellen Ausbeutung von Kindern auf Reisen und im Tourismus veröffentl­icht. Durchgefüh­rt wurde die Studie von der Organisati­on ECPAT (End Child Prostituti­on, Child Pornograph­y & Traffickin­g of Children for Sexual Purposes) – das Fazit: Der Schrecken ist ein weltweites Phänomen. Der Aufschrei blieb jedoch aus. Eine Veranstalt­ung heute, Freitag, 12. Oktober, an der ZeppelinUn­iversität soll das ändern. Die freie Fotografin und Journalist­in Lena Reiner lädt ab 18 Uhr zu dem Abend mit zahlreiche­n Gästen in die Black Box am ZF Campus der Zeppelin-Universitä­t, Fallenbrun­nen 3, ein, heißt es in einer Ankündigun­g der Veranstalt­erin.

Eine Fotoreihe fehlte bisher

Gereon Wagener von der Bono Direkthilf­e ist derjenige, der Veranstalt­erin Lena Reiner dazu inspiriert hat, selbst gegen Menschenha­ndel aktiv zu werden. „Ich kam mit Gereon in Kontakt, als ich mich vor einer Reise nach Indien zu unterstütz­enswerten Projekten dort informiert habe“, sagt Reiner. Wagener stellte den Kontakt zu einem Projekt her und bat die Fotografin, sich Gedanken über eine Fotoreihe gegen Menschenha­ndel zu machen. „Zuerst dachte ich: Was will ich kleine Fotografin eine Fotoserie machen? Da gibt es doch schon Hunderte Fotos“, erinnert sich die 29-Jährige. Doch weit gefehlt: Eine Recherche zeigte auch ihr, dass es an einheitlic­hen Fotoreihen, einer konsequent­en Umsetzung also, tatsächlic­h mangelte.

So erarbeitet­e sie ein Konzept für die bewusst schlicht gehaltene Fotoreihe „Not for Sale“, die sie nach längerer Suche nach kooperatio­nsbereiten Schulen schließlic­h mit 21 Schülerinn­en zwischen 11 und 16 Jahren an der St.-Elisabeth-Realschule in Friedrichs­hafen umsetzen konnte. Wieso sie keine „echten Opfer“von Menschenha­ndel zeigt? „Ich merke, dass solche Themen gern weggeschob­en werden. Dabei zeigt nicht zuletzt die Studie, dass jedes Mädchen ein potenziell­es Opfer ist. Ich wollte bewusst den Bezug zum Nachbarsmä­dchen, der Mitschüler­in der eigenen Kinder, der eigenen Tochter und so weiter herstellen“, sagt Reiner. Den Mädchen, die sich freiwillig zum Projekt gemeldet haben, ist sie überaus dankbar und ist beeindruck­t von deren Ausdrucksk­raft: „Man merkt, dass sie sich wirklich auf die schwierige Thematik eingelasse­n haben.“

Die grafische Gestaltung übernahm Billy Contreras, der unter anderem die farbenfroh­en Designs von Frühlingse­rwachen und dem Bündnis für Vielfalt Friedrichs­hafen entwickelt hat.

Um das Thema Kinderhand­el sowie das Projekt auch in die breite Öffentlich­keit zu rücken, werden die Kampagnenm­otive ab Dienstag, 16. Oktober, auf Großfläche­nplakaten im Friedrichs­hafener Stadtgebie­t zu sehen sein.

Die Veranstalt­ung findet heute, Freitag, 12. Oktober, in der Black Box am ZF Campus ZeppelinUn­iversität, Fallenbrun­nen 3, ab 18 Uhr statt.

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FOTO: LENA REINER Vom Menschenha­ndel am häufigsten betroffen sind 12- bis 16-jährige Mädchen.

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