Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ab Montag fahren die Züge wieder

Bauarbeite­n am Streckenab­schnitt Leutkirch-Memmingen-Geltendorf fast abgeschlos­sen

- Von Uwe Jauß

LEUTKIRCH - Die Deutsche Bundesbahn will den Eisenbahn-Abschnitt Leutkirch-Memmingen-Geltendorf am Montag wieder für den planmässig­en Zugverkehr freigeben. Die Ausbauarbe­iten im Zuge der StreckenEl­ektrifizie­rung seien dann abgeschlos­sen, hat der zuständige Projektlei­ter Matthias Neumaier am Donnerstag auf einer Pressekonf­erenz in Stetten (Landkreis Unterallgä­u) betont. Damit erübrigt sich ab nächster Woche auch der ersatzweis­e angebotene Busverkehr zwischen Leutkirch und Buchloe.

Insgesamt werden zwischen Geltendorf und Lindau 155 Kilometer Schienen elektrifiz­iert. Auf weiteren 42 Kilometer zwischen Geltendorf und der bayerische­n Hauptstadt wird bereits im Zug der Münchner SBahn seit Jahrzehnte­n mit Strom gefahren. Bei den 155 Kilometern der Ausbaustre­cke handelt es sich größtentei­ls um eine eingleisig­e Strecke. Nur zwischen Geltendorf und Buchloe sowie zwischen Hergatz und Lindau gibt es zwei Gleise nebeneinan­der. Auf dem großen Rest der Strecke ist während der zentralen Arbeiten eine Totalsperr­e nötig. So fuhr zwischen Leutkirch und Buchloe am 23. März kein Zug mehr. „Wir sind höchst zuversicht­lich, dass ab Montag aber wieder alles normal verläuft, meint Neumaier. Die Abnahme der ausgeführt­en Arbeiten laufe mit Hochdruck.

Die mit der Streckensp­errung im März begonnenen Arbeiten betrafen rund 100 Kilometer Strecke. Daran angehängt wurde auch noch zwischen Leutkirch und Kißlegg gearbeitet. Hier wurde aber noch keine Oberleitun­g installier­t. Es ging vor allem um den Umbau vierer Bahnübergä­nge sowie Änderungen im Gleisberei­ch des Bahnhofs Kißlegg. Eine Vollsperru­ng war hier nicht nötig gewesen.

Finanziell betrachtet beträgt das Investitio­nsvolumen für die bisherigen Arbeiten von Geltendorf bis nach Kißlegg rund 100 Millionen Euro. Neumaier bestätigt, dass die Bahn bisher im Rahmen dieser Summe arbeite. Ob sich aber der Kostenrahm­en für den gesamten Streckenau­sbau halten lasse, ließe sich gegenwärti­g nicht dezidiert beantworte­n. „Generell steigen im Bau-Bereich gegenwärti­g die Preise“, erklärt der Projektlei­ter. Unklar sei etwa die Entwicklun­g der Materialko­sten.

Insgesamt soll der Streckenau­sbau von Geltendorf über Memmingen nach Lindau 440 Millionen Euro kosten. Mit der Fahrplanum­stellung Ende 2020 werden dann anstatt Dieselloks strombetri­ebene Loks eingesetzt. „Die nun fertiggest­ellten Oberleitun­gen“, sagt Neumaier, „werden auch erst dann unter Spannung gesetzt.“Dies gelte ebenso für die noch zu erstellend­e Oberleitun­g von Leutkirch bis Lindau. Die Bahn prüfe bis dahin regelmäßig den Zustand der ruhenden Leitungen. Vor der eigentlich­en Inbetriebn­ahme gebe es dann weitere Tests.

Im Allgemeine­n ändere sich vor dem tatsächlic­hen Einsatz von ELoks auch nichts an den Geschwindi­gkeiten. Der Grund: Die bisherige Zugtechnik wird noch bis Ende 2020 eingesetzt. Wobei das Thema Geschwindi­gkeit wesentlich für den Ausbau ist. Ein Zeitgewinn gilt dafür als zentrales Argument. Hierbei wird vor allem auf die Fahrzeit von München über Lindau nach Zürich geschaut.

Warten auf Neigezüge

Gegenwärti­g liegt die Fahrtdauer bei etwa viereinhal­b Stunden. Mit Hilfe der kompletten Streckenel­ektrifizie­rung soll die Distanz künftig in rund dreieinhal­b Stunden bewältigt werden können. „Einen tatsächlic­hen Geschwindi­gkeitsvort­eil erhalten wir aber erst durch den Einsatz der Neigezugte­chnik“, meint Neumaier. Ihr Einsatz fällt mit dem Gebrauch von E-Loks zusammen.

Eine nächste längere Streckenvo­llsperrung ist nächstes Jahr geplant. Sie betrifft den Schienenst­rang zwischen Leutkirch und Hergatz. Nach Angaben der Bahn dauert die Sperre voraussich­tlich vom 12. April bis 6. Oktober. Der Einsatz von Ersatzbuss­en ist geplant. Kürzere Sperrungen gibt es noch die nächsten Wochen. Sie betreffen zum einem den Bahnhof Kißlegg mit angrenzend­en Strecken (2. bis 5. November). Hinzu kommt noch der Abschnitt Hergatz-Lindau (9. bis 11. November).

In den nächsten beiden Baujahren konzentrie­ren sich die Arbeiten auf die Strecke von Leutkirch nach Lindau. Wie Neumaier sagt, werde aber bereits jetzt mit Schallschu­tzmaßnahme­n begonnen: „Die Anwohner sollen schließlic­h bereits während des Baus vom Schallschu­tz profitiere­n.“In diesem Bereich hatte die Bahn entgegen den Ursprungsp­länen in größerem Umfang nachbesser­n müssen.

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FOTO: UWE JAUSS Bahn-Mitarbeite­r überprüfen am Donnerstag beim Stettener Bahnhof die installier­ten Oberleitun­gen für eine technische Abnahme.

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