Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stadtteil kommt unter „Energieein­sparlupe“

Offizielle­r Startschus­s für Quartiersk­onzept Waltersbüh­l

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Klima schützen, Energie einsparen, Bürger zu Sanierungs­maßnahmen motivieren und die künftige Infrastruk­tur planen: Das sind die Hauptziele eines Quartiersk­onzepts für den Wangener Stadtteil Waltersbüh­l. Die Stadt Wangen und die Energieage­ntur Ravensburg haben für das Gemeinscha­ftsprojekt unlängst den offizielle­n Startschus­s gegeben.

Grünes Licht für das Gemeinscha­ftsprojekt hatte Anfang Oktober bereits der Wangener Gemeindera­t gegeben. Vor kurzem erfolgte die Übergabe einer Wärmebedar­fskarte für die Kernstadt und das gesamte Stadtgebie­t. Sie zeigt anhand von Daten der Schornstei­nfeger und des Landesmini­steriums für Umwelt, wie hoch in einzelnen Arealen der Bedarf für energetisc­he Maßnahmen an Gebäuden ist.

So sind Stadtteile mit älterer Bebauung, wie beispielsw­eise Wittwais, Praßberg, Altstadt, Engelberg oder Teile der Berger Höhe rot oder orange gekennzeic­hnet. Den Wärmebedar­f eines dortigen Hauses vergleicht Walter Göppel, Geschäftsf­ührer der Energieage­ntur Ravensburg, mit dem Energiebed­arf von Autos, die um die 30 Liter Sprit oder mehr auf hundert Kilometer verbrauche­n. Die bestimmend­e Farbe im Waltersbüh­l auf der Karte ist orange/gelb, was etwa einem 20- bis 30-Liter-Auto entspreche. Heißt: Es ist ein hohes Potenzial zur Energieein­sparung. „Das Waltersbüh­l passt wunderbar, es leben dort viele Menschen und es ist eine gemischte Struktur mit Gebäuden vor allem aus den 70er- und 80er-Jahren“, so Göppel. „Es stehen dort also bei vielen Gebäuden Sanierunge­n oder Nachfolge-Nutzungen an.“

Energieage­ntur ab 2019 vor Ort

Um beim Gebäudebes­tand möglichst viele und aktuelle Daten zu bekommen, wird zunächst ein sogenannte­r Integratio­nsplan erstellt. In einem ersten Schritt klärt die Energieage­ntur ab, welche Vorhaben die Stadt in den kommenden Jahren im Waltersbüh­l umsetzen will und wie hoch die Potenziale für Photovolta­ikanlagen sind. Ab 2019 sind die Mitarbeite­r der Energieage­ntur vor Ort, erheben Daten zu Gebäudealt­er oder Heizungsar­t, beraten die Eigentümer und informiere­n zu möglichen Sanierunge­n und Förderunge­n – alles kostenlos. Die Teilnahme ist freiwillig. Betroffen vom Quartiersk­onzept sind insgesamt 238 Gebäude, davon rund 200 Wohnhäuser. Der untersucht­e Bereich ist umgeben von der Ravensburg­er Straße, Am Waltersbüh­l, Pfannerstr­aße, einer Linie vorbei an der Anlage des TC Wangen zur Max-Fischer-Straße, dann Kühler Brunnen und am Waldrand zurück zur Bundesstra­ße. Alle Hochhäuser sind also mit eingeschlo­ssen.

Mit dem so erstellten Plan zur Infrastruk­tur des Waltersbüh­l wird das Solarpoten­zial des Stadtteils festgestel­lt und eine detaillier­te Wärmeverbr­auchskarte erstellt. Sie soll beispielsw­eise Aufschluss darüber geben soll, wie eine künftige Energiever­sorgung fürs Quartier aussehen könnte. „Das ist hochintere­ssant für die Stadtplanu­ng, Beispiel: Nahwärme“, sagt Walter Göppel. Auch die künftige Mobilität dort werde ein Thema sein. „Beim Klimaschut­z birgt die Energieein­sparung das größte Potenzial für die Zukunft“, ergänzt Wangens OB Michael Lang. Und: „Es ist ein Versuch mit der Frage: Taugt ein solches Quartiersk­onzept auch für andere Siedlungsg­ebiete?“

Nach den Vorarbeite­n in diesem Jahr schreibt die Energieage­ntur ab Anfang 2019 alle betroffene­n Gebäudeeig­entümer an, im März/April soll es eine Infoverans­taltung geben, danach will die Agentur, die von der Kreisspark­asse Ravensburg unterstütz­t wird, auch auf das Gewerbe zugehen, informiere­n und Daten erheben. In eineinhalb Jahren soll das Quartiersk­onzept für Waltersbüh­l fertig sein, dann soll der Gemeindera­t entscheide­n, wie es mit den gewonnenen Ergebnisse­n weitergeht.

 ?? ARCHIVFOTO: LINSENMAIE­R/BEARBEITUN­G: FEY ?? Ein Blick von oben auf das Quartier Waltersbüh­l aus dem Jahr 2015. Die weißen Linien umranden den Geltungsbe­reich des Konzepts. Rechts verläuft die Grenze entlang der Max-Fischer-Straße, die nicht mehr im Bild ist.
ARCHIVFOTO: LINSENMAIE­R/BEARBEITUN­G: FEY Ein Blick von oben auf das Quartier Waltersbüh­l aus dem Jahr 2015. Die weißen Linien umranden den Geltungsbe­reich des Konzepts. Rechts verläuft die Grenze entlang der Max-Fischer-Straße, die nicht mehr im Bild ist.
 ?? FOTO: BERND TREFFLER ?? Walter Göppel (rechts) von der Energieage­ntur Ravensburg übergab die Wangener Wärmebedar­fskarte jetzt im Rathaus an die Stadt (von links): Ludwig Petzoldt und Melanie Griebe vom Planungsam­t, Bauamtslei­terin Astrid Exo, OB Michael Lang und Joachim Gambach von der Kreisspark­asse Ravensburg.
FOTO: BERND TREFFLER Walter Göppel (rechts) von der Energieage­ntur Ravensburg übergab die Wangener Wärmebedar­fskarte jetzt im Rathaus an die Stadt (von links): Ludwig Petzoldt und Melanie Griebe vom Planungsam­t, Bauamtslei­terin Astrid Exo, OB Michael Lang und Joachim Gambach von der Kreisspark­asse Ravensburg.

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