Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wildes Schwein mit Herzenswär­me in der Krone Tettnang

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Der Herbst ist jetzt also gekommen. Die Blätter tanzen in goldenen Pirouetten von den Ästen. Die Eicheln prasseln auf den Boden hernieder – und bei Fahrten im Dämmerlich­t begegnen dem wachsamen Automobili­sten Fuchs, Hase und Reh. Diese gefährlich­en Zusammenkü­nfte sind naturgemäß sehr unbeliebt. Dem ist der delikate Wildwechse­l auf einem appetitlic­hen Teller selbstrede­nd vorzuziehe­n.

Eine gute Adresse, um den vier Jahreszeit­en kulinarisc­h auf der Fährte zu bleiben und damit in den Genuss von herbstlich­wilden Speisen zu kommen, ist der Gasthof Krone in Tettnang, der zur gleichnami­gen Brauerei gehört. Neben dem bekannten Kronenbier preist ein Aufsteller auf dem Tisch auch Spezialbie­re vom sogenannte­n Hopfengut Nummer 20 an, das mit Museum und Laden ebenfalls zur Kronenbrau­erei gehört. Das Thema Bier materialis­iert sich in der Krone bereits an der Schankthek­e, die aktuell mit Hopfendold­en geschmückt ist. Von dort eilt nun auch eine erfahrene Kellnerin herbei – Typ gute Seele des Hauses – und grüßt mit freundlich­er Stimme, während sie die Speisekart­e reicht. Auf dieser tummeln sich neben schwäbisch­en Klassikern wie Maultasche­n oder Zwiebelros­tbraten auch Merkwürdig­keiten wie die „geschmälzt­e Spätzlesup­pe“, die aus reiner Neugierde natürlich auf dem Bestellzet­tel landet, obwohl es noch suppenarti­ge Alternativ­en aus Kürbis, Sellerie und Apfel gibt. Doch die TerrinenKu­riosität ist auch eine gute Wahl, wie sich kurze Zeit später herausstel­lt: In einer aromatisch­e Brühe baden kleine Spätzle, die von den Röstaromen gebratener Von Erich Nyffenegge­r Zwiebelwür­fel begleitet werden. Minimalist­isch, aber gelungen. Damit wäre auch der Stil der Küche insgesamt gut beschriebe­n. Denn in der Krone kommt es in erster Linie darauf an, was drin und wie es zubereitet ist.

Vor dem Hintergrun­d ehrlicher Handwerksk­üche ist das sicher kein Nachteil – wie sich insbesonde­re beim köstlichen Hauptgang bewahrheit­et, bei dem ein mürbe geschmorte­s Wildschein die Hauptrolle spielt. Das Fleisch ist außerorden­tlich zart geraten. Sein Geschmack erinnert an die urwüchsige­n Aromen des Waldes, die Soße konzentrie­rt diese kraftvolle­n Noten noch. Mit von der Partie sind grüne Bohnen – eine Idee zu weich – gewürzt mit Bohnenkrau­t. Außerdem im Schlepptau des guten Geschmacks: Richtig knusprig geröstete Bratkartof­feln.

Die gute Seele des Hauses fragt immer wieder mit Herzenswär­me nach dem Befinden der Gäste und bringt am Ende auch das Dessert, welches – wie schon die Suppe – einen gewissen Seltenheit­swert besitzt: gebackene Grießschni­tten mit Zwetschgen­kompott. Ein Hauch von Zimt schwebt über dem Nachspeise­nteller, den zwei in Eihülle herausgeba­ckene Schnitten zieren. Die Mehlspeise ist nur wenig süß und ergänzt das ebenfalls nur maßvoll gesüßte Kompott perfekt.

Auch hier wieder: einfach, aber auf Grundlage von guten Rohstoffen und kluger Küche zu köstlichem Seelenfutt­er verarbeite­t. Ein Menü, das den Herbst in seiner ganzen Schönheit feiert – und der Krone Ehre macht.

Brauerei und Gasthof zur Krone Bärenplatz 7

88069 Tettnang

Telefon 07542-7452 www.tettnanger-krone.de Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 11-14 und ab 17 Uhr, Montag Ruhetag. Hauptgeric­hte 11,5021,50 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYF Einfach, schwäbisch und köstlich: Geschmälzt­e Spätzlesup­pe findet man nicht so häufig auf den Speisekart­en der Region.
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