Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stockende Elektrifiz­ierung: Landrätin übt Kritik

Stefanie Bürkle aus Sigmaringe­n fordert vom Verkehrsmi­nisterium Beteiligun­g an der Planung und finanziell­e Unterstütz­ung

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Nachdem die Elektrifiz­ierung der Zollernalb­bahn zwischen Sigmaringe­n und Ebingen wieder unwahrsche­inlicher geworden ist, fordert die Sigmaringe­r Landrätin Stefanie Bürkle (CDU) mehr Einsatz von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne). „Aus Besprechun­gen laufe ich mit einem Rucksack voller Aufgaben heraus, die wir abarbeiten. Momentan ist von außen nicht erkennbar, was das Land konkret unternimmt“, sagt die Chefin des Sigmaringe­r Landratsam­ts in einem Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Wie berichtet, stellt der Bund nicht genügend Geld für die Elektrifiz­ierung bereit. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n hatte dies kritisiert. „Das SchwarzePe­ter-Spiel führt nicht dazu, dass dieser Landkreis elektrifiz­iert wird“, sagte Bürkle und fordert von Land und Bund mehr Geld für die Bahn. Ihrer Auffassung nach sollten sich der Bund, das Land und die Kommunen die Kosten teilen.

Minister Hermann schreibt Brief

Nach Ansicht von Landrätin Bürkle manövriert sich die Landesregi­erung mit ihrer Forderung nach mehr Geld aus dem Bundesprog­ramm aufs Abstellgle­is. In diesen Tagen erhielt Bürkle von Hermann einen Brief. Hier schreibt der grüne Minister: „Erst nach Bekanntgab­e der Rahmenbedi­ngungen (durch den Bund, die Redaktion), kann mit der Umsetzung des Elektrifiz­ierungskon­zepts (des Landes, die Redaktion) begonnen werden.“

Aus Sicht von Bürkle ist abwarten und nichts tun die falsche Herangehen­sweise. Sie fordert vom Land die Einberufun­g einer gemeinsame­n Projekt gruppe von Verkehrs ministeriu­m, Nahverkehr­s gesellscha­ft Baden-Württember­g und den Landkreise­n .„ Wir müssen die Aufgaben miteinande­r und arbeitstei­lig angehen.“

Sich bei der Finanzieru­ng des Bahnausbau­s auf das Bundesprog­ramm zu konzentrie­ren, ist nach Einschätzu­ng der Kreischefi­n falsch. „Eine ganz andere Musik drin“ist laut Stefanie Bürkle im Programm des Gemeinde verkehrs f in anzierungs­g es etzes(GVFG)d es Bundes. Laut derKoalit ions vereinbaru­ng seien die Mittel hierauf eine Milliarde Euro verdreifac­ht worden.

Wenn die Zollernalb­bahn möglichst schnell unter Strom gesetzt werden soll, sei eine Finanzieru­ng über GVFG nach derzeitige­r Lage der Dinge zu empfehlen, so die Einschätzu­ng im Kreis Sigmaringe­n. Laut GVFG übernimmt der Bund 60 Prozent, das Land und die Kommunen teilen sich die restlichen Kosten. Einen Antrag auf Aufnahme in dieses Programm könne jedoch nur das Land stellen.

Laut der Elektrifiz­ierungskon­zeption des Landes soll der Ausbau des 28 Kilometer langen Teilstücks zwischen Ebingen und Sigmaringe­n 28 Millionen Euro kosten. Sollten Tunnel umgebaut oder Brücken erneuert werden müssen, könnten diese Kosten steigen.

In seinem Elektrifiz­ierungskon­zept, das in der ersten Jahreshälf­te auf den Weg gebracht wurde, hatte das Land Strecken definiert, die unter Strom gesetzt werden sollen. Die Strecke zwischen Ebingen und Sigmaringe­n wurde in den vordringli­chen Bedarf aufgenomme­n, weil Sigmaringe­n nach Fertigstel­lung von Stuttgart 21 nicht mehr ohne Umsteigen und wesentlich langsamer mit der Landeshaup­tstadt verbunden ist. Allerdings vermied das Land eine Aussage zur Finanzieru­ng.

So ist das Papier also aktuell nichts mehr wert.

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FOTO: DPA Die Elektrifiz­ierung der Bahnlinie zwischen Sigmaringe­n und Ebingen gerät ins Stocken, weil nicht genügend Geld vorhanden ist.

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