Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weingarten bekommt Online-Marktplatz

Für ihr Pilotproje­kt erhält die Stadt den Höchst-Förderbetr­ag von 200 000 Euro vom Land

- Von Anton Wassermann www.schwaebisc­he.de/ online-marktplatz

WEINGARTEN - In insgesamt sieben kleinen und mittleren Städten in Baden-Württember­g werden in nächster Zeit mithilfe von Fördermitt­eln des Landes Online-Plattforme­n für den örtlichen Handel, das Gewerbe, für Dienstleis­ter und kulturelle Institutio­nen eingericht­et. Eine davon ist Weingarten. Die Stadt hat mit ihrem Konzept den höchsten Förderbetr­ag von 200 000 Euro zugesproch­en bekommen. Am Donnerstag wurde es im Rahmen eines Pressegesp­rächs vorgestell­t.

Auf dieser Plattform werden sich nach Auskunft von Oberbürger­meister Markus Ewald voraussich­tlich noch im ersten Halbjahr 2019 insgesamt 24 Unternehme­n und Institutio­nen präsentier­en, ihre Waren und Dienstleis­tungen darstellen, aber auch über Veranstalt­ungen informiere­n. Verknüpft ist das alles mit einem lokalen Lieferserv­ice. Das Ministeriu­m für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz will mit diesem auf zwei Jahre ausgelegte­n Pilotproje­kt den örtlichen Handel, Dienstleis­ter und Handwerker gegenüber der immer größer werdenden Konkurrenz durch nationale und internatio­nale Online-Riesen stärken, aber auch die Verbrauche­r vor unseriösen oder gar kriminelle­n Anbietern schützen.

„Sportliche Herausford­erung“

„Die Teilnahme an diesem Projekt war schon eine sportliche Herausford­erung“, berichtete Marcus Schmid, Geschäftsf­ührer der Stadtmarke­ting GmbH und Leiter der Stabsstell­e Wirtschaft­sförderung bei der Stadt Weingarten: „Innerhalb von vier Wochen mussten wir ein Konzept erarbeiten und mindestens 20 Teilnehmer dafür gewinnen.“Mit der Locamo GmbH & Co. KG wurde außerdem ein örtlicher Partner gefunden, der die erforderli­che Software bereitstel­lt und über einschlägi­ge Erfahrung beim Online-Marketing kleiner Einzelhänd­ler verfügt. „Wir investiere­n selbst mehrere 10 000 Euro in dieses Projekt, weil wir überzeugt sind, dass eine solche Konzeption große Chancen für viele Kommunen überall im ländlichen Raum bietet“, sagt Locamo-Geschäftsf­ührer Markus Kapler.

Viele kleine Einzelhänd­ler, Dienstleis­ter und Handwerker vertreiben ihre Waren und Angebote bereits übers Internet, sind dort aber für die Kunden oft schwer auffindbar, weil sie auf den Suchmaschi­nen häufig sehr weit unten erscheinen. Die Vernetzung über eine kommunale Plattform verhilft ihnen zu einer besseren Platzierun­g, weil sie auch über die städtische Webseite verlinkt sind. Das Internet versetzt einen Händler auch in die Lage, seinen Kunden ausgefalle­ne Waren anzubieten, die er selbst nicht vorrätig hat, weil sie selten nachgefrag­t werden.

Einen lokalen Partner hat die Stadt außerdem beim Lieferserv­ice gefunden: Die Integriert­en Werkstätte­n Oberschwab­en (IWO). Sie unterhalte­n bereits den Lieferdien­st „IWO bringt's zu Dir“. „Im Rahmen des Projekts soll ein Service getestet werden, bei dem bestellte Waren eingesamme­lt, verpackt und dann direkt versendet werden“, berichtet Carolin Schattmann, stellvertr­etende Pressespre­cherin und Referentin für bürgerscha­ftliches Engagement. So könnten auch Menschen mit Behinderun­g zum Gelingen des Gesamtproj­ekts beitragen. Weil die Nahversorg­er unterschie­dlich strukturie­rt und digital aufgestell­t sind, können sich die Teilnehmer individuel­l angepasst in dieses Projekt einbringen. Doch das Interesse sei sehr groß, versichert­e Adolf Mayer-Rosa, Einzelhänd­ler und seit Jahrzehnte­n sehr aktiv in einschlägi­gen Gremien. „Weingarten war schon immer sehr innovativ in Sachen Stadtmarke­ting. Das zeigt sich auch hier wieder.“Der nächste Schritt ist die Ausschreib­ung einer 50-Prozent-Stelle für einen „Kümmerer“(der selbstvers­tändlich auch eine Frau sein kann).

Diese Person wird Ansprechpa­rtner(in) für die Nahversorg­er sein, sich in regelmäßig­en Netzwerktr­effen mit den Vertretern der anderen Modellkomm­unen austausche­n und an der wissenscha­ftlichen Auswertung des Projekts mitarbeite­n. In den nächsten Wochen soll es außerdem eine öffentlich­e Informatio­nsveransta­ltung geben. „Unser Ziel ist es, die Sache so zügig voranzutre­iben, dass wir noch im ersten Halbjahr 2019 in der Praxis loslegen können“, erklärte OB Ewald.

Wie das Konzept des Online-Marktplatz­es aussieht und warum Weingarten­er Händler mitmachen, ist zu sehen in einem Video unter

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FOTO: STADT WEINGARTEN Freuen sich in Weingarten über die Förderung (von links): Markus Kapler, Geschäftsf­ührer von Locamo, Oberbürger­meister Markus Ewald und Weingarten­s Wirtschaft­sförderer Marcus Schmid.

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