Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mager, aber trotzdem nett
Liederabend light in Weingarten: Wenn Johnny Cash auf Skandal und Biber trifft
WEINGARTEN - Mit kleinem Besteck und vor kleinem Publikum hat am vergangenen Freitagabend das Trio „Cash & more“in der Kulturbar Impuls in Weingarten gespielt. Knapp 20 Fans waren gekommen, ein paar offenbar, weil sie sich viel Johnny Cash-Songs erhofften, bei diesem kostenlosen Konzert. Fabian Mroz und seine beiden Mitstreiter jedoch hatten vor allem Spider-MurphyLiedgut im Gepäck.
Nun muss man wissen, dass „Mr Fabulous“, wie sich der Leutkircher Liedermacher Fabian Mroz nennt, am darauf folgenden Abend eine CDRelease-Party in Aulendorf spielt – und so offenbar das schnuckelige Ambiente und die wohlwollenden Zuschauer in der Impuls-Bar nutzt, um noch den letzten Feinschliff vorzunehmen, bevor es in der Schlossbrauerei ums Ganze geht. Das angekündigte „Beste von Johnny Cash“jedenfalls kommt etwas zu kurz, beim Auftritt in Weingarten.
Nun gut, man will nicht unken – und einem geschenkten Gaul schaut der Schwabe bekanntlich nicht ins Maul. Ein eigens aus Bad Wurzach angereister Musikerkollege jedoch zeigt sich enttäuscht, hüstelnd und wortreich schwadronierend will er sich selbstverständlich nicht zu Kollegenschelte hinreißen lassen. Aber mager sei das Dargebotene doch, sagt er. Ein junger Mann, offenkundig Student und liberal, findet „Cash and more“„trotzdem nett“. Ein Paar aus der überschaubaren Runde geht in der ersten Pause nach draußen und kommt auch nicht wieder.
Fußstampfen bringt nichts
„Niemals aufgeben“, heißt eines der ersten Lieder, mit dem Fabian Mroz, seine Bassistin Steffi und Drummer bzw Cash-Vocalist Andi in den Abend einsteigen. Und das sollten die drei Musiker auch nicht. Aber wundern darf man sich als Zuschauer durchaus. Über die Base-Drum, die aussieht wie die Kinder-ComicZeichnung eines Schlagzeuges und rhythmisch Dampf macht („stupide“murmelt ein Kenner). Über das Stimmchen von Steffi, auf dem anfangs noch viel Sorge und Zurückhaltung liegen – was sich erst nach ein paar Liedern leidlich legt. Und darüber, dass das Set nicht so richtig fett klingt – trotz Andis bayuwarischem Zungenschlag, der für das knödelige Timbre im Country-Style der CashSongs unabdingbar ist.
Da hilft das beinahe manische Fußstampfen von Mr Fabulous nicht. Da hilft der solide gemachte CashKlassiker „Man in Black“nicht. Auch kein Pink-Floyd-Evergreen namens „Wish you were here“, zu dem ein hingerissener Fan einst schrieb: „Es gibt ein Problem mit diesem Song er endet“. Was beim Cash & moreAbend nicht endet, das sind die Spider-Murphy-Songs (ein hölzernes, viel zu langsames Cover von „Skandal im Sperrbezirk“macht den Anfang) und die eigenen Stücke. Der Biber-Song – „inspiriert von einer Zeit, als wir viel in Biberach gespielt haben“, wie Fabian Mroz erzählt- beispielsweise bedürfte einer kritischen Betrachtung: textlich schlicht („in meinem Traum war ich ein Biber – so einen Traum hatt‘ ich nie wieder“), im Plot nicht nachvollziehbar, musikalisch überschaubar. Sprich, der Biber könnte schnell unter die Rubrik „Lieder, die die Welt nicht braucht“fallen.
Fulminanter Spider-Murphy-Abend
Da tun sich die drei Musiker in der Tat leichter, Coverversionen zu spielen. Robbie Williams wird bemüht. Auch John Denvers Gänsehaut-Garant „Leaving on a Jet Plane“und der Lagerfeuer-Hit „Country Road“. Bei Queens „39“argumentiert Mr Fabulous sehr vernünftig, sie hätten sich an einem Lied versucht, dessen Gesang nicht grad von einer so außergewöhnlichen Stimme wie der von Freddie Mercury gesungen werde.
Aber woran es eigentlich krankt, bei „Cash & more“, das sind nicht das fehlende musikalische Talent oder das unbedingte Engagement (immerhin hat sich Steffi extra noch die Fingernägel geschnitten, damit sie Gitarre spielen kann, wie sie erzählt) – es ist vermutlich das Unvermögen, vorzudringen in die Seele eines Liedes. Da kann manchmal weniger nämlich mehr sein. Mr Fabulous sei auf jeden Fall an dieser Stelle gewünscht, dass er – in welcher Formation auch immer – einen fulminanten Spider-Murphy-Partyabend erlebt habe.