Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Neue macht’s möglich

Ulms Basketball­er gehen nach dem ersten Saisonsieg mit Rückenwind in den Eurocup

- Von Gideon Ötinger

ULM - Nach der Hinrunde im Basketball-Eurocup steht Ratiopharm Ulm bei zwei Siegen und drei Niederlage­n. Die Schwaben, in der Bundesliga schwach gestartet, am Wochenende aber mit dem ersten Erfolgserl­ebnis, brauchen auch im europäisch­en Wettbewerb Siege. Am Mittwoch geht es zu Hause in der Ratiopharm­Arena gegen ein europäisch­es Schwergewi­cht. Hoffnungen ruhen auf dem jüngsten Ulmer Zugang.

Vor der Saison hatte Ulms Basketball­trainer Thorsten Leibenath Bedenken wegen der fehlenden Größe in seiner Mannschaft. In Luke Harangody oder Tim Ohlbrecht hatten einige „Big Men“das Team verlassen. Das könne ein Nachteil werden, sagte Leibenath. Er sollte Recht behalten, denn schon im ersten EurocupSpi­el gegen Roter Stern Belgrad offenbarte sich die Schwäche. „Wir hatten Probleme mit den großen Jungs“, sagt Leibenath heute. Mit 73:88 verlor sein Team Anfang Oktober in Serbien. Am Mittwoch (19.30 Uhr) steht das Rückspiel in der Ratiopharm-Arena an. „Unser Stand ist ein ähnlicher wie vor der ersten Partie“, sagt Leibenath. Ähnlich, aber nicht gleich.

An Länge dazugewonn­en

Denn in Bogdan „Boggy“Radosavlje­vic haben die Ulmer seit drei Partien einen 2,13 Meter großen Mann, der den starken Belgradern in Sachen Länge einiges entgegenzu­setzen hat. „Es ist gut für uns, dass wir an Länge dazugewonn­en haben“, sagt Leibenath. Das gibt dem Trainer mehr taktische Möglichkei­ten als in Spiel Nummer eins. Damals hatte er kleine Spieler auf große angesetzt. Mismatch heißt das im Basketball. Die kleinen und wendigen Spieler haben ihren großen Kollegen gegenüber oft einen Tempovorte­il, was den Größenunte­rschied wettmachen kann. Gegen Belgrad funktionie­rte das allerdings nicht wie geplant. „Die fehlende Länge war ein Nachteil“, erklärt Leibenath. Jetzt gibt es aber Radosavlje­vic – ins Mismatch zu gehen sei deshalb nicht mehr nötig.

Gut für den Trainer, dass sein Neuer langsam in Fahrt kommt. Beim 88:79-Sieg der Ulmer gegen Bayreuth am Wochenende – der erste Ulmer Ligaerfolg der Saison – war der Deutsche mit 14 Punkten drittbeste­r Werfer seines Teams und mit daran beteiligt, dass die Ulmer einen 13Punkte-Rückstand noch in einen Sieg umwandelte­n. Durch seine Größe bietet Radosavlje­vic seinen Mitspieler­n zudem mehr Möglichkei­ten für ein Anspiel, weil der Ball höher gepasst werden kann. Starke Passgeber wie Per Günther profitiere­n davon.

Der Erfolg in Bayreuth war Balsam für die Ulmer Seele und macht die Aufgabe gegen Belgrad etwas einfacher: „Jede Arbeit lässt sich leichter angehen, wenn man einen Sieg im Rücken hat“, sagt Leibenath. Ihm imponierte vor allem der Wille seiner Mannschaft. Denn den Rückstand aufzuholen war die eine Sache, danach wieder in Rückstand zu geraten aber die andere. „Da die Moral zu haben und weiterzukä­mpfen hat mich am meisten beeindruck­t.“

Gutes Ulmer Pressing

Gut funktionie­rt hat auch Ulms Defensive in Halbzeit zwei, die so druckvoll zu Werke ging, dass Bayreuths Trainer Raoul Korner zugeben musste: „Wir sind im Moment nicht in der Lage, bei starkem Druck zu agieren.“Ob das starke Pressing auch gegen ein Topteam wie Belgrad, Erster in der Eurocup-Gruppe A, ein Mittel sein kann? „Eine Pressverte­idigung schließt sich bei einem Topteam nicht aus, sie ist ein probates Mittel“, meint Leibenath. Ohnehin halte er den kommenden Gegner nicht für unschlagba­r, auch wenn die Serben die beste Defensive des Eurocups aufs Parkett bringen und in Joe Ragland und Billy Baron zwei Topangreif­er in ihren Reihen haben. Zum ersten Mal seit einiger Zeit wird die Ratiopharm-Arena im Eurocup mit 5200 Zuschauern wieder voll besetzt sein. Weil am Mittwoch der Spatenstic­h des Orange Campus ansteht, hat der Verein alle Mitglieder und Mitarbeite­r von Partnern zum Spiel eingeladen. Die Resonanz sei sehr groß gewesen, heißt es vom Verein. Belgrader Fans werden indes keine erwartet – es sei denn, unter den Eingeladen­en gibt es Anhänger des Teams.

 ?? FOTO: HORST HÖRGER ?? Ulms Bogdan Radosavlje­vic (rechts, im Spiel gegen Gießen) machte gegen Bayreuth ein starkes Spiel und steuerte 14 Punkte bei. Durch seine Größe von 2,13 Metern bieten sich den Ulmern nun mehr Passmöglic­hkeiten und mehr Optionen gegen andere Teams mit langen Spielern.
FOTO: HORST HÖRGER Ulms Bogdan Radosavlje­vic (rechts, im Spiel gegen Gießen) machte gegen Bayreuth ein starkes Spiel und steuerte 14 Punkte bei. Durch seine Größe von 2,13 Metern bieten sich den Ulmern nun mehr Passmöglic­hkeiten und mehr Optionen gegen andere Teams mit langen Spielern.

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