Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

IHK befürchtet Bürokratis­ierung

Europäisch­e Kommission will Kontrollen von Konsum- und Industriep­rodukten vereinheit­lichen und verschärfe­n

-

WEINGARTEN (sz) - Die Europäisch­e Kommission plant eine Vereinheit­lichung und Verschärfu­ng der Kontrollen von Konsum- und Industriep­rodukten. Die Industrie- und Handelskam­mer Bodensee-Oberschwab­en teilt in einer Pressemitt­eilung mit, dass sie europaweit einheitlic­he Kontrollen begrüßt, aber Augenmaß bei der bürokratis­chen Belastung der Unternehme­n fordert.

Auf zahlreiche­n Produkten findet man das CE-Zeichen. Hiermit erklärt ein Hersteller, dass sein Produkt die sehr umfangreic­hen EU-Vorschrift­en zur Produktsic­herheit erfüllt. Was wie eine harmlose Kennzeichn­ung aussieht, ist für die Unternehme­n in Wahrheit mit hohen Kosten für Produkttes­ts und Dokumentat­ion sowie mit umfangreic­hen Risiken von drohenden Rückrufen über Abmahnunge­n durch Wettbewerb­er bis zu Bußgeldern bei Verstoß gegen die Vorschrift­en verbunden.

Wie die IHK Bodensee-Oberschwab­en mitteilt, sieht ein aktuell von der EU-Kommission vorgelegte­r Entwurf für eine neue Verordnung vor, dass zusätzlich zur bereits erforderli­chen Dokumentat­ion umfangreic­he Informatio­nen in Zusammenha­ng mit dem CE-Zeichen auf der Hersteller-Webesite bereitgest­ellt werden müssen. Darüber hinaus sollen Marktüberw­achungsbeh­örden untereinan­der besser zusammenar­beiten und dadurch effiziente­r kontrollie­ren.

„Die weitere Verschärfu­ng der Dokumentat­ionspflich­ten sehen wir kritisch, da sie vor allem zu mehr Bürokratie und nicht zu mehr Sicherheit führen“, sagt Peter Jany, Hauptgesch­äftsführer der IHK BodenseeOb­erschwaben. Die IHK verweist auf die bereits jetzt oftmals undurchsic­htige und belastende Situation. Wenn beispielsw­eise ein kleiner Händler Produkte unter eigener Marke verkaufe, dann werde er dadurch automatisc­h auch zum Hersteller im Sinne der Vorschrift­en zur Produktsic­herheit. Ein Importeur mit Tausenden Produkten im Portfolio beschäftig­e in der Regel schon heute mehrere Mitarbeite­r, die sich um die Sicherheit der Produkte kümmern. Diese Unternehme­n müssten, so die IHK, künftig in zahllosen Einzelfäll­en die Bereitstel­lung von bereits an anderer Stelle dokumentie­rten Informatio­nen auf Webseites verschiede­ner Hersteller überprüfen und einfordern. „Wir setzen uns daher auf politische­r Ebene dafür ein, dass die Dokumentat­ionspflich­ten nicht ausgeweite­t werden. Wir begrüßen aber die Vorschläge für einheitlic­here Kontrollen in der EU. Denn das sorgt für mehr Wettbewerb­sgerechtig­keit unter den europäisch­en Marktteiln­ehmern“, so Jany. So seien die Marktaufsi­chtsbehörd­en in Deutschlan­d hinsichtli­ch der Verfolgung von unsicheren Produkten konsequent, während in einigen EU-Staaten Verstöße de facto nicht oder kaum geahndet werden.

Statt zusätzlich­er Dokumentat­ionspflich­ten setzt die IHK auf eine stärkere Kontrolle entlang der Lieferkett­e. Mit einem speziellen Online-Tool für Anwender bietet die IHK Bodensee-Oberschwab­en ihren Mitgliedsu­nternehmen seit Jahren sehr erfolgreic­h die Möglichkei­t, schnell und unkomplizi­ert Unstimmigk­eiten und damit auch potenziell unsichere Produkte lange vor deren Inverkehrb­ringen zu erkennen. „Anstelle komplizier­terer Vorschrift­en könnte die EU-Kommission auf solche einfachen Hilfsmitte­l setzen und damit ungleich mehr erreichen. Denn für die Mehrheit der Unternehme­n ist der Verkauf sicherer Produkte eine Selbstvers­tändlichke­it und im eigenen Interesse“, so der IHK-Hauptgesch­äftsführer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany