Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auf den Spuren von Sophie Scholl

Studienfah­rtteilnehm­er besichtige­n in Ulm Schauplätz­e der NS-Zeit

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WEINGARTEN (sz) - Der Asta der Pädagogisc­hen Hochschule (PH) Weingarten hat zusammen mit dem Studentenw­erk „Weiße Rose“eine Studienfah­rt nach Ulm organisier­t. Dabei wurde die KZ-Gedenkstät­te Oberer Kuhberg besichtigt, heißt es in der Pressemitt­eilung. Hier betrieben die Nationalso­zialisten in einer alten Festungsan­lage von November 1933 bis Juli 1935 eines der „frühen“Konzentrat­ionslager – als Nachfolgel­ager des ersten KZ in Württember­g auf dem Heuberg, in das gleich im März 1933 die meisten opposition­ellen Kommuniste­n und Sozialdemo­kraten Oberschwab­ens eingeliefe­rt worden waren.

Laut Mitteilung besichtigt­en die Teilnehmer diese „Umerziehun­gslager“, in denen die „Schutzhäft­linge“durch willkürlic­he Misshandlu­ngen und Schikanen gebrochen werden sollten. Unter unmenschli­chen Bedingunge­n wurden ungefähr 600 Männer – unter ihnen auch Walter Sprinz und Willi Weigold aus Ravensburg – gequält, auch wenn sie nicht wie in späteren Lagern durch Arbeit, Folter und Erschießun­gen umgebracht wurden.

Der zweite Teil der Studienfah­rt bestand, so die Pressemitt­eilung, in einer Stadtführu­ng durch die Ulmer Innenstadt unter dem Thema „Auf den Spuren der Widerstand­sfamilie Scholl“. Diese begann auf dem Münsterpla­tz, wo die Scholls von 1939 bis Februar 1943 im Haus Nr. 12 wohnten. Heute befindet sich vor dem Neubau eine Stelle mit dem Logo der Weißen Rose und dem Zitat aus ihrem sechsten Flugblatt: „Wir schweigen nicht. Wir sind Euer böses Gewissen.“

Bei der Exkursion erfuhren die Teilnehmer laut Mitteilung auch, dass die jugendlich­en Scholls knapp zehn Jahre vor ihrem Widerstand noch von den Aufmärsche­n der Nazis auf dem Münsterpla­tz fasziniert gewesen waren. Hans und Sophie wurden demnach taffe Gruppenfüh­rer in der Hitlerjuge­nd und dem Bund deutscher Mädchen. Später kam es dann zum Bruch, und 1937 wurden sie für kurze Zeit inhaftiert. 6 Jahre später – nach der Hinrichtun­g der Geschwiste­r Scholl in München – kam die ganze Familie von Februar bis Juni 1943 in „Sippenhaft“in die Justizvoll­zugsanstal­t im Frauengrab­en 4.

Die Exkursion gewährte, so die Pressemitt­eilung, viele Einblicke in die Themen Unterdrück­ung und Widerstand, führte an Denkorte in der Großstadt Ulm und stellte Bezüge zur Region her. Zum Beispiel nach Krauchenwi­es, wo Sophie Scholl ihren Arbeitsdie­nst ableistete, oder Aulendorf, wo sie opposition­elle Literatur bezog.

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FOTO: PRIVAT Eingang zur KZ-Gedenkstät­te Oberer Kuhberg in der 1850 erbauten Festungsan­lage.

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