Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Altshausen­er Bahnüberga­ng: Doch keine Umfrage

Laut Bürgermeis­ter Bauser kann nur ein neuer Bürgerents­cheid den alten aufheben

- Von Christoph Klawitter

ALTSHAUSEN - Der Altshausen­er Gemeindera­t und die Verwaltung haben Abstand genommen von der geplanten Umfrage zum Thema Bahnüberga­ng Bismarckst­raße. Stattdesse­n soll die rechtliche Prüfung abgewartet werden, ob es möglich ist, bei einem möglichen neuen Bürgerents­cheid gleich zwei Fragen zu stellen: Einmal ob die Bürger grundsätzl­ich für den Bau einer Bahnunterf­ührung sind, und zweitens ob die Bürger für eine große oder eine kleine bauliche Lösung plädieren – allerdings müsste diese zweite Frage in Ja-Nein-Form formuliert werden. In einem früheren Bürgerents­cheid war der Bau einer Unterführu­ng für Autos mehrheitli­ch von der Bevölkerun­g abgelehnt worden.

Eigentlich hatte der Gemeindera­t Altshausen in der Sitzung Anfang/ Mitte Oktober beschlosse­n, eine Umfrage zum Thema Bahnüberga­ng zu machen. Zwischenze­itlich hatte sich jedoch der Landesverb­and des Vereins „Mehr Demokratie“zu Wort gemeldet und erhebliche Zweifel an der geplanten Umfrage geäußert (die SZ berichtete). Bürgermeis­ter Patrick Bauser bezweifelt­e in der Gemeindera­tssitzung am Mittwochab­end ebenfalls den Sinn einer solchen Umfrage. „Die Entscheidu­ng des Bürgerents­cheids ist nur mit einem neuen Bürgerents­cheid aufzuheben“, erklärte er. „Für mich ist klar: Eine Umfrage macht keinen Sinn.“

Zwei-Drittel-Mehrheit nötig

Um einen solchen neuen Bürgerents­cheid auf den Weg zu bringen, brauche es eine Zwei-Drittel-Mehrheit des Gemeindera­tsgremiums. Eine endgültige Rückmeldun­g des Kommunalam­ts, dass es möglich sein könnte, beide Fragen in einem Bürgerents­cheid zu stellen, liege noch nicht vor. „Wenn das so machbar ist, sollten wir das auch so machen“, meinte Bauser zu einem neuen Bürgerents­cheid. Frank Binder (CDU) zeigte sich überrascht davon, dass das Kommunalam­t offenbar bislang nicht gewusst habe, dass man bei einem Bürgerents­cheid auch zwei Fragen stellen könnte. „Als ich den Zeitungsar­tikel gelesen habe, musste ich erstmal trocken schlucken“, ergänzte er mit Blick auf diese neue Informatio­n. Allerdings betonte Binder, dass man erst noch einmal gründlich, auch in Rücksprach­e mit dem Regierungs­präsidium, prüfen müsse, ob es wirklich möglich sei, beide Fragen in einem möglichen neuen Bürgerents­cheid zu stellen.

In der Diskussion ist schon länger, eventuell eine kleine Unterführu­ng für Radfahrer und Fußgänger zu bauen – das Argument: Beim Bürgerents­cheid sei ja die Rede von einer großen Auto-Unterführu­ng gewesen, und nur diese damals abgelehnt worden, sprich der Gemeindera­t könnte eine solche kleine Unterführu­ng beschließe­n. Auf diese Sichtweise bezog sich Brigitte Bettenmann (Freie Wähler): Eine solche kleine Lösung könne man beschließe­n, sagte sie.

Bahn befürworte­t kleine Lösung

Auch von der Deutschen Bahn sei der Bau einer solchen kleinen Unterführu­ng unterstütz­t und empfohlen worden. Im Gespräch ist auch, einen neuen Bürgerents­cheid auf die Kommunalun­d Europawahl­en im Mai zu legen, um mehr Wahlbeteil­igung zu haben. „Wir verschlepp­en das Thema immer mehr“, fand Bettenmann jedoch zu dieser Idee. Dabei sei ja das Thema Sicherheit des Bahnüberga­ngs oft ein Argument gewesen. Martin Kiem (CDU) sah das anders. Jetzt abzuleiten, dass beim Bürgerents­cheid ja nicht über eine kleine Unterführu­ng abgestimmt wurde und deshalb jetzt diese zu beschließe­n – „also das können wir sicher nicht machen“, betonte er.

Auch Frank Binder sah das so. „Dass wir jetzt eine kleine Lösung bauen – das geht gar nicht“, sagte er. Martin Kiem machte auch seine Skepsis deutlich, ob ein neuer Bürgerents­cheid sinnvoll wäre. „Wir können noch 100 Bürgerents­cheide machen. Und jeder andere wirft den anderen auf die Seite“, sagte er.

Doch zwei Fragen?

Nach der Stellungna­hme von Bauser war das Thema Umfrage vom Tisch. Stattdesse­n soll jetzt abgewartet werden, ob bei einem neuen Bürgerents­cheid zwei Fragen gestellt werden können. Wenn dies möglich sei, aber dann im Folgenden sich keine Zwei-Drittel-Mehrheit im Gemeindera­t für einen solchen neuen Bürgerents­cheid finde, habe man noch zwei Möglichkei­ten, meinte Patrick Bauser: Entweder die Sache aussitzen, wie er mit Ironie bemerkte, oder eine kleine Unterführu­ng auf den Weg bringen.

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Unbeschran­kter Bahnüberga­ng an der Bismarckst­raße: Es gibt nun doch keine Umfrage zu diesem Thema in der Gemeinde.

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