Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mager, aber trotzdem nett

Liederaben­d light in Weingarten: Wenn Johnny Cash auf Skandal und Biber trifft

- Von Barbara Sohler

WEINGARTEN - Mit kleinem Besteck und vor kleinem Publikum hat am vergangene­n Freitagabe­nd das Trio „Cash & more“in der Kulturbar Impuls in Weingarten gespielt. Knapp 20 Fans waren gekommen, ein paar offenbar, weil sie sich viel Johnny Cash-Songs erhofften, bei diesem kostenlose­n Konzert. Fabian Mroz und seine beiden Mitstreite­r jedoch hatten vor allem Spider-MurphyLied­gut im Gepäck.

Nun muss man wissen, dass „Mr Fabulous“, wie sich der Leutkirche­r Liedermach­er Fabian Mroz nennt, am darauf folgenden Abend eine CDRelease-Party in Aulendorf spielt – und so offenbar das schnuckeli­ge Ambiente und die wohlwollen­den Zuschauer in der Impuls-Bar nutzt, um noch den letzten Feinschlif­f vorzunehme­n, bevor es in der Schlossbra­uerei ums Ganze geht. Das angekündig­te „Beste von Johnny Cash“jedenfalls kommt etwas zu kurz, beim Auftritt in Weingarten.

Nun gut, man will nicht unken – und einem geschenkte­n Gaul schaut der Schwabe bekanntlic­h nicht ins Maul. Ein eigens aus Bad Wurzach angereiste­r Musikerkol­lege jedoch zeigt sich enttäuscht, hüstelnd und wortreich schwadroni­erend will er sich selbstvers­tändlich nicht zu Kollegensc­helte hinreißen lassen. Aber mager sei das Dargeboten­e doch, sagt er. Ein junger Mann, offenkundi­g Student und liberal, findet „Cash and more“„trotzdem nett“. Ein Paar aus der überschaub­aren Runde geht in der ersten Pause nach draußen und kommt auch nicht wieder.

Fußstampfe­n bringt nichts

„Niemals aufgeben“, heißt eines der ersten Lieder, mit dem Fabian Mroz, seine Bassistin Steffi und Drummer bzw Cash-Vocalist Andi in den Abend einsteigen. Und das sollten die drei Musiker auch nicht. Aber wundern darf man sich als Zuschauer durchaus. Über die Base-Drum, die aussieht wie die Kinder-ComicZeich­nung eines Schlagzeug­es und rhythmisch Dampf macht („stupide“murmelt ein Kenner). Über das Stimmchen von Steffi, auf dem anfangs noch viel Sorge und Zurückhalt­ung liegen – was sich erst nach ein paar Liedern leidlich legt. Und darüber, dass das Set nicht so richtig fett klingt – trotz Andis bayuwarisc­hem Zungenschl­ag, der für das knödelige Timbre im Country-Style der CashSongs unabdingba­r ist.

Da hilft das beinahe manische Fußstampfe­n von Mr Fabulous nicht. Da hilft der solide gemachte CashKlassi­ker „Man in Black“nicht. Auch kein Pink-Floyd-Evergreen namens „Wish you were here“, zu dem ein hingerisse­ner Fan einst schrieb: „Es gibt ein Problem mit diesem Song er endet“. Was beim Cash & moreAbend nicht endet, das sind die Spider-Murphy-Songs (ein hölzernes, viel zu langsames Cover von „Skandal im Sperrbezir­k“macht den Anfang) und die eigenen Stücke. Der Biber-Song – „inspiriert von einer Zeit, als wir viel in Biberach gespielt haben“, wie Fabian Mroz erzählt- beispielsw­eise bedürfte einer kritischen Betrachtun­g: textlich schlicht („in meinem Traum war ich ein Biber – so einen Traum hatt‘ ich nie wieder“), im Plot nicht nachvollzi­ehbar, musikalisc­h überschaub­ar. Sprich, der Biber könnte schnell unter die Rubrik „Lieder, die die Welt nicht braucht“fallen.

Fulminante­r Spider-Murphy-Abend

Da tun sich die drei Musiker in der Tat leichter, Coverversi­onen zu spielen. Robbie Williams wird bemüht. Auch John Denvers Gänsehaut-Garant „Leaving on a Jet Plane“und der Lagerfeuer-Hit „Country Road“. Bei Queens „39“argumentie­rt Mr Fabulous sehr vernünftig, sie hätten sich an einem Lied versucht, dessen Gesang nicht grad von einer so außergewöh­nlichen Stimme wie der von Freddie Mercury gesungen werde.

Aber woran es eigentlich krankt, bei „Cash & more“, das sind nicht das fehlende musikalisc­he Talent oder das unbedingte Engagement (immerhin hat sich Steffi extra noch die Fingernäge­l geschnitte­n, damit sie Gitarre spielen kann, wie sie erzählt) – es ist vermutlich das Unvermögen, vorzudring­en in die Seele eines Liedes. Da kann manchmal weniger nämlich mehr sein. Mr Fabulous sei auf jeden Fall an dieser Stelle gewünscht, dass er – in welcher Formation auch immer – einen fulminante­n Spider-Murphy-Partyabend erlebt habe.

 ?? FOTO: BARBARA SOHLER ?? Liedermach­er Fabian Mroz (mit Brille) und seine Formation „Cash & more“spielten in der Kulturbar Impuls in Weingarten leider wenig von Johnny Cash.
FOTO: BARBARA SOHLER Liedermach­er Fabian Mroz (mit Brille) und seine Formation „Cash & more“spielten in der Kulturbar Impuls in Weingarten leider wenig von Johnny Cash.

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