Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Alternativprogramm zur Messe
Kirchweihjahrmarkt lockt Hunderte Besucher nach Weingarten
WEINGARTEN - Der zweitägige Kirchweihjahrmarkt in Weingarten hat am vergangenen Wochenende der Oberschwabenschau Konkurrenz gemacht. Die Händler boten bei beiden Veranstaltungen ein ähnliches Sortiment. Gepaart mit dem verkaufsoffenen Sonntag lockte der Kirchweihjahrmarkt vor allem an den herbstlich-goldenen Nachmittagen Hunderte Besucher nach Weingarten.
„Das macht so Bock“, quietscht Lisa, als die federnden Gummiseile die elfjährige Schülerin hoch in den blauen Himmel katapultieren. Lisa hängt im Bungee-Trampolin-Geschirr, stößt sich immer wieder auf der federnden Unterlage ab und schafft nach einem halben Dutzend jauchzender Versuchen endlich den ersehnten Überschlag. Nica, ihre kleine Schwester, schaut zu und Papa René Müller ist sichtlich zufrieden. Warum er den Kirchweihjahrmarkt der Oberschwabenschau vorzieht? „Hier ist’s super, es kostet erstens kein Geld und ist zweitens nicht in der Halle“, sagt Papa Müller. „Außerdem gibt es einen schönen, kleinen Flohmarkt und was für Kinder“, ergänzt er und feuert seine große Tochter noch einmal an. „Und im Übrigen, was soll das? Ravensburg und Weingarten ist sowieso alles eins“, ergänzt der Ravensburger Familienvater salomonisch.
Gemüsehobel und Heizkörperbürste
Die Marktbeschicker am Innenstadtring bieten alles, was im Haushalt benötigt wird: schlanke Heizkörperbürsten, pfundweise körnig-aromatisches Tello-fix und selbstverständlich den einmaligen Gemüsehobel, mit dem „spielend leicht“nicht nur schwierige Tomaten sondern auch harte Ananas geschält werden können. Obendrein cremige Möbelpflege und clevere Spültücher aus Bambus, reißfestes Maschinengarn und bewährte Toilettenpömpel.
Die Genießer können sich mit italienischer Salami und heimischem Blütenhonig, würzigem Bergkäse oder hauchdünnen, knusprigen Chips-Spiralen eindecken. Dem Geruch einer hausgemachten, heißen Kürbissuppe kann kaum einer widerstehen. Überhaupt wimmelt es auf dem Kirchweihjahrmarkt von Offerten: „Jeder Gürtel 2,99“schreit es von einem gelben Schild, das „Achsel-Top mit Motivspitze“aus heimischer Produktion gibt es auch nur noch auf dem Jahrmarkt, Mützen-Reste aus dem Grabbelkorb dürfen für 2,50 Euro in den eigenen Schrank umziehen. Plastikkämme zu einem Euro warten auf Abnehmer. Und Socken gibt es wie immer im Fünferpack. Wer bei diesem Marktmenschen jedoch zu feilschen versucht, der holt sich eine herbe Abfuhr: „Das ist doch keine gestohlene Ware“, empört sich der Herr. „Alles regulär“, versichert das Verkaufstalent einem schwäbischen Ehepaar, das schließlich doch den Geldbeutel zückt.
Neuer Platz für den Kinderflohmarkt
Was nun anders ist, auf dem diesjährigen Kirchweihjahrmarkt, das bedarf genaueren Hinsehens. An einem Stand warten afrikanische Folkloreartikel auf Kunden. Der Narrenverein verkauft selbst gemachte Filzblumen und niedliche Stoffigel. Bei FeuerFlott – ökologischen Grillanzündern aus Vogt – kann der Kunde mittlerweile nicht nur zwischen VintageDosen und Holzkisten, sondern auch zwischen bunten Papiertaschen und Cellophanverpackungen wählen. Und noch ein Novum: Der Kinderflohmarkt ist auf den Münsterplatz umgezogen. Mit mäßigem Erfolg allerdings. Am Samstag sind gerade einmal ein gutes halbes Dutzend Tische und Decken ausgebreitet. Aber auch dort läuft das Geschäft super. Bücher, einmal gelesen und wie neu, finden für schlappe 50 Cent den Weg in die Kinderzimmer von kleinen Leseratten. Und das zumindest gibt es so auf der Oberschwabenschau nicht.