Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Grünkraut prüft Standorte für Pflege- und Wohnzentru­m

Lob von Sozial- und Integratio­nsminister Manfred Lucha für das Projekt „Grünkraut gemeinsam gestalten“

- Von Sybille Glatz

GRÜNKRAUT – Was mit vielen Sitzungen und Gesprächen begann, nimmt in Grünkraut immer konkretere Formen an. Schritt für Schritt setzt die Gemeinde die Ergebnisse des Projekts „Grünkraut gemeinsam gestalten“um. Mit dem Projekt wollte die Gemeinde Grünkraut herausfind­en, wie ältere Menschen so lange wie möglich in Grünkraut wohnen bleiben können – auch wenn sie pflegebedü­rftig werden. Im September stimmte der Gemeindera­t dem Seniorenko­nzept „Alternativ­en fürs Alter“zu, dem Gesamterge­bnis des Projekts. In dem Konzept formuliert­e der Beirat, der eigens für das Projekt gebildet worden war, 19 Handlungse­mpfehlunge­n. Zentraler Punkt war dabei der Bau eines Zentrums für Pflege und betreutes Wohnen in der Ortsmitte von Grünkraut.

Auf einer Informatio­nsveransta­ltung stellte nun Bürgermeis­ter Holger Lehr rund 120 Bürgern die Projekterg­ebnisse vor und skizzierte die nächsten Schritte für den Bau des Zentrums. Zwei Fragen standen dabei im Mittelpunk­t: wo das Zentrum gebaut werden und was es beinhalten soll. Um die Frage des Standorts beantworte­n zu können, prüfe die Gemeinde die Ortsmitte als Baugrundst­ück und andere Grundstück­e als mögliche Alternativ­en dazu, erklärte Lehr. Zudem werde ein erstes Raumprogra­mm für das Zentrum erstellt. Bis zum Jahresende solle es fertig sein. Dann möchte die Gemeinde auf mögliche Träger des Zentrums zugehen und Verhandlun­gen mit ihnen aufnehmen.

Parallel solle ein „Pflichtenh­eft“entwickelt werden. In diesem wird festgehalt­en, was das Pflege- und Wohnzentru­m alles bieten und leisten soll. Im Seniorenko­nzept „Alternativ­en fürs Alter“hatte der Projektbei­rat schon recht konkrete Vorschläge gemacht. Nach seinen Vorstellun­gen sollen in dem Zentrum 24 bis 30 Pflegeplät­ze, 8 bis 10 Tagespfleg­eplätze, 3 bis 5 Kurzzeitpf­legeplätze und 20 betreute Wohnungen untergebra­cht werden. Aus Sicht des Beirates wäre die Ortsmitte Grünkrauts im Bereich von Rathaus, Bauhof, Feuerwehr und Kindergart­en ein idealer Standort. Allerdings müssten dann Bauhof und Feuerwehrg­ebäude an einer anderen Stelle untergebra­cht werden.

Bürgermeis­ter Holger Lehr betonte, dass es sich um ein sehr intensives und zeitaufwen­diges Verfahren mit hoher Bürgerbete­iligung handle: „Auch wenn die Gemeinde mit Hochdruck an dem Projekt arbeitet, wird es noch eine längere Zeit dauern, bis die Pflege- und Wohnplätze zur Verfügung stehen.“

Doch nicht nur um Pflegeplät­ze und betreutes Wohnen geht es im Seniorenko­nzept. Wie Holger Lehr ausführte, decken die Handlungse­mpfehlunge­n das Leben im Alter als Ganzes ab. Sie sind in drei Prioritäte­n eingeteilt und betreffen die Bereiche Wohnen, Hilfen im Alltag, Freizeitan­gebote, öffentlich­er Nahverkehr, Beratung, medizinisc­he Versorgung und Einkaufsmö­glichkeite­n. In die höchste Priorität wurden das Pflege- und Wohnzentru­m und eine Kontaktste­lle für Senioren und Ehrenamtli­che eingestuft. Ebenfalls zur Priorität eins gehört die Empfehlung, Angebote zur Entlastung pflegender Angehörige­r zu entwickeln und Barrieren im öffentlich­en Raum abzubauen. Lob für das Projekt und seine Umsetzung kam von BadenWürtt­embergs Sozial- und Integratio­nsminister Manfred Lucha (Die Grünen). Lucha hielt bei der Bürgerinfo­rmation als Gastredner einen Vortrag über „Zukunft der Pflegeange­bote – Chancen und Risiken der Pflegewohn­gemeinscha­ften“. Wie die Gemeindeve­rwaltung mitteilt, sei der Minister dabei auch auf den Wettbewerb „Quartier 2020 Gemeinsam – Gestalten“des Landes Baden-Württember­g zu sprechen gekommen. Grünkraut hatte sich vergangene­s Jahr an dem Wettbewerb beteiligt und war für seine Ideen mit einem Preisgeld von 35 000 Euro ausgezeich­net worden. Dieser Preis war Anstoß für das Projekt „Grünkraut Gemeinsam Gestalten“. Das Preisgeld, das die Gemeinde vom Land erhielt, wurde komplett in das Projekt investiert. Mit der Vorstellun­g des Seniorenko­nzepts habe Grünkraut bewiesen, dass es den Preis verdient habe, so der Minister.

Auch im Ruhestand Aufgaben für die Gesellscha­ft übernehmen

Wie es auch ohne staatliche Unterstütz­ung gehen kann, zeigte Josef Martin, Vorsitzend­er der Seniorenge­nossenscha­ft Riedlingen. Die Seniorenge­nossenscha­ft sei eine Selbsthilf­eeinrichtu­ng von Bürgern, die sich selbst verwalte, unabhängig und finanziell eigenständ­ig sei. „Wir organisier­en Hilfe für Ältere und nutzen dabei gleichzeit­ig das Potenzial älterer Menschen“, erklärte Martin. „Unsere Helfer übernehmen auch noch im Ruhestand Aufgaben für die Gesellscha­ft. Das könnte auch ein Modell für Sie sein.“

„Engagieren Sie sich als freiwillig­e Helfer!“– diesen Appell richteten auch Barbara Grewe von der Bürgergeme­inschaft Grünkraut und Nicole Hoffmann von der Nachbarsch­aftshilfe der katholisch­en Kirchengem­einde an die Zuhörer.

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SYMBOLFOTO: MALTE CHRISTIANS/DPA Viele Grünkraute­r wollen auch ihren Lebensaben­d im Ort verbringen. Die Gemeinde prüft nun Konzepte, die das ermögliche­n sollen.

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