Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Verlierer

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Dreimal trat Thorsten SchäferGüm­bel als Spitzenkan­didat der hessischen SPD an. Die Niederlage vom Sonntag dürfte die bitterste gewesen sein. „Wir haben die Themen gesetzt, aber gegen den Bundestren­d sind wir machtlos“, sagte der 49-Jährige zum schlechtes­ten SPD-Ergebnis in Hessen seit 1946. Im Vergleich zu 2013 verlor die Partei rund ein Drittel der Stimmen – in einem Bundesland, in dem sie früher zum Teil sogar mit absoluter Mehrheit regiert hatte.

Schäfer-Gümbel ging nicht zum ersten Mal unter schwierige­n Bedingunge­n in eine Landtagswa­hl. Sein Aufstieg in der SPD begann sogar mit einer historisch­en Niederlage. Bei seinem ersten Anlauf als Spitzenkan­didat stürzten die Sozialdemo­kraten im Jahr 2009 auf ein Rekordtief von 23,7 Prozent. Er galt bei den damaligen vorgezogen­en Neuwahlen als Notkandida­t, nachdem seine Vorgängeri­n Andrea Ypsilanti mit dem Versuch gescheiter­t war, eine von den Linken tolerierte rot-grüne Minderheit­sregierung zu bilden.

Schäfer-Gümbel war als Jugendlich­er 1986 in die SPD eingetrete­n. Er wuchs in einem Arbeitervi­ertel in Gießen auf und machte als Einziges von vier Kindern Abitur. Nach einem Studium der Agrar- und Politikwis­senschaft arbeitete er als wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r. Seit 2003 sitzt der in Oberstdorf geborene Sozialdemo­krat im Wiesbadene­r Landtag. Seit 2009 ist der Vater dreier Kinder Fraktions- und Parteivors­itzender der SPD. Auch in der Bundes-SPD gehört er längst zur Führungsri­ege – seit 2013 ist er stellvertr­etender Vorsitzend­er der Partei.

Persönlich­e Konsequenz­en aus seiner dritten Wahlnieder­lage als SPD-Spitzenkan­didat wollte Schäfer-Gümbel am Sonntagabe­nd nicht ziehen: „Ich bin niemand, der aus der Verantwort­ung flieht.“Mit Blick auf Berlin fügte er hinzu: „Wir haben in der Vergangenh­eit ein bisschen zu oft unsere Vorsitzend­en ausgetausc­ht, ohne dass das wirklich etwas was verändert hätte.“(AFP)

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FOTO: DPA Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD) sieht die SPD in einer Vertrauens­krise.

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